Nach Ferrari: Die Wiederauferstehung des Felipe Massa
Massa erinnert sich daran, wie die One-Man-Show Fernando Alonso den Fahrspaß bei Ferrari nahm - Valtteri Bottas hält den Brasilianer für unterbewertet
(Motorsport-Total.com) - Drei Ereignisse, die einem beim Namen Felipe Massa im Gedächtnis hängenbleiben, sind: Die knapp verlorene Weltmeisterschaft 2008 gegen Lewis Hamilton, als er seinen Heim-Grand-Prix in Sao Paulo bei strömendem Regen gewann; der schwere Weg zurück in die Formel 1 nach seinem Horrorcrash in Ungarn 2009 sowie die Stallorder von Ferrari in Hockenheim 2010, als er Fernando Alonso zu Gunsten der Fahrer-Weltmeisterschaft für den Rennsieg vorbeilassen musste. All diese Dinge schienen am so fragil wirkenden Massa zu nagen, jedoch baut der Vizeweltmeister von 2008 selbst immer wieder auf seine Stehaufmännchen-Mentalität.
"Meine Geschichte bei Ferrari war ganz ehrlich eine schöne. Das hat der Applaus auf dem Podium in Monza gezeigt", wird er in seinen Erinnerungen an seinen dritten Platz beim Grand Prix von Italien von 'f1today.net' zitiert. "Aber damals wurde es Zeit, sich wieder wichtig zu fühlen", spielt er im selben Atemzug auf die Tatsache an, dass er in Maranello ausgemustert wurde, nachdem er zuvor vier Jahre aussichtslos gegen Platzhirsch Fernando Alonso bei der Scuderia kämpfte.
Ein neues Hoch bei Williams
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Bei Williams blühte der heute 34-Jährige wieder auf. Die aufsaugende Persönlichkeit Alonsos setzte dem sensiblen Massa bei Ferrari zu: "Die Dinge änderten sich, als Alonso kam. Ich habe mich umgeschaut und gesehen, dass ich plötzlich keine Macht mehr über die Details hatte - und in unserem Sport geht es um Details." Sein Einfluss in Maranello geriet zusehends ins Stocken, seine Performance erinnerte nicht unbedingt an jemanden, der einst im WM-Kampf steckte.
"Es geht nur um Macht und die hatte ich verloren. Am offensichtlichsten wurde das dadurch, dass ich mich nicht mehr wichtig gefühlt habe. Es hat gereicht, den Blickkontakt zu den Leuten um mich herum zu suchen. So war es unmöglich glücklich zu sein", erinnern seine Aussagen an einen Johnny Herbert, der einst mit Graus an seine Zeit bei Benetton 1995 zurückdachte, als die Mannschaft nur ihre Speerspitze Michael Schumacher kannte.
Bottas muss sich strecken
Viele schrieben den kleinen Mann schon ab, doch bei Williams ist er mindestens auf Augenhöhe mit dem hochgehandelten Valtteri Bottas. "Ich wusste, dass er ein schneller Fahrer ist, doch vielleicht bin ich ein wenig überrascht worden. Er ist ein ziemlich unterschätzter Kerl. Ich muss sehr hart arbeiten, um ihn zu schlagen", räumt der Finne gegenüber 'Innautonews.com' ein. Das zeigt sich auch in der Fahrer-Weltmeisterschaft: Bottas, der in der Silly-Season 2015 mit Massas Ex-Team Ferrari in Verbindung gebracht wurde, hat auf den Brasilianer lediglich vier Punkte Vorsprung.
"Mir ist viel widerfahren. Ich war mit einer Legende wie Michael Schumacher und dem goldenen Jungen Jules Bianchi befreundet. Ich bin durch drei oder vier Epochen dieses Sports gegangen. Ich habe Ungerechtigkeit gesehen und die schwierigste Zeit meines Lebens gehabt, als ich gezwungen war, meinen Teamkollegen vorbeizulassen. Doch ich habe auch viel gewonnen und es ganz sicher genossen. Ich bin oft gefallen, doch ich bin jedes Mal wieder aufgestanden", zieht Massa ein Zwischenresümee seiner Karriere: "Ich war immer ich selbst: Felipe."