Weiter Fragezeichen bei Renault: Ausstieg nicht vom Tisch
Die Zukunft von Renault und somit auch Lotus, Red Bull und Toro Rosso soll in den kommenden Tagen entschieden werden - Keine Bekanntgabe in Abu Dhabi
(Motorsport-Total.com) - Die Zukunft von Lotus, Red Bull und Toro Rosso liegt immer noch im Unklaren. In Abu Dhabi werden derzeit einige Weichen für die Zukunft gestellt, doch ohne eine Entscheidung von Hersteller Renault sind vielen Beteiligten die Hände gebunden. Speziell Lotus nagt am Hungertuch und würde in ernsthaften Problemen stecken, wenn Renault das Team für 2016 nicht übernehmen würde. Doch die Franzosen lassen den Rennstall weiter zappeln.
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Cyril Abiteboul, Jerome Stoll (Renault-Marketingchef) und Helmut Marko Zoom Download
Wie Sportdirektor Cyril Abiteboul erklärt, wird es an diesem Wochenende keine Bekanntgabe bezüglich der Zukunft von Renault geben. "Wir haben immer gesagt, dass wir es gerne nach der Saison machen würden, und die endet am Sonntag. Wir werden an unserem Plan festhalten und die Bekanntgabe danach machen", so der Franzose, der bestätigt, dass eine Ankündigung für die kommende Woche zu erwarten ist.
Dann ist es aber auch höchste Eisenbahn für Lotus. Bis zum 7. Dezember muss der Deal über die Bühne gegangen sein, sonst droht dem klammen Team der Insolvenzverwalter. Zwar gerät man bei Lotus noch nicht in Panik, doch aktuell sind dem Team die Hände gebunden: "Sie sind diejenigen, die etwas bekanntgeben müssen", sagt Co-Teamchef Federico Gastaldi. "Wir können Renault nicht dazu drängen, eine Entscheidung zu fällen. Es liegt an ihnen."
Abiteboul: Ausstieg nicht vom Tisch
Zwar hat Renault Ende September eine Absichtserklärung unterschrieben, doch in trockenen Tüchern ist noch nichts. "Man kann sagen, dass ein Prozess läuft, seit wir die Absichtserklärung Ende September unterschrieben haben. Ich denke 50 Leute haben Tag und Nacht an der Umsetzung gearbeitet, den Hauptanteil von Lotus zu übernehmen", so Abiteboul, der den ganzen Vorgang als "Achterbahnfahrt" bezeichnet.
Fotostrecke: Die Geschichte des Lotus-Teams
Die Geschichte des heutigen Lotus-Teams beginnt bereits 1981, damals allerdings noch unter anderem Namen: Toleman. Bereits der übergewichtige und nicht konkurrenzfähige TG181 wurde von einem gewissen Rory Byrne designt, der später alle Weltmeister-Autos von Michael Schumacher entwickeln sollte. Doch erst 1984 gelingen erste Achtungserfolge, was nicht zuletzt an einem aufstrebenden Nachwuchspiloten liegt. Fotostrecke
Gegenüber 'BBC' betont der Franzose, dass man zwar die Erklärung unterschrieben habe, in der Pflicht sei man deswegen aber nicht. Es könnte sogar sein, dass sich Renault im letzten Moment doch gegen ein Engagement stellt: "Aus der Formel 1 auszusteigen, ist im Bereich des Möglichen, wenn wir den Vorstand nicht überzeugen können, dass die Formel 1 für Renault ein lohnendes Investment ist", meint er. Immerhin gehe es um eine zehnjährige Bindung an den Sport.
Vor allem für Lotus wäre das das fast sichere Aus, denn der Rennstall steckte zuletzt in argen Geldnöten und konnte in Abu Dhabi ohne die finanzielle Hilfe von Bernie Ecclestone nicht in die Garage, weil Zahlungen ausgeblieben waren. "Wir haben ein paar finanzielle Probleme und haben einen neuen Ablauf versucht, bei dem das Team weniger Geld ausgibt", sagt Gastaldi. "Glücklicherweise konnten wir weitermachen, aber so ist die Situation in der Formel 1."
Red Bull kann nichts sagen
Auch Red Bull steckt in der Falle, noch nichts bekanntgeben zu können. Die aktuellen Renault-Kunden haben laut Teamchef Christian Horner "eine Abmachung für die kommende Saison", sind allerdings ebenfalls zum Schweigen verdammt. "Leider können wir durch Umstände außerhalb unserer Hand nicht bekanntgeben, was es ist", so Horner, dessen Team mit einem unfreiwilligen Verbleib bei Renault verbunden wird.
Vielleicht kommt aber auch noch eine Lösung, mit der keiner gerechnet hat: "Vielleicht kann Toto es euch sagen", grinst Horner in Richtung Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der aber nur lächelnd entgegnet: "Kann ich das?" Eine Kooperation mit Mercedes gilt allerdings als unwahrscheinlich, nachdem der Österreicher keine große Lust hatte, seinen Rivalen mit Motoren auszustatten.
Sportlich wäre es für Red Bull ein Aufschwung, nachdem Renault in den vergangenen beiden Jahren einen enttäuschenden Motor geliefert hat. Das muss selbst Abiteboul zugeben: "Wir konnten kein Produkt liefern, das wir gerne gehabt hätten", sagt der Franzose und hofft, dass er und seine Leute in Zukunft die Möglichkeit haben werden, weiter daran zu arbeiten: "Hoffentlich haben wir die Strategie, die Zeit, die Ressourcen und den Appetit, das in den kommenden Jahren zu reparieren", spekuliert er auf eine positive Entscheidung von Renault.
Mateschitz musste lange überlegen
Zumindest hat sich die Zukunft für Red Bull schon einmal entschieden, zumindest was die Seite der Österreicher angeht. Lange wurde über einen Ausstieg spekuliert, doch laut Teamchef Horner blieb Unternehmensboss Dietrich Mateschitz gar keine andere Wahl, als an Bord zu bleiben: "Nach einer Überlegungsphase hat er entschieden, dass zu viel auf dem Spiel steht. Red Bull hat so viel investiert, und er möchte das Team wieder bei früherem Ruhm sehen", sagt der Brite.
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Denn Red Bull sei in den vergangenen zehn Jahren wohl der größte Unterstützer in der Formel 1 gewesen, der am meisten investiert hat: Zwei Grand-Prix-Teams mit Red Bull und Toro Rosso, ein eigenes Rennen in Spielberg, ein komplettes Juniorenprogramm und riesige Marketingausgaben zeugen davon. Zudem würden insgesamt mehr als 1.500 Mitarbeiter in diversen Teams zur Formel 1 beitragen.
"Für Red Bull ist das ein riesiger Teil des Marketing-Budgets, das in die Formel 1 fließt. In den Sommermonaten war er ernsthaft besorgt über die Richtung des Sports und welchen Nutzen die Formel 1 bieten kann", meint Horner über Mateschitz. Doch mittlerweile sei wieder so etwas wie Aufbruchstimmung eingekehrt: "2016 wird ein Übergangsjahr für uns sein", verrät Horner noch, doch die großen Hoffnungen liegen auf einem neuen Reglement 2017. Spätestens dann will Red Bull wieder an der Spitze sein. Die Weichen dafür werden in diesen Tagen gestellt.