Wolff warnt: Mit Alternativmotor "zurück in die Zukunft"
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nicht begeistert von alternativem Motorenkonzept ab 2017 - Boullier warnt vor "unfairem" Leistungsvorteil
(Motorsport-Total.com) - Am Rande des Grand Prix der USA in Austin nahm der Vorschlag eines Alternativmotors ab 2017 Formen an. Bernie Ecclestone brachte die Idee eines 2,2-Liter-V6-Biturbos gemeinsam mit FIA-Präsident Jean Todt auf den Weg. Der Motor soll eine kostengünstigere Alternative zu den derzeit eingesetzten 1,6-Liter-V6-Turbos allerdings ohne Hybrid, nur mit einfacher KERS-Einheit, sein. Mit dem Balance-of-Performance-Modell (BoP) soll ein Ausgleich zwischen den Technologien gefunden werden.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist nicht begeistert von der Idee. "Es gibt eine Regierungsstruktur und offensichtlich will die Mehrheit eine Änderung der Regularien, das wird auch passieren", so der Österreicher gegenüber 'motorsport.com'. Mercedes hat zuvor bereits klargemacht, dass man Wettbewerb zulassen möchte und daher die Idee eines Alternativmotors nicht blockiert, auch wenn es nicht das sei, "wofür wir uns entscheiden würden", so Wolff.
"Der Hybrid ist wichtig, das wird heutzutage auf den Straßen gefahren", rechtfertigt Wolff die 2014 eingeführte Motorenformel, durch welche sein Team überlegen die diesjährige und vergangene Konstrukteurswertung gewinnen konnte. Außerdem ist das Thema Hybrid für Mercedes auch in Hinblick auf die Serienproduktion ein wichtiges Argument.
"Wenn man aber 'zurück in die Zukunft' gehen möchte, denke wir, dass das nicht die richtige Philosophie ist", schildert der 43-Jährige seinen Standpunkt beim Thema Biturbo. Er glaubt, dass die angedachte neue Motorenformel ein Rückschritt wäre.
McLaren-Renndirektor Eric Boullier wirft in der Motorenfrage auch ein, dass es sehr schwierig werden könnte, die Balance der Performance zwischen den unterschiedlichen Technologien zu gewährleisten. Das McLaren-Team, das ab der Saison 2015 mit Honda als Motorenpartner zusammenarbeitet - die Japaner nennen die Hybrid-Technologie als Hauptgrund für ihr Formel-1-Comeback - wünscht sich hingegen mehr Zeit, um auf die Spitzenreiter Mercedes und Ferrari aufholen zu können. "Wir glauben immer noch, dass es besser wäre, Renault und Honda aufholen zu lassen, als bereits zu diversifizieren", so der Franzose. Die Lockerung der Entwicklung im kommenden Jahr ist ein erster Schritt in diese Richtung.
"Obwohl es noch zu früh für eine klare Position ist, wird es ein Albtraum sein, die Balance im Hinblick auf die Regularien zu finden. Das dürfte nicht unbedingt fair sein, einen billigeren Motor zu haben, der eine bessere Leistung abliefert als die Top-Antriebseinheiten", warnt Boullier davor mit zweierlei Maß zu messen. In der Formel-1-Kommission und im Dezember beim Motorsport-Weltrat der FIA wird über den Alternativantrieb ab der Saison 2017 diskutiert und entschieden werden.