Sergio Perez: McLaren war ein großes politisches Loch
Sergio Perez glaubt, dass er und sein Nachfolger Kevin Magnussen Opfer von Machtspielchen zwischen Martin Whitmarsh und Ron Dennis wurden
(Motorsport-Total.com) - Politisch ist die Formel 1 oftmals ein Haifischbecken. Ein Liedchen davon kann sicherlich so mancher Fahrer singen, der sich in seiner Karriere bei McLaren auf Durchgangsstation befand. Kürzlich musste Kevin Magnussen beim britischen Traditionsstall erfahren, wie schnell sich dort Formel-1-Türen schließen können. Nach seinem Debütjahr 2014 machte er sich Hoffnungen auf ein Stammcockpit für 2015, musste seinen Platz dann jedoch in letzter Sekunde für Routinier Jenson Button räumen und verlor für 2016 sogar seine Position als Testfahrer. Ähnliche Erfahrungen machte Magnussen-Vorgänger Sergio Perez.
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Perez' Freude an der Seite von Jenson Button bei McLaren währte nur kurz Zoom Download
"Es war ein sehr politisches Jahr", spricht der Mexikaner gegenüber 'The Telegraph' über die Saison 2013, in der er bei McLaren an der Seite Buttons fuhr. Nach der durchwachsenen Saison fanden sich er und sein britischer Teamkollege auf den Gesamträngen elf und neun wieder - Button sammelte 24 WM-Zähler mehr. Der in den Augen von Firmen-Patron Ron Dennis enttäuschende Perez wurde entsorgt, fand aber bei Force India seine neue Heimat und hält vor allem in der laufenden Saison 2015 Stallgefährte und Le-Mans-Sieger Nico Hülkenberg regelmäßig in Schach.
Nach vierjähriger Formel-1-Pause als kehrte Dennis wieder zum Team zurück. Vor allem wurden Differenzen zu seinem Nachfolger Martin Whitmarsh deutlich, da McLaren seit längerem den Ansprüchen Dennis' hinterherfuhr. "Mit Martin und Ron war es sehr schwierig für die Leute", führt Perez weiter aus. "Martin beschuldigte die Ingenieure, die Ingenieure beschuldigten Ron. Das war einfach ein tiefes Loch", beschreibt er den Teufelskreis.
Fotostrecke: McLaren-Präsentationen seit 1981
1981 ging's noch ohne Glitter & Glamour: Im ersten Jahr unter Neo-Teamchef Ron Dennis (links) trat zunächst nur John Watson mit dem neuen MP4 an, dem ersten McLaren-Chassis aus Kohlefaser. In Silverstone gelang ihm damit der erste McLaren-Sieg seit 1977. Teamkollege Andrea de Cesaris musste die ersten Rennen noch mit dem alten M29 bestreiten, der von Gordon Coppuck entwickelt worden war. Fotostrecke
Im Zuge der Machtspielchen musste Whitmarsh das Team endgültig verlassen. Auf Fahrerseite mussten erst Perez und dann Magnussen ihren Hut nehmen. Dass Magnussen nicht einmal mehr Testfahrer ist, bedauert Perez persönlich. Schließlich unterstellt er dem Dänen, dass es sich bei ihm um einen Siegfahrer handelt. Aus Sicht des Mexikaners verhält es sich wie folgt: "Man hat es bei Kevin gesehen. Er kam zu ihnen und sie haben dann leider seine Karriere zerstört."
Als böses Blut möchte Perez seine Aussage dennoch nicht verstanden wissen: "Es ist nicht so, dass das McLaren vorsätzlich macht, es ist einfach nur sehr politisch. Insbesondere war es so, als ich beim Team ankam." Vielmehr betrachtet er die Sache heute mit ein wenig Abstand. "Ich hege keine schlechten Gefühle. Ich schaue zurück und bin stolz, dass ich für ein so historisches Team gefahren bin", so der 25-Jährige, dessen Chancen auf dem Fahrermarkt nach seinem Podiumsbesuch in Austin zuletzt gestiegen sein dürften.