Renault vor Premiere: Was das Motorenupdate bringt
Was sich die Piloten nach der ersten Kostprobe bei den Barcelona-Tests vom heißersehnten Renault-Update erwarten und wie den Franzosen der Knopf aufging
(Motorsport-Total.com) - Bei Renault beginnt in Monaco eine neue Zeitrechnung: Durch das heißersehnte Motorenupdate sollen die von den französischen Antriebseinheiten befeuerten Boliden endlich nicht mehr mit stumpfen Waffen gegen die Konkurrenz von Mercedes kämpfen. 35 zusätzliche PS sollen die Motoren haben, die bei den Barcelona-Tests bereits vom Werksteam und von Red Bull eingesetzt wurden. Doch wie viel bringt das Update wirklich?
"Ich kann es nicht in Zahlen ausdrücken", sagt Werkspilot Kevin Magnussen. "Auf manchen Strecken wird es eine halbe Sekunde ausmachen, auf anderen nicht." In Monaco, wo Magnussen sowie Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo in den Genuss des Updates kommen, darf man nicht mit so einem großen Schritt rechnen, weil die Motorleistung auf dem winkeligen Kurs eine untergeordnete Rolle spielt.
Fahrbarkeit ebenfalls deutlich verbessert
"Ob wir 900, 920 oder 930 PS haben - es ist in jedem Fall viel Leistung", verweist darauf, dass der Unterschied im Cockpit nicht fühlbar ist. Vor allem in Monaco spielt aber der Faktor Fahrbarkeit eine große Rolle. Und auch in diesem Bereich haben die Franzosen Hand angelegt. "In diesem Bereich sind wir besser geworden. Das wird uns hier sehr helfen. Und das spürt man tatsächlich", erklärt der Däne.
Nicht nur Magnussen ist von der überarbeiteten Antriebseinheit überzeugt. Auch Sensationsmann Max Verstappen, der in Monaco zwar noch auf das Update verzichten muss, aber bei den Barcelona-Tests eine erste Kostprobe machen durfte, schwärmt: "Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Es ist sehr positiv, dass wir so viel Boden gutgemacht haben, denn es ist nicht einfach, so einen Sprung mit dem Auto zu machen. Ich freue mich darauf, das Update ab Kanada einzusetzen."
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Monaco
Monaco erlebt am kommenden Wochenende seinen 63. Formel-1-Grand-Prix. Das Rennen gehörte zum Kalender der Premierensaison 1950, war dann nicht mehr im Programm, kehrte 1955 zurück und ist seitdem ein Fixpunkt. Fotostrecke
Und auch Ricciardo sieht Renault zwar "noch nicht ganz auf Mercedes-Niveau, denn wir müssen noch ein paar Schritte mehr machen, aber es hat mehr Leistung. Ganz anders als das Update in Brasilien im Vorjahr, denn nun spüre ich einen Unterschied."
Antriebsfortschritt auf Kosten des Chassis?
Doch warum ist Renault beim Motor plötzlich der Knopf aufgegangen? Hat man beim Werkschassis gespart und mehr in die langjährige Großbaustelle Antriebseinheit investiert? "Nein", winkt Magnussen ab. "Ich denke, dass die Motorenabteilung in Viry bei der alten Antriebseinheit in die falsche Richtung entwickelt hat. Das ist ihnen bewusst geworden, sie haben das in den Griff bekommen und sind dann in die andere Richtung gegangen. Ich denke nicht, dass es so viel mit Investitionen zu tun hat."
Stattdessen setzt man nun in Viry, wo Mario Ilien und ehemalige Mercedes-Ingenieure für frischen Wind sorgen, auf eine andere Philosophie. Schon seit Saisonbeginn ist sogar Dauerkritiker Red Bull mit den Antriebseinheiten zufrieden - in Barcelona gelang sogar der erste Sieg seit einiger Zeit, während das Werksteam noch hinterherfährt. Auch das spricht für den Motor.
Magnussen rechnet 2017 mit großem Sprung
"Es ist hart zuzusehen, denn es zeigt, dass unser Auto nicht schnell genug ist, dass wir beim Chassis und bei der Aerodynamik im Hintertreffen sind", spielt Magnussen auf die Red-Bull-Show in Barcelona an. "Wir müssen uns selbst in den Hintern treten. Wir arbeiten sehr hart und machen große Fortschritte. Ich mache mir keine Sorgen, aber es ist einfach frustrierend."
Bleibt die Frage, ob Renault dieses Jahr noch ein weiteres Motorenupate liefern wird, mit dem die Lücke zu Mercedes endgültig geschlossen werden kann. "Davon weiß ich nichts", sagt Magnussen. "Hoffentlich gibt es noch einen Schritt, ich denke aber nicht." Für die kommende Saison versprüht er aber große Zuversicht: "Wir haben definitiv für nächstes Jahr einiges im Köcher, was auch sehr gut ist."