• 06. Juni 2015 · 02:01 Uhr

Eminenzen tagen: Von Spielzeugautos und "Franchise-Wagen"

Die Mächtigen der Formel 1 besprachen in Montreal, wie die Königsklasse wieder attraktiver werden kann und skizzierten einen Notfallplan für ein Teamsterben

(Motorsport-Total.com) - Hinter verschlossenen Türen debattierten am Freitag in Montreal die Mächtigen der Formel 1 über die Zukunft der Königsklasse. Am Verhandlungstisch: McLaren-Patron Ron Dennis und Rennleiter Eric Boullier, Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und Aufsichtsratsboss Niki Lauda sowie die Teamchefs Ferraris und Red Bulls, Christian Horner und Maurizio Arrivabene. "Wir haben über mögliche Regeländerungen für 2017 gesprochen, aber keine Entscheidungen getroffen", sagt Lauda 'Sky Sports F1'.

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Hier wird über die Zukunft der Formel 1 gerichtet: Die Granden der Teams am Tisch Zoom Download

Der Österreicher weiter: "Es war eine freundschaftliche Unterhaltung." Zu der offenbar nicht jeder eingeladen war: Die Besetzung mit vier der fünf ständigen Mitglieder der Strategiegruppe wirft die Frage auf, wieso ein Williams-Vertreter fehlte. Dass Abgesandte der kleinen Mannschaften nicht teilnehmen, ist ohnehin längst selbstverständlich. Lauda reagiert auf Nachfragen gereizt und würgt schroff ab: "Darüber haben wir nicht gesprochen. Es ging darum, wie die Formel 1 attraktiver werden kann."

Dazu will die Rennlegende einen Blick in die Spielzeugkisten werfen, um genau das auf die Grand-Prix-Strecke zu bringen, was der jüngsten Generation potenzieller Formel-1-Fans ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. "Welche Autos mögen kleine Kinder? Mit welchen Autos spielen sie? Sie sind unglaublich futuristisch und diesen Weg sollten wir auch einschlagen", findet Lauda. Im Gespräch mit 'Motorsport.com' betont Wolff, dass sich dieses Ziel auf mehrfache Art und Weise erreichen ließe.

Arrivabene wehrt sich: Strategiegruppe nicht reaktionär

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Macht sich seine Gedanken über die Zukunft der Formel 1: Toto Wolff Zoom Download

Er fragt sich: "Wollen wir es von der Designseite aus angehen oder von der technischen Seite?" Wolff plädiert dafür, dass die Autos fünf Sekunden schneller werden und sich die Optik diesem Ziel unterordnet, weil Designkonzepte als Maxime einen Boliden nicht fixer um einen Kurs bringen würden. Geplant sein sollen aber in jedem Fall breitere Autos mit breiteren Reifen, dazu steht eine Rückkehr der Tankstopps weiterhin auf der Agenda. An dieser Idee scheiden sich nach wie vor die Geister.

Arrivabene wehrt sich bei 'Reuters' gegen den Vorwurf, die Strategiegruppe würde in diesem Punkt reaktionär handeln. "Man versucht, mit den Zutaten, die einem zur Verfügung stehen, das Beste zu kochen, was man rausholen kann", vergleicht der Italiener. "Ich habe Artikel gelesen, in denen stand, es sei keine Revolution und es ginge nur um Ideen aus der Vergangenheit. Aber das sind die Zutaten, die wir haben." Die Neuerungen hielten sich stark in Grenzen, weil es nach wie vor "bei der alten Erbsubstanz" geblieben sei. Arrivabene folgert: "Bis es eine neue gibt, kann man nichts anderes kochen."


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Er wünscht sich, dass sich die Formel 1 an den nordamerikanischen Profiligen im Eishockey, im Basketball und im American Football ein Beispiel nimmt. "Es gibt die NHL, die NBA und die NFL", so Arrivabene. "Die Regeln sind simpel und werden Jahr für Jahr zugunsten der Show angepasst. Bei uns muss sich aber die Show den Regeln anpassen. Und das ist falsch."

Konkrete Pläne für "Franchise-Autos", aber keine "GP1"

Auf den Tisch kam laut Wolff auch die Idee, dritte Wagen oder Kundenautos als Reaktion auf die Finanzkrise der "Kleinen" einzuführen. Die neue Sprachregelung für das gesamte Vorhaben heißt "Franchise-Autos", wobei Wolff ihre Einführung als Notfallplan für den Wegfall weiterer Teams darstellt. "Ich will nicht wie das Kaninchen vor der Schlange dastehen, wenn es heißt: 'Jetzt haben wir nur 16 oder 18 Autos!' Wir hoffen, dass alles so bleibt, aber wir müssen Verantwortung übernehmen für den Fall der Fälle."


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Umfassen soll das Rettungspaket konkrete Absprachen bezüglich der Finanzierung und eines Anbieters der Kundenchassis. An diese Stelle treten könnten ein Einheitszulieferer oder die engagierten Werke und Topteams. "Können auch Vorjahreswagen gemeldet werden?", überlegt Wolff und hat auch die Frage nach dem siegreichen Konstrukteur (oder Einsatzteam) im Blick. "Um ins Detail zu gehen: Wer darf dann auf das Podium? Wir haben aber auch über die Nachteile gesprochen." Schließlich will Mercedes ausdrücklich "keine Juniorteams".

In Montreal seien bereits Übereinkünfte erzielt worden, auch wenn in vielen Fragen noch mehrere Lösungswege offen stünden. Es ist zu hören, dass ein Modell favorisiert wird, bei dem maximal ein Kunde pro Hersteller erlaubt ist, die Kunden einen Fixpreis von 50 Millionen Euro abdrücken sollen und existierende Teams eher einen Zuschlag erhalten sollen als Neulinge. Vom Tisch scheint das einst von Zampano Bernie Ecclestone propagierte GP1-Konzept mit einem Einheitschassis für die gesamte Serie. "Der Weg, den wir gehen wollen - einschließlich Bernie -, ist der, dass die Konstrukteure die Möglichkeit haben sollten, Interessierten ihr Chassis zur Verfügung zu stellen", erteilt Wolff einem Einheitszulieferer eine Absage.

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