McLaren Aufwärtstrend: Momentaufnahme oder mehr?
In Ungarn starteten beide McLaren in den Top 10 - Der Hungaroring kaschierte die Antriebsschwäche - Es gibt Fortschritte, aber auch die Aerodynamik hat Defizite
(Motorsport-Total.com) - Auf dem Hungaroring eroberte McLaren mit den Positionen sieben und acht die besten Startplätze, seit die Partnerschaft mit Honda wiederbelebt wurde. Da die Motorleistung in Ungarn nicht so stark ins Gewicht fällt, etablierten sich Fernando Alonso und Jenson Button hinter Mercedes, Red Bull und Ferrari als viertstärkstes Team. Alonso beendete alle Freien Trainings, das Qualifying und das Rennen auf dem siebten Platz. Button bekam im Rennen technische Probleme und schied schließlich aus.
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Fernando Alonso hielt in Ungarn den Toro Rosso von Carlos Sainz in Schach Zoom Download
McLaren kratzte in den vergangenen Wochen immer öfter an den Top 10. Ein Aufwärtstrend ist erkennbar, aber viel hängt auch vom jeweiligen Kurs ab. "Die Charakteristik der Strecke hilft uns etwas", sagt Alonso zum Hungaroring. "Wir sind konkurrenzfähiger. Das wussten wir, bevor wir hierher gekommen sind. Auf Strecken wie Spa und Monza werden wir größere Schwierigkeiten haben." Honda erzielt Fortschritte beim Hybrid-Antrieb, doch das Paket ist noch nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.
In Kanada setzte Honda einen neuen Turbolader ein, für Silverstone gab es Änderungen beim Ansaugtrakt. Noch hat der japanische Hersteller zehn Entwicklungs-Token übrig. Die nächsten Updates wird es aber erst im Herbst für Singapur oder Malaysia geben. Somit ist klar, dass die Power-Strecken Spa-Francorchamps und Monza ein schwieriges Terrain für den MP4-31 sein werden. Gleichzeitig feilt McLaren an der Aerodynamik. In Ungarn gab es wieder kleinere Flaps zu sehen.
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Mangels Finanzierung fuhr Sauber seit Melbourne mit einem mehr oder weniger unveränderten Chassis. Mit dem Einstieg der neuen Investoren wurde jetzt aber ein neuer Heckflügel eingeführt, der im hinteren Bereich des Autos Gewicht spart. Die seitlichen Schlitze gibt es in ähnlicher Form auch bei Toro Rosso und Mercedes. Fotostrecke
Dass McLaren in Ungarn das viertbeste Team war, ist ein positives Zeichen. Auf der anderen Seite wurde Alonso kurz vor Rennende überrundet. Es bleibt weiterhin ein steiniger Weg bis ins Spitzenfeld. "Wir machen aber gute Fortschritte", hält Button fest. "Solange man aber nicht vorne dabei ist, kann man nie zufrieden sein. Trotzdem sehe ich die Entwicklung positiv." Allerdings gibt es nicht nur beim Motor, sondern auch beim Chassis Defizite. Aerodynamisch zählt der MP4-31 bestenfalls zum Mittelfeld.
Button bringt einen interessanten Vergleich: "Wenn man uns mit Red Bull vergleicht, liegen wir bei der Aerodynamik-Entwicklung immer noch weit zurück. Sie haben aerodynamisch ein sehr gutes Auto, sind beim Antrieb aber nicht auf der Höhe von Mercedes. Deswegen können wir uns gut mit diesem Team vergleichen. Sie verfolgen eine ähnliche Philosophie beim Auto. Es ist aber noch ein langer Weg, bis wir gegen sie kämpfen können."
Rund um Platz zehn lauten die Gegner derzeit je nach Strecke Force India, Williams, Toro Rosso und Haas. Von den direkten Gegnern war im Ungarn-Qualifying nur Carlos Sainz schneller. Seinen spanischen Landsmann konnte Alonso aber direkt am Start überholen. "Die Performance war relativ gut, aber die Bedingungen haben uns im Qualifying sicherlich geholfen", gibt Button trotzdem zu. "Im Qualifying machen wir normalerweise einen Schritt zurück, wenn andere ihre Motoren etwas mehr aufdrehen können."
In den ersten elf Rennen sammelte McLaren sechsmal WM-Punkte. Nur in Sotschi und Monte Carlo fuhren beide Fahrer in die Top 10. Mit 38 Punkten hat das Team 21 Punkte mehr auf dem Konto als im Vergleichszeitraum vor einem Jahr. Das nächste Ziel lautet WM-Platz sechs, den derzeit noch Toro Rosso mit sieben Zählern Vorsprung hält. Der Vorjahresantrieb von Ferrari wird für Toro Rosso nicht mehr weiterentwickelt. McLaren hat in der zweiten Saisonhälfte die Chance, am kleinen italienischen Rennstall vorbeizuziehen.