• 23. Oktober 2016 · 03:42 Uhr

Ein Drink mit Eddie Irvine: Scharfe Kritik an Max Verstappen

"Schmutzig und sehr gefährlich": Eddie Irvine kritisiert das Zweikampfverhalten von Max Verstappen und sieht im 19-Jährigen keinen neuen Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Am Rande des Grand Prix der USA in Austin (Formel 1 2016 live im Ticker) sorgt das Zweikampfverhalten von Max Verstappen wieder einmal für Diskussionen. Nachdem er zuletzt in Suzuka in der letzten Runde Lewis Hamilton in den Notausgang geschickt hatte, eskalierte der Streit darüber, ob ein Spurwechsel noch erlaubt ist, wenn die sich duellierenden Fahrer schon auf der Bremse stehen. Die FIA hat nun ein Machtwort gesprochen: nicht länger erlaubt.

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Eddie Irvine findet, dass Max Verstappen an seinem Fahrverhalten arbeiten muss Zoom Download

Bereits vor der Sommerpause hatte sich Verstappen mit Kimi Räikkönen angelegt, mit einem Spurwechsel auf der Bremse vor der zweiten Kurve in Ungarn. Nach der Sommerpause fuhr er mit 300+ km/h zwischen Eau Rouge und Les Combes in Belgien zick-zack vor Räikkönens Nase. Danach platzte sogar dem "Iceman" der Kragen - zumal der aufmüpfige Red-Bull-Junior auch noch von den FIA-Rennkommissaren in Ruhe gelassen und nicht bestraft wurde.

In den Augen von Eddie Irvine, Beinahe-Weltmeister der Formel-1-Saison 1999 auf Ferrari, war Verstappens Aktion "schmutzig und sehr gefährlich" und nichts, wofür man Beifall klatschen sollte. Solche Manöver des 19-Jährigen seien "weder schwierig noch beeindruckend. Das Kind hat ein paar ganz gute Manöver gezeigt. Spa war keins davon", sagt er in der frisch veröffentlichten 16. Folge unserer Video-Interviewserie "Ein Drink mit Eddie Irvine".

Während Verstappens leidenschaftliche und teilweise harte Fahrweise bei den Zuschauern und auch bei vielen Berichterstattern gut ankommt und dementsprechend gewürdigt wird, vertritt Irvine den Standpunkt, dass der Red-Bull-Youngster in seiner Euphorie gebremst werden sollte. Denn praktisch alle Fahrer hätten laut Irvine die nötige Qualität, ein solches Zweikampfverhalten an den Tag zu legen, aber die Regeln haben das bisher verhindert.

"Jeder würde so fahren, wenn es erlaubt wäre", sagt er. "Das Problem ist: Die FIA hat das eigentlich abgedreht. Und jetzt drehen die Journalisten durch, weil Verstappen ja so jung und hungrig ist und es den großen Jungs richtig zeigt. Aber die großen Jungs haben für die Dinge, die er anstellt, alle schon mal Strafen bekommen. Sie wissen, dass das nicht erlaubt ist. Aber jetzt geht es plötzlich, denn dieser junge Kerl ist ja ach so unterhaltsam."

Trotz seiner scharfen Kritik hält Irvine große Stücke auf Verstappen. Er müsse sich nur seine Hörner abstoßen, um ein kompletter Rennfahrer zu werden: "Er ist ein bisschen wild, aber er ist ja auch noch jung. Manchmal bringt ihm das, was er anstellt, für sein Endergebnis nichts, sondern es kostet ihn eher was. Aber es ist gut für die Zuschauer. Und wenn er älter wird und ein paar Mal den Preis dafür gezahlt hat, dass er so ungestüm war, wird er das ablegen."

Parallelen zu Allzeit-Größen wie Ayrton Senna oder Michael Schumacher, die in ihren Karrieren ebenfalls diverse Kontroversen provoziert haben, möchte Irvine vermeiden: "Dafür ist es viel, viel zu früh", findet er und betont: "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Senna und Schumacher von ihrem Teamkollegen so regelmäßig geschlagen worden wären." Verstappen sei "sehr gut, aber Senna und Schumacher? Das sind große Fußstapfen."

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Suzuka 1993: Eddie Irvine schob auch selbst mal Gegner von der Strecke Zoom Download

Was die neue "Verstappen-Regel" angeht, die von der FIA ab dem Grand Prix der USA angewendet wird, vertritt Irvine den gleichen Standpunkt wie Mercedes-Sportchef Toto Wolff: Seiner Ansicht nach sollen die Fahrer solche Meinungsverschiedenheiten untereinander klären, bevor eine neue Regel dafür aufgeschrieben wird. Das habe er auch in seiner aktiven Karriere so praktiziert - und zwar gleich in seinem ersten Formel-1-Rennen.

"Ich habe Warwick in Suzuka einmal absichtlich angeschoben", antwortet Irvine auf die Frage nach dem schmutzigsten Manöver seiner eigenen Laufbahn. "Er hatte versucht, mich von der Strecke zu schieben, total illegal. Da will jemand schmutzig spielen? Also habe ich ihn einfach ins Kiesbett gedrängt, gleich in meinem ersten Grand Prix. Das war gegen die Regeln, aber er hatte es verdient. Er war in der Runde davor total daneben."

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