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Nach Pirelli-Affäre: Nico Rosbergs Reifen-Groll verflogen
Am Sonntag gehörte Nico Rosberg noch zu den großen Pirelli-Kritikern, doch mittlerweile hat der Mercedes-Pilot wieder Vertrauen zu den Reifen gefasst
(Motorsport-Total.com) - Pirelli steht nach dem Großen Preis von Belgien zunehmend in der Schusslinie. Nach den spektakulären Reifenschäden von Nico Rosberg und Sebastian Vettel prasselte allerhand Kritik auf den Reifenhersteller ein, der nicht zum ersten Mal mit Kritik leben muss. Besonders Sebastian Vettel war nach dem Rennen und dem verlorenen dritten Platz stinksauer: "Die Qualität der Reifen ist miserabel! Das kann nicht sein! Es geht jetzt schon Jahre so und ich weiß nicht, worauf wir warten", polterte der viermalige Weltmeister.
Auch sein Landsmann Nico Rosberg stimmte in den Tenor mit ein, nachdem er selbst am Freitag im Training eine Schrecksekunde erlebt hatte. "Es kann nicht sein, dass die Reifen ohne Vorwarnung einfach platzen. Da müssen wir eine Lösung finden. Denn besonders Monza - das ist die schnellste Strecke des Jahres. Da müssen wir noch mehr Sicherheit reinbringen", machte sich der werdende Vater Sorgen um seine Gesundheit. Denn auch sein Pneu platzte vor Blanchimont an einer Vollgasstelle - Rosberg hatte Glück, dass er nirgends einschlug.
Die Ursache wurde schließlich extern lokalisiert, dennoch drang am Sonntag starke Kritik in Richtung Pirelli. Zwei Tage später haben sich die Wogen etwas geglättet. Auch Nico Rosberg ist nicht mehr ganz so aufgebracht und relativiert die harschen Aussagen in Richtung der Italiener. Der Wiesbadener kann aber nachvollziehen, wieso Sebastian Vettel so reagiert hat. "Nach so einem Erlebnis musst du dich erst mal sammeln. Daher weiß ich auch, wie Sebastian sich gefühlt hat, als bei ihm erst der Reifen und danach der Kragen geplatzt ist", erklärt der Mercedes-Pilot zu 'Bild'.
Verständnis für Vettels Reaktion
"Bei uns kochen die Emotionen hoch und das ist ganz normal. Was wir machen, ist halt saugefährlich", so Rosberg weiter. "Wir haben Familien und Freunde zu Hause. Wir sind unter permanentem Druck, das Maximum abzuliefern." Bei Nico Rosberg kam hinzu, dass zuhause seine hochschwangere Frau Vivian auf die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes wartete. "Ich hoffe, die Vivian hat nicht zugeguckt, denn sonst wäre das Baby jetzt sicher schon da", scherzte er noch nach seinem eigenen Vorfall am Freitag.
Fotostrecke: GP Belgien, Highlights 2015
Noch acht Rennen zu fahren, noch 200 Punkte zu vergeben - und jetzt schon 28 Punkte Vorsprung auf Nico Rosberg: Lewis Hamilton rückt seinem großen Traum, dem dritten WM-Titel (genauso viele hat sein großes Idol Ayrton Senna gewonnen), beim Grand Prix von Belgien einen weiteren Schritt näher. Fotostrecke
Doch Pirelli hatte nach dem Abflug des Silberpfeil-Pilots reagiert. Man leitete eine intensive Untersuchung ein und kam zu dem Schluss, dass eine externe Ursache zu dem Reifenschaden geführt hat. Trotz dieser Erkenntnis ging Mercedes im weiteren Wochenendverlauf auf Nummer sicher: "Daher haben wir vorsorglich die Federungseinstellungen, also den Reifensturz, noch weiter runter bewegt, um kein unnötiges Risiko zu gehen", erklärt Rosberg.
Ferrari hat hingegen die Lebensdauer des Pneus ausgereizt und versucht, mit nur einem Stopp über die Runden zu kommen. Über die Rundenempfehlung von Pirelli war Vettel zum Zeitpunkt des Schadens schon längst hinaus. Auch wenn der Reifen deswegen nicht gleich platzen muss, hat Ferrari seine Möglichkeiten ausgereizt und die Quittung bekommen - und die Formel 1 einen Aufreger mehr nach den Aussagen von Vettel.
Rosberg ohne Angst vor Monza
Rosberg geht derweil wie immer etwas nüchterner an die Sache und hat in seiner Videobotschaft nach dem Rennen schon erste Verbesserungsvorschläge, wie "intelligente" Reifen, gebracht. Der Zorn auf Pirelli ist verflogen, auch weil Niki Lauda auf seine Piloten eingeredet haben dürfte: "Du kannst einen Partner nicht derartig diskriminieren, wie Sebastian das gemacht hat", hatte der Aufsichtsratsvorsitzende des Teams am Sonntag erklärt. "Wenn meine Fahrer das machen würden, müsste ich sie heranholen und ihnen sagen: 'Burschen, wir arbeiten alle zusammen, die gehören auch dazu, wir sind alle ein Team.'"
Und so ist auch Rosberg - zumindest offiziell - von seiner Angst vor Monza weggekommen und hat Pirelli den Rücken vor dem schnellsten Grand Prix des Jahres gestärkt: "Ich bin zuversichtlich, dass Pirelli alles vor dem nächsten Rennen in Monza noch vernünftig überprüfen wird und dass wir dort ein sicheres Rennen fahren werden", sagt er heute.