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Berger nimmt Verstappen in Schutz: "Erinnert mich an Senna"
Max Verstappen spaltet das Formel-1-Fahrerlager: Ist der Überflieger ein Talent, wie einst Ayrton Senna, oder einfach nur ein frecher Nachwuchsfahrer ohne Einsicht?
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen erlebt die Höhen und Tiefen einer Rennfahrerkarriere auf die harte Tour. Der Niederländer, der in Spanien bei seinem Red-Bull-Debüt als "Jahrhunderttalent" gefeiert und mit Legenden wie Ayrton Senna oder Michael Schumacher verglichen wurde, muss sich nach dem Belgien-Rennen nun von allen Seiten Kritik über seinen aggressiven Fahrstil anhören. Dem Jungspund scheint dies egal zu sein - auch deshalb erinnert er einige Experten an die Weltmeister der Vergangenheit.
© xpbimages.com
Max Verstappen lieferte sich ein heißes Duell mit "Iceman" Kimi Räikkönen in Spa Zoom Download
Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger erklärte gegenüber 'Auto Bild motorsport', warum die gekippte Stimmung Verstappen noch stärker machen könnte. Der Österreicher war selbst Teamkollege von Senna (1990 bis 1992 bei McLaren) und kannte den "Magischen" persönlich sehr gut. Daher kann Berger auch einschätzen, ob die Vergleiche Verstappens mit Senna zutreffen. "Ist doch alles gut für Max, denn die Reaktionen, die er gerade im Fahrerfeld auslöst, erinnern mich ganz stark an Ayrton Senna und Michael Schumacher zu Beginn ihrer Karrieren", hält der 57-Jährige fest.
Sowohl Senna als auch Schumacher waren für ihre teils brutale Fahrweise bekannt und handelten sich daher auch einige Widersacher ein. "Beide mussten sich wegen ihrer kompromisslosen Fahrweise ebenfalls sehr früh mit Kritik der etablierten Piloten auseinandersetzen", weiß Berger. Auch Verstappen legte sich unerschrocken mit den aktuellen Größen des Sports an. Vor allem "Iceman" Kimi Räikkönen kam nun bereits des Öfteren (zum Beispiel in Ungarn) in den Genuss von Verstappens kompromisslosen Manövern - ganz zum Unmut des sonst so gelassenen Finnen.
"Abwehr im Stile der Formel 3"
Was Berger oder auch Damon Hill ("Das ist ein bisschen wie damals, als Michael Schumacher in die Formel 1 kam. Mit Max geht da gerade ein neuer Stern auf") so sehr befürworten, wird auch von Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko unterstrichen. Der Österreicher meinte nach dem Rennen, dass die Aktionen von Verstappen nach dem Start in La Source gegen die Ferraris und danach im Duell gegen Räikkönen, wo er wieder bei über 300 km/h kurz zuckte, absolut im Rahmen waren. Denn auch die Rennleitung schritt nicht ein und ließ den 18-Jährigen und dessen teils grenzwertige Manöver auch gegen Sebastian Vettel und Sergio Perez im Belgien-Grand-Prix ungestraft davonkommen.
Ein weiterer Österreicher, der ehemals in der Formel 1 aktiv war, hat dazu jedoch eine ganz andere Meinung. Christian Klien erklärt gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Im Rennen hat er die Zügel verloren. Den Start verhauen, dann zu aggressiv in der ersten Kurve und beschädigt sich selbst den Frontflügel, somit war sein Rennen kaputt. Die Abwehr gegen Räikkönen war im Stile der Formel 3 und gehört nicht in die Formel 1", macht er klar. "Er sollte jetzt mal dafür eine Strafe von Charlie bekommen, ansonsten macht er das weiterhin so", fordert der ehemalige Red-Bull-Fahrer.
FIA-Rennleiter Charlie Whiting sah über die Manöver zwar hinweg, wird sich jedoch vor dem nächsten Rennen auf der Hochgeschwindigkeitspiste in Monza, Italien, noch mit dem Red-Bull-Piloten zusammensetzen, berichtet 'auto motor und sport'.
Webber über Verstappen: "Frech und gefährlich"
Ähnlich sieht auch Mark Webber den Fall Verstappen. Der Australier, der wie auch Klien für die Bullen in der Formel 1 gefahren ist, analysiert bei 'auto motor und sport' das Duell mit Räikkönen auf der Kemmel-Geraden präzise: "Max schaut die ganze Zeit in den Rückspiegel. Er ist nur auf Kimi fixiert und wartet, bis er einen Zug macht. Erst lässt er sich in die Mitte treiben, und als Kimi dann nach rechts zieht, fährt ihm Max vor die Nase", schildert Webber und kommt zu dem Fazit: "Das ist frech und gefährlich."
Auch ihn erinnert das Manöver an Michael Schumacher. Im Jahr 2000 lieferte sich der Deutsche mit WM-Kontrahent Mika Häkkinen ein heißes Duell ebenfalls auf der Kemmel-Geraden. Infolgedessen entstand auch das legendäre Überholmanöver der beiden Piloten an Ricardo Zonta.
Räikkönen war von Verstappens Verhalten nicht amused: "Wenn ich bei Vollgas bremsen muss, weil er sich direkt vor mich stellt, ist das aus meiner Sicht nicht okay. Aber die FIA scheint da anderer Meinung zu sein", ist er ebenfalls frustriert über das Wegschauen der Rennleitung. "Ich habe nichts gegen enge Rennen und harte Zweikämpfe, aber so etwas kann zu schweren Unfällen führen", prophezeit der 36-Jährige.
Aus Sicht der Rennleitung war hingegen zu hören, dass dies hartes aber faires Racing innerhalb der Regularien sei. Verstappen argumentierte ebenfalls mit dem Nichteinschreiten der Kommissare und meinte zu all der Kritik nur, dass dies "lächerlich" sei und sich die Ferrari-Piloten über ihre Aussagen "schämen" sollten. Einsicht hört sich anders an...