Keine Entwicklung, kein Geld: Teamchef-Meeting ergebnislos
Weil ein Kompromissvorschlag Mercedes' abgelehnt wurde, dürfen die Antriebe bis 2016 nur marginal modifiziert werden - Kein frisches Geld für kleine Teams
(Motorsport-Total.com) - Mercedes unternahm am Samstag am Rande des Brasilien-Grand-Prix einen wichtigen Schritt, um die silberne Dominanz in die Saison 2015 zu transportieren. Bei einer Zusammenkunft der Formel-1-Teamchefs erzielten die Beteiligten keine Einigung darüber, die strikte Antriebshomologation aufzuweichen, um Renault, Ferrari und Honda die Aufholjagd auf den dominanten Hersteller zu erleichtern. "Es gibt keinen Kompromiss. Die Situation hat sich nicht verändert", erklärt Toto Wolff.
Mercedes hatte ein geringfügiges Entgegenkommen angeboten, ohne die Details dieses Vorschlags öffentlich zu machen. Es geistert die Zahl von fünf Entwicklungspunkten, den so genannten Token, durch das Paddock. Die Konkurrenz soll deren 13 als Aufschlag auf die bisher durch das Reglement eingeräumten 32 gefordert haben, um mehr Spielraum für technische Fortschritte zu erhalten. Wolff sieht die limitierende Variable in Mehrkosten für das Werksteam und allen voran für seine Kunden.
Das Ende des Tauziehens um eine Entscheidung muss das laut Wolff nicht bedeuten: "Vielleicht wird weiterdiskutiert", blickt der Österreicher voraus. Glücklich sind die Konkurrenten mit der Mercedes-Blockade nicht, was Christian Horner im Anschluss an das Meeting anzumerken war. Der Red-Bull-Teamchef wollte den Journalisten nichts in die Blöcke diktieren und verweist lieber auf den gut gelaunten Kollegen Wolff: "Es hat sich nichts geändert", so der Brite schmallippig.
Wolff fordert Verantwortung für die Serie
Wenn überhaupt, darf Horner auf eine Novelle für die Saison 2016 hoffen. Dann genügt statt einer Konsensentscheidung auch eine 70-Prozent-Mehrheit. "Das wird mit Sicherheit ein Thema werden, doch das ist es aktuell noch nicht", so Wolff, der einer kompletten Beseitigung von Restriktionen eine Absage erteilt: "Das wäre verantwortungslos für den Sport und respektlos gegenüber den Teams, die sich verabschieden mussten. Wir hoffen das nicht. Das ist kein intelligenter Weg."
Ähnlichen Stillstand gibt es in der Frage nach einem Rettungsplan für finanziell angeschlagene Teams. "Nichts", erklärt Wolff bezüglich Fortschritten und lässt sich auch von der Bemerkung, dass zweieinhalb Stunden langes Zusammenstecken der klügsten Köpfe der Formel 1 vollkommen ergebnislos gewesen sei, nicht aus der Reserve locken. Er reagiert amüsiert: "Da muss man sich das mit den klugen Köpfen überlegen." Wolff verweist bei der Einnahmenverteilung auf Bernie Ecclestone und den Formel-1-Mehrheitseigner CVC Capital Partners.
Er will sich seiner Fürsorgepflicht für die gesamte Szene aber nicht entziehen und weiter an einer Lösung arbeiten, die Marussia und Caterham vielleicht nicht zurückbringt, aber Sauber, Force India und Lotus eine Zukunft ermöglicht: "Wir haben die Serie im Blick und eine Verantwortung ihr gegenüber. Man kann nicht nur engstirnig auf sich selbst blicken. Wir treten an, das beste für uns herauszuholen, aber man muss auch ein Gespür für das wirtschaftliche Umfeld und die Situation aller Teams haben", weiß der 42-Jährige.