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Bernie Ecclestone will "das verdammte Regelbuch zerreißen"
Nach den Verträgen nun das Regelbuch: Bernie Ecclestone fordert abermals einen Neuanfang in der Formel 1, um die Krise zu überwinden - Offene Kritik an Jean Todt
(Motorsport-Total.com) - Auf der Suche nach einem Weg, der die Formel 1 aus der aktuellen Krise führt, schlägt Bernie Ecclestone abermals einen kompletten Neuanfang vor. Nachdem er bereits vor einiger Zeit im Zuge der Kostendiskussion angeboten hatte, alle Verträge zu zerreißen, sollten nun die technischen Vorgaben in die Reißwolf wandern. "Lasst uns das verdammte Regelbuch zerreißen und von vorne anfangen", sagt Ecclestone im Gespräch mit der britischen Tageszeitung 'The Guardian'.
Erster Ansatzpunkt des Briten sind die von ihm ungeliebten Hybridantriebe, die er lieber heute als morgen ersetzen würde. "Wenn ich mit einem weißen Blatt Papier anfangen könnte, würde ich zunächst einmal einen Motor entwerfen, der nicht so kompliziert wie der aktuelle ist", sagt Ecclestone. Das würde auch unabhängigen Herstellern wieder den Zugang zur Formel 1 ermöglichen, denn laut Ecclestone braucht die Formel 1 "ein neues Cosworth."
Die britische Motorenschmiede hatte über Jahrzehnte Formel-1-Motoren gebaut und war für Teams, die nicht mit einem großen Hersteller kooperieren, stets eine zuverlässig Alternative. Mit der Einführung des neuen Motorenreglements zur Saison 2014 zog sich Cosworth allerdings aus der Formel 1 zurück.
Hybridantriebe vergraulen neue Hersteller
Und Ecclestone ist davon überzeugt, dass die komplexen Hybridantriebe auch andere Hersteller von der Formel 1 abschrecken. "Schaut euch Toyota an. Sie hätten vielleicht Interesse an einer Rückkehr in die Formel 1, aber so lange es diese Antriebseinheiten gibt, werden sie auf keinen Fall zurückkommen, denn sie wüssten, dass sie von Anfang an in Problemen stecken würden", sagt er - mit Blick auf die aktuellen Schwierigkeiten von Honda sicherlich ein zutreffender Befund.
Allerdings will Ecclestone die aktuellen Formel-1-Antriebe nicht völlig verdammen. Branchenprimus Mercedes habe mit seinem erfolgreichen Antrieb "ein unglaubliches Stück Ingenieurskunst" abgeliefert. Doch das sei der Masse der Fans nicht zu vermitteln. "Wenn du einen Zuschauer auf der Tribüne fragst, wie viele Zylinder der Motor hat, liegen vielleicht einer oder zwei richtig. Und wenn du fragst, wie groß der Hubraum ist, weiß es keiner, weil es den Leuten völlig egal ist", meint Ecclestone.
Einfachere und damit günstigere Motoren hätten nach Einschätzung des Formel-1-Bosses zudem noch einen weiteren Vorteil, den sie würden für größere Chancengleichheit sorgen. Ein Anliegen, welches Ecclestone ebenfalls umtreibt. "Jeder sollte eine Chance auf den Sieg haben. Leute wie Vijay (Mallya; Anm. d. Red.) bei Force India geben eine Menge Geld aus, haben aber keine Chance zu gewinnen."
Ecclestone: Jean Todt will es allen Recht machen
Eine weitere Forderung des Formel-1-Bosses, mit der er nicht alleine dasteht: Die Formel-1-Autos müssen schneller und damit wieder schwieriger zu beherrschen sein. "Ich rede regelmäßig mit den Jungs, und alle sagen mir das gleiche: 'Es macht keinen Spaß mehr'. Denn sie fahren zwar am Limit, aber nicht an ihrem Limit", sagt Ecclestone. "Jemand meinte, dass wir eines Tages so weit kommen, dass jeder diese Autos fahren kann. Selbst ein Kind oder jemand, der Playstation gespielt hat und Anweisungen befolgen kann", malt Ecclestone ein Horror-Szenario an der Wand.
Bekannte Probleme, denkbare Lösungen, doch woran scheitert die Umsetzung. Laut Ecclestone auch an Jean Todt, der zu viel Wert auf Mitbestimmung lege und sich nicht durchsetzen könne. "Das Problem ist, dass wir einen FIA-Präsidenten haben, der es allen Recht machen will", sagt Ecclestone und fordert eine Art Formel-1-Diktator. "Wir brauchen jemanden, der die Lichter ein- und ausschaltet. Und das wird so kommen, dafür werden wir sorgen."