• 24. Februar 2015 · 20:43 Uhr

McLaren-Honda hat keine Ausreden!

Ex-Designer Gary Anderson meint, McLaren-Honda sollte mit den vorhandenen Ressourcen bei den Testfahrten viel besser auftreten

(Motorsport-Total.com) - Für McLaren-Honda rückt der Start der Saison gefährlich näher, und bislang sind die Dinge beim Testen nicht sonderlich gut gelaufen. Mercedes hat im vergangenen Jahr gezeigt, was bei einem ersten Versuch mit dem V6-Turbomotor in der Formel 1 möglich ist, und verglichen dazu sollte es Honda viel besser machen.

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McLaren auf der Strecke war in diesem Jahr bislang ein seltenes Bild Zoom Download

Man sollte nicht vergessen, dass Honda bereits eine ganze Saison lang sehen konnte, wie es den anderen erging. Zudem wird man sicherlich von McLaren auch einen Einblick bekommen haben, wie Mercedes mit seinen Motoren umgegangen ist. Es ist nicht so, dass Honda plötzlich mitten in der Saison entschieden hätte, einen Formel-1-Antrieb zu bauen; das stand schon seit längerer Zeit fest.

Honda betrachtet die Formel 1 als große Herausforderung für seine Ingenieure. Egal ob man in einem gewissen Zeitraum dabei war oder nicht, man hat den Grand-Prix-Sport stets sehr intensiv verfolgt. Als die neuen Regularien vor vier oder fünf Jahren diskutiert wurden, wird Honda davon gewusst haben und ein paar Ingenieure gehabt haben, die mit Konzepten und Designs herumgespielt haben, um die Herausforderungen zu verstehen. Von daher ist es nicht wirklich neu für Honda.

Die Grundlagen müssen auf dem Prüfstand her

Das ist nur einer der Gründe, warum ich denke, dass sie einen besseren Job erledigen sollten. Fakt ist, dass viel Arbeit auf dem Prüfstand stattgefunden haben wird. Sie werden einen Prüfstand benutzt haben, der das Paket der Power-Unit wirklich auf Herz und Nieren prüft, was auch Mercedes vor der vergangenen Saison extrem gut umgesetzt hat. Auf der Strecke sollte es bei den Wintertestfahrten nur noch darum gehen, die letzten fünf Prozent unter echten Bedingungen aus dem Paket zu holen.

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Zum Haareraufen: Jenson Button wurde häufiger Opfer der Technik Zoom Download

Aber man muss sich nur die Dichtung der MGU-K ansehen, die jüngst beim Barcelona-Test für Probleme sorgte. So etwas muss man schon auf dem Prüfstand entdecken, nicht an der Strecke. Bei den Testfahrten geht es darum, die grundlegenden Dinge zu bestätigen, von daher verstehe ich nicht, was da schiefläuft. Ein Team wie McLaren muss eine bemerkenswerte Auswahl an Prüfutensilien besitzen, so wie Getriebe-Prüfstände und Vorrichtungen, die die Aufhängung belasten. Die Tage, als man an die Strecke kam, seinen Finger in die Luft hielt, den Wind testete und dann mit der besten Vermutung ankam, sind längst vorbei.

Also warum hat Honda Probleme? Ist es, weil man nicht die ausgeklügelten Testanlagen besitzt, die in der aktuellen Formel 1 unabdingbar sind? Es wird immer Pannen geben. Das ist unausweichlich, egal wie viel Arbeit man auf dem Prüfstand macht. Aber was Honda da erlitten hat, sollte nicht passieren. Die Funktionalität eines Formel-1-Boliden, inklusive Dingen wie Getriebe oder Gangschaltung, sollte gegeben sein. Auf der Strecke verfeinert man sie nur.

Probleme ein Teufelskreis?

Darum bin ich so über die Probleme überrascht, die McLaren und Honda haben. Man könnte sagen, dass Schwierigkeiten mit nur einem Team unausweichlich waren, aber ich würde den anderen Weg gehen und behaupten, dass mit der verfügbaren Technologie viele Probleme vermeidbar wären - außer man nutzt die Anlagen an irgendeiner Stelle nicht bis zum Maximum.

Bei all den Geschehnissen wäre es eine Überraschung, wenn nicht noch mehr Probleme lauern würden. Ich kann mir vorstellen, dass das Team nie weiß, was als nächstes schiefgehen wird, wenn das Auto die Garage verlässt. Und das ist besonders problematisch, weil die enorme Komplexität dieser Hybridmotoren bedeutet, dass man jedes Mal, wenn man ein weiteres Bruchstück an Performance herausholen möchte, auf neue Schwierigkeiten stößt, weil man die Belastung bei allen Dingen verändert. McLaren hat keine Chance, sich da durchzuarbeiten.

Team und Motorenhersteller waren sehr optimistisch über dieses Projekt und das Niveau, mit dem man beginnen sollte. Aber wir schreiben nicht mehr das Jahr 1988, es ist eine komplett andere Welt. Ich bin auch über manche Dinge besorgt, die das Team von sich gibt. Ich hätte lieber einen Beleg von Willen, die Köpfe zusammenzustecken und zu versuchen, etwas fertig zu bekommen, anstatt zu versuchen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Es sieht so aus, als wäre jeder glücklich.

Zweifel an der Mentalität

McLaren möchte in der Lage sein, an einem Tag 100 Runden zu fahren, das Auto in der Garage zu parken, es kurz zu polieren und dann bereit zu sein, am nächsten Morgen mit der ersten Sache wieder zu starten. Aber das passiert nicht. Ich glaube einfach das ganze Zeug über erwartete Probleme nicht.

Man muss sich nur einmal Fernando Alonsos Unfall anschauen. In einem Statement wurde gesagt, dass es keine Veränderung der aerodynamischen Belastungen auf dem Auto gegeben habe; stattdessen sei eine Windböe schuld gewesen. Aber Wind verändert die aerodynamische Belastung - darum muss ein Fahrer mit plötzlichem Untersteuern oder Übersteuern zurechtkommen, und hängt plötzlich in der Wand. Obwohl McLaren nach einigen unvermeidlichen Gerüchten um Aufklärung des Vorfalls bemüht ist, ist es einfach nicht wahr, dass es keine Veränderung gegeben hat. Warum sagt man diese Dinge? Es lässt einen an der Mentalität im Team zweifeln.


Fotostrecke: Unfall von Fernando Alonso in Barcelona

Generell muss der Ansatz aggressiver werden. Wir hören zu häufig Aussagen wie: "Wir haben heute viele Daten gesammelt, von daher sind wir nicht allzu enttäuscht darüber, nur drei Runden gefahren zu sein." Das ist es kaum wert, es auszusprechen, daher muss jemand das Team am Kragen packen und es zum Funktionieren bringen. Es ist wichtig zu verstehen, wie man in diese Situation gelangt ist, weil es nur noch zweieinhalb Wochen bis zum Saisonstart in Melbourne sind. Die Uhr tickt.

Man darf nicht einfach mit den immer gleichen Dingen weitermachen, man muss analysieren, warum Dinge nicht funktionieren. Wenn man die fundamentalen Schwächen nicht identifiziert, dreht man sich weiter im Kreis (oder eben nicht, im Fall von McLaren-Honda!).

Der Absturz begann 2009

McLaren ist ein Team, vor dem ich viel Respekt habe. Ich habe dort in den 1970er-Jahren gearbeitet, und es hatte viel Erfolg. Aber man muss sich nur mal anschauen, was in den vergangenen Jahren passiert ist. Als sich die Regularien 2009 verändert haben, hatte man Probleme mit den neuen Aerodynamik-Regeln. In den folgenden Jahren hatte man viele Ausreden parat. Der ehemalige Teamchef Martin Whitmarsh hat den Preis bezahlt, doch es scheint immer noch ein Problem zu geben.

Ich schiebe bei vielem die Schuld eher McLaren zu als nur Honda - weil es eine Partnerschaft ist. Das Wichtigste ist, dass McLaren-Honda in Melbourne zuverlässig laufen muss, um die Möglichkeit auf ein ordentliches Resultat zu haben. Wenn allerdings weiterhin die Chance besteht, dass bei jeder Ausfahrt aus der Garage etwas schiefgeht, dann wird es das Team aufhalten.

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Die alte neue Partnerschaft zwischen McLaren und Honda fruchtet noch nicht Zoom Download

Wenn man erst einmal zu den Rennwochenenden kommt, dann hat man nur sehr wenig Zeit zu verlieren. Bei den Tests trägt man alle Informationen zusammen, die man braucht, damit das Auto fährt. Idealerweise weiß man also, was man machen muss, wenn man während einer Saison diversen Umständen begegnet. Das gilt auch für Set-up-Arbeiten. Man muss verstehen, wie das Auto auf Set-upänderungen reagiert - im Moment wird McLaren diese Daten allerdings nicht haben.

Das macht den letzten viertägigen Test in Spanien ab Donnerstag wirklich wichtig. Wenn man einen weiteren Test damit verbringt, aufgrund von Problemen keine Kilometer zu sammeln, dann werden McLaren und Honda die Saison im Hintertreffen beginnen. Und der Weg zurück ist lang, wenn man bedenkt, dass vorne die Schritte von Ferrari, Red Bull, Williams und Mercedes gemacht werden.

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