• 29. September 2015 · 12:28 Uhr

Jenson Button: Honda hat Ressourcen, um zurückzuschlagen

Jenson Button ist der Ansicht, dass die Honda-Ingenieure einen Weg aus der Krise finden - Gerhard Berger glaubt, dass die Japaner die Formel 1 unterschätzt haben

(Motorsport-Total.com) - Zwischen den Rennen der Saison 2015 scheint es immer, als sei der Zwist zwischen McLaren, Honda und deren Fahrern beigelegt. Während Fernando Alonso in Suzuka - einer Strecke, die zu Honda gehört - den Motor als GP2-Material bezeichnete und so den Verantwortlichen die Schweißperlen ins Gesicht trieb, äußert sich Jenson Button, dessen Zukunft bei McLaren immer noch nicht hundertprozentig geklärt ist, weit diplomatischer über den Weg, den Honda in der Hybrid-Ära einschlägt. Als Button noch für BAR fuhr, sei die Honda-Mentalität eine ganz andere gewesen. Die aktuelle Herangehensweise ist für ihn viel erfolgsversprechender.

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Können die Akteure der Gegenwart an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen? Zoom Download

"Ich habe vor allem in den Jahren 2007 und 2008 den Eindruck gehabt, dass Honda-Ingenieure in die Formel 1 kamen, um Erfahrung zu sammeln, danach gingen sie wieder, um wo anders in der Firma zu arbeiten. Es fühlte sich so an, als sei die Formel 1 ein Testfeld für sie", kritisiert er, dass die Japaner die Formel 1 zu V8-Zeiten als Durchgangsstation begriffen, doch: "Beim letzten Mal sahen sie ganz gut aus, aber wir haben nur ein Rennen gewonnen - ich habe das gewonnen. Dieses Mal muss es also besser laufen."

Trauer um die Formel-1-V10-Ära

"Jetzt ist das auch völlig anders. Jeder - samt Honda - pusht hart, einfach weil Honda in diesem Sport Erfolg haben muss", schildert Button, der 2009 seinen einzigen WM-Titel gewann, als Ross Brawn damals das Team aufkaufte und dem Briten ein Siegerauto zur Verfügung stellte. Den alten Tagen trauert der 35-Jährige in Zeiten sportlichen Misserfolgs hinterher.

"Die Formel 1 ist noch immer die Formel 1. Vor zehn Jahren war die Formel 1 auf ihrem Höhepunkt, die Beste, die wir je hatten - V10 Motoren, der Reifenstreit und viel Anpressdruck. Man konnte keine Kinder auf den Rennplatz nehmen, weil es so laut war. Es war ein großes Spektakel. Ich habe sehr gute Erinnerungen an die Zeiten, in denen ich für Honda die V10er und die V8er gefahren habe", sagte er gegenüber 'CNN'.

Keine Illusionen bei Vertragsunterschrift

"Es war die richtige Entscheidung für die Zukunft, einen so aggressiven Weg einzuschlagen. Doch das schadet uns natürlich im ersten Jahr."Jenson Button
Die Jahre, in denen das Trommelfell an der Formel-1-Rennstrecke an seine Belastungsgrenzen kam, sind längst gezählt, genauso wie die Zeit, als McLaren-Honda als unschlagbare Erfolgskombination galt. Das wusste auch Jenson Button, als er sich 2014 entschied, in die Neuauflage des Projektes einzusteigen: "Man freut sich auf ein neues Projekt. Direkt nach meinem Urlaub bin ich nach Sakura geflogen: Es ist eine beeindruckende Fabrik. Doch man konnte immer noch sehen, dass es Bereiche gab, in denen man sich verbessern musste."

"Der erste Test war ein hoher Preis, den die Ingenieure bezahlt haben, als sie versucht haben, den Antriebsstrang zu verstehen, da er so komplex ist", erinnert sich Button an den Testwinter zurück, in dem man bei McLaren-Honda froh war, wenn man überhaupt aus der Box kam: "Es ist nicht einfach wie ein Verbrennungsmotor. Da passiert so viel und das muss alles harmonieren, was sehr schwierig ist."


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"Sie (die Ingenieure; Anm. d. Red.) nehmen sich ihre Zeit und lernen dazu. Dann lösen sie ein Problem und das nächste tritt auf", erzählt er weiter und baut auf den Tüfteleifer der Japaner: "Doch sie sind sehr gut darin, Probleme zu lösen. Wir müssen nur sichergehen, dass keine mehr auftreten. Ich denke, dass es gute, clevere Leute sind."

Lob für Kommunikation

Auch von der Kommunikation mit den Honda-Ingenieuren ist Button angetan. Entgegen mancher Funksprüche, die anderes vermuten lassen, versichert Button: "Wenn wir sagen, dass es mit etwas ein Problem gibt, hören sie zu und ändern es, sobald sie es können. Das Verhältnis zwischen Fahrern und Ingenieuren ist an dieser Stelle sehr gut. Das ist sehr wichtig, wenn man Fortschritte sehen will. Nach oben ist es für uns noch ein weiter Weg. Das wird ein langer Kampf. Sie brauchen auch den Input von erfahrenen Leuten."

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Als eigenständiges Team hatte Honda weniger Erfolgsdruck als mit McLaren Zoom Download

Button, der 2015 als Lernjahr für Honda abhakt, ist sich sicher, dass der Antrieb über den Winter zulegen kann. Daran, wie Ferrari zwischen 2014 und 2015 auf Mercedes aufholte, habe man sehen können, was möglich ist: "Hoffentlich hat Honda dann genug Erfahrung, um zu verstehen, was sie an der MGU-K und an der MGU-H machen müssen. In diesem Jahr liegt alles so eng zusammen. Es ist offensichtlich, dass wir Temperaturprobleme hatten. Doch wir tun das wegen der Aerodynamik. Es war die richtige Entscheidung für die Zukunft, einen so aggressiven Weg einzuschlagen. Doch das schadet uns natürlich im ersten Jahr."

Berger: Thema einfach unterschätzt

Unterdessen ist sich Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger sicher, dass Honda beim Thema Hybrid-Formel 1 von falschen Vorzeichen ausgegangen ist. "Ich glaube, man hat das Thema einfach unterschätzt. Überhaupt keine Frage. Man hat sich schon ein bisschen an den früheren Jahren orientiert, aber jetzt gibt es eine Premiummarke wie Mercedes mit allen finanziellen Ressourcen und allen Möglichkeiten als Gegner. Die haben außerdem einen ganz schönen Vorsprung", sagt er gegenüber 'Sky.de'.


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Trotzdem ist Berger, der für McLaren-Honda zwischen 1990 und 1992 an der Seite von Ayrton Senna ins Steuer griff, genau wie Button, der Ansicht dass man in Sakura früher oder später in der Lage sein wird, jenen Vorsprung wettzumachen: "Für Honda ist es schwer, die einzuholen. Momentan sind sie hinter ihrem Zeitplan. Dadurch sind sie alle ein bisschen frustriert. Aber ich kenne die Japaner: Die haben ihre Leute und die werden kommen. Aber es wird noch nicht im nächsten Jahr passieren. Wahrscheinlich werden wir Honda erst im übernächsten Jahr wieder vorne mit dabei sehen."

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