Carlos Sainz: Wünsche mir, Red Bull hätte mich befördert
Der Toro-Rosso-Pilot ist enttäuscht, dass Max Verstappen anstelle von ihm zu Red Bull wechselt - Er will kämpfen und glaubt, auch noch seine Chance zu bekommen
(Motorsport-Total.com) - Über Max Verstappen und Daniil Kwjat redet seit über einer Woche die ganze Formel-1-Welt. Nach dem Cockpit-Tausch der Red-Bull-Talente diskutieren sich Fans, Kollegen und Experten die Köpfe heiß: Wie wird Kwjat die Strafversetzung verkraften? Wie wird sich der erst 18-jährige Niederländer im A-Team schlagen? Und welche Motive steckten hinter der Knaller-Entscheidung der Red-Bull-Bosse? Einer, der in der hitzigen Debatte dabei völlig aus dem Blickfeld rückte, ist der dritte Red-Bull-Youngster im Bunde: Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz (zum Porträt).
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Carlos Sainz fühlt sich von Red Bull übergangen, will aber weiter kämpfen Zoom Download
Der Spanier musste kurz vor seinem Heim-Grand-Prix in Barcelona zusehen, wie sein drei Jahre jüngerer Teamkollege zum Top-Team befördert wurde. Dabei sah er sich die meiste Zeit auf Augenhöhe mit dem hoch eingeschätzten Niederländer, lieferte sich mit ihm in vielen Rennen enge Duelle, so wie beim hitzigen Auftakt in Australien. Zuletzt war es um das Verhältnis der beiden jungen Toro-Rosso-Piloten deshalb nicht zum Besten bestellt, was Red-Bull-Berater Helmut Marko im Interview mit 'Motorsport-Total.com' ebenfalls als Argument heranzog, um Verstappen ins A-Team zu versetzen.
Sainz musste sich übergangen fühlen, wie er am Mittwoch in Gesprächen mit spanischen Journalisten offen zugab. "Ehrlich gesagt, als ich gehört habe, dass sie Max befördern, und ich werde hier jetzt nicht lügen, dann hätte ich mir gewünscht, dass sie mich ausgewählt hätten." Schon früh in der vergangenen Saison geriet der 21-Jährige etwas unter die Räder des aufkeimenden Verstappen-Hypes, nun wurde er davon überrollt. Nicht nur Kwjat muss die Entscheidung der Red-Bull-Chefs akzeptieren und verkraften, auch Sainz ist jetzt gefordert, damit umzugehen.
Sainz sieht sich nicht als gescheitert: Red Bull war für 2016 kein Ziel
Der Sohn der Rallye-Legende Carlos Sainz sen. will aber kämpfen und kündigt an: "Es ist schon wahr, dass Max viel Aufmerksamkeit der Medien bekam und manche meiner Resultate davon in den Schatten gestellt wurden. Aber das hat mich nie groß beeinflusst und ich werde es nicht zulassen, dass es mich jetzt beeinflusst." Und so blickt der junge Spanier bereits wieder voraus: "Natürlich will man selbst derjenige sein, der zu Red Bull versetzt wird, aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto positiver sehe ich die Dinge jetzt wieder."
Sainz will nun an seinem ursprünglichen Karriereplan festhalten und weiterhin durch gute Leistungen überzeugen. "Red Bull war niemals ein Ziel für 2016, also habe ich es auch nicht verfehlt. Mein Ziel ist es, 2017 oder 2018 bei Red Bull zu sein." Er glaubt an sich und behauptet selbstbewusst: "Ich weiß, wenn ich mich gut anstelle, dann werde ich ebenfalls eine Chance bekommen." Momentan bleibt ihm auch nichts anderes übrig, als sich selbst und seinen Bossen weiterhin zu vertrauen.
Oberste Priorität jetzt: Kwjat im Teamduell schlagen
"Sie kennen und analysieren meine Ergebnisse besser als irgendjemand anders und sie wissen, wozu ich imstande bin. Sie haben mich und Max jetzt eineinhalb Jahre miteinander vergleichen können und wissen, was ich kann." Das Problem: Während Sainz seine Schnelligkeit immer wieder aufblitzen ließ, schaffte er im Vergleich zu Verstappen nur wenige zählbare Resultate. Oftmals kamen Defekte, Zwischenfälle oder Pech dazwischen. Das muss sich jetzt schnellstmöglich ändern, dessen ist sich der Mann mit der Startnummer 55 bewusst.
"Dass Max diese Chance bekommen hat, bedeutet für mich: Ich muss meine Geschwindigkeit jetzt in Resultate ummünzen, dann werde ich sie ebenfalls bekommen." Der Weg des Toro-Rosso-Piloten führt nun aber zunächst über Kwjat, den er im direkten Teamduell unbedingt schlagen muss. "Ich muss euch ja wohl nicht erzählen, dass er ein sehr guter Fahrer ist. Er hat vergangenes Jahr Daniel Ricciardo geschlagen, hat ein Jahr mehr Erfahrung in der Formel 1 als ich und kennt das Team bereits. Er wird ein ganz harter Rivale werden", schwant es dem 21-Jährigen.
Dass Kwjat nach seiner Degradierung schwächeln könnte, darauf hofft Sainz nicht: "Das bedeutet ja nicht, dass ihm sein Talent abhandengekommen ist. Er wird immer noch so gut oder besser wie damals in der GP3-Serie sein", so die abschließende Einschätzung des Spaniers zu dem mit Spannung erwarteten Toro-Rosso-Teamduell.