• 13. Juni 2016 · 17:06 Uhr

Arrivabene verteidigt Ferrari gegen Reporter-Kritik

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene reagiert emotional auf Reporterfragen zur Strategie von Sebastian Vettel beim Kanada-Grand-Prix - Schuld nimmt er auf sich

(Motorsport-Total.com) - Bei Ferrari fand am Sonntagabend in Montreal die Suche nach dem Schuldigen statt. Die Scuderia hat nach einem Raketenstart von Sebastian Vettel, der beide Mercedes überholen konnte und sich an die Spitze setzte, laut Meinung einiger Experten, den Sieg durch eine Zweistoppstrategie verspielt. Teamchef Maurizio Arrivabene gibt den Fehler zwar zu, möchte aber keinen Schuldigen dafür ausmachen. Er ärgert sich dabei eher über die Fragen der Reporter.

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Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene verteidigt die Strategie von Vettel Zoom Download

Kurz nachdem die Zielflagge in Kanada geschwenkt wurde, traf Arrivabene auf Ted Kravitz von 'Sky Sports F1', der ihn sofort auf die Strategie von Vettel ansprach. Der Italiener gab daraufhin zu: "Wir haben den Reifenverschleiß überbewertet. Das ist der Grund, warum wir ihn reingeholt haben. Das war die falsche Entscheidung."

Als das Virtuelle Safety-Car (VSC) in Runde elf aktiviert wurde, bog Vettel zum frühen ersten Stopp in die Boxengasse ab. Er wechselte von Ultrasoft auf Supersoft. Da der Soft von Pirelli für das Rennen vorgeschrieben war, musste er einen weiteren Stopp absolvieren, dieser folgte in Runde 37. Der erste Stopp wurde durch das Safety-Car beeinflusst, da man sich eine Zeitersparnis erhoffte. Doch die Phase dauerte zu kurz, um davon spürbar profitieren zu können. Für eine Einstoppstrategie kam der erste Halt außerdem zu früh.

Arrivabene entschuldigt sich bei seinem Team

Kravitz, bekannt für seine lockere Art, will aber noch genauer wissen, was am neuerlichen Strategiepatzer Schuld war: "Das ist eine weitere falsche Entscheidung, wie Sie sicher wissen. Was muss sich also ändern?", fragt er Arrivabene, der daraufhin etwas überrascht reagiert: "Was meinen Sie?"

Der Reporter führt weiter aus: "Na ja, Sebastian und Jock (Clear, Ferrari-Technikexperte; Anm. d. Red.) haben am Freitag beide über strategische Fehler gesprochen, unter denen ihr in diesem Jahr leiden musstet. Jedes Team macht Fehler, aber es scheint, als wäre heute schon wieder einer passiert...", woraufhin Arrivabene gereizt antwortet: "Wir müssen diese Geschichte nicht größer machen, als sie ist. Heute haben wir einen Fehler gemacht, aber schlimm ist es erst, wenn man deshalb den Sieg verschenkt."


Fotostrecke: GP Kanada, Highlights 2016

Wenig später trifft Arrivabene auf weitere Journalisten im Ferrari-Motorhome. Er nimmt dabei Stellung zum Interview kurz zuvor: "Ich muss mich beim Team entschuldigen, weil gleich nach dem Rennen Sky UK ankam und gefragt hat, wer derjenige ist, der den Fehler mit der Strategie gemacht hat. In meiner Rolle darf ich auf niemanden zeigen. Wenn ein Fehler passieren sollte, dann muss ich dafür die Verantwortung tragen", erklärt er den Medienvertretern.

Vettel: "Im Nachhinein kann jeder Experte spielen..."

Er holt weiter aus: "Die Frage ist, was bei der Strategie passiert ist. Nur zwei Piloten sind einen Stopp gefahren, der eine war Bottas, der andere Hamilton. Wir haben nicht vorhergesehen, dass Hamilton bis ans Ende des Rennens durchfahren können wird", gibt er zu. Wie schon zuvor erklärt, hat Ferrari den Reifenabbau überschätzt, Hamilton konnte 46 Runden auf dem Soft zurücklegen. Als eine Reporterin ihn danach noch einmal auf mehrere Strategiefehler in dieser Saison anspricht, antwortet er knapp: "Sind Sie eine Strategie-Expertin?" Er erklärt ihr daraufhin: "Heute haben wir eine Strategie versucht, die Risiken bereitgehalten hat, das bedeutet aber nicht, dass es die falsche war."

Arrivabene will also nicht auf sich sitzen lassen, dass Ferrari in diesem Jahr schon mehrfach bessere Rennergebnisse aufgrund von strategischen Fehlern verschenkt hat. Jedoch muss er sich auch Kritik vom ehemaligen Ferrari-Renningenieur Rob Smedley gefallen lassen, der ebenso überrascht war über Vettels frühen ersten Stopp.

Der Heppenheimer selbst kontert den kritischen Stimmen ebenfalls: "Im Nachhinein ist es immer einfach, da kann jeder Experte spielen. Das in dem Moment zu entscheiden...Ich glaube, wir haben schon die richtigen Leute an Bord und würde unsere Strategie überhaupt nicht anfechten. Ich stelle mich da vors Team. Ich vertraue dem Team und mache ihnen keinen Vorwurf", erklärt Vettel nach dem zweiten Platz versöhnlich.

Das Virtuelle Safety-Car habe natürlich eine Rolle gespielt. "Der Abstand war eng. Wenn Lewis' Reifen halten, kann er uns mit dem Undercut angreifen. Aber da wäre es sowieso ein ganz anderes Rennen gewesen." Hätte Vettel Hamiltons Strategie angewandt (ein Stopp in Runde 25), wäre er vielleicht als Sieger aus Montreal abgereist? "Vielleicht. Aber wer weiß das schon? Vielleicht hätten sie dann genau das Gegenteil gemacht und wären zweimal reingekommen." Zumindest bestätigte Hamilton nach dem Rennen, dass man auf Plan B gewechselt habe, nachdem Vettel auf zwei Stopps ging, ursprünglich wäre man auch zweimal an die Box gekommen.

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