Ricciardo rechnet im Ernstfall mit Stallorder
Da Sebastian Vettel nicht mehr Weltmeister werden kann, rechnet Daniel Ricciardo ab sofort mit einer Stallorder, sollte sich die Chance dazu ergeben
(Motorsport-Total.com) - "Let Michael pass for the championship." Dieser berühmte, von Ferrari geprägte Satz gilt als der Inbegriff für das Thema Stallorder, das in der Formel 1 gleichermaßen verpönt wie an der Tagesordnung ist. Zwischenzeitlich verboten, ist die Nachricht für die Fahrer mittlerweile fast in jedem Rennen gang und gäbe, wenn der eigene Teamkollege von hinten kommt und möglichst wenig Zeit verlieren soll.
Doch was während eines Rennens als strategisches Mittel genutzt wird, um die Chancen von beiden Autos zu verbessern, ist etwas anderes als ein strategischer Platztausch am Ende, damit ein Auto zugunsten eines anderen mehr Punkte einfährt. Bei Mercedes heißt das Motto seit Anfang des Jahres "Freie Fahrt", doch bei Red Bull könnte man ab diesem Wochenende durchaus eine Stallorder in Erwägung ziehen.
Denn Sebastian Vettel kann seit dem Wochenende von Suzuka seinen Titel auch rechnerisch nicht mehr verteidigen, sodass nur noch Teamkollege Daniel Ricciardo Mercedes vom Titelgewinn abhalten kann. Zwar liegt der Australier schon 73 Punkte hinter Lewis Hamilton, doch zur Chancenmaximierung könnte er sich eine Stallorder durchaus vorstellen: "Sollte am Sonntag die Situation eintreten, dass Seb vor mir liegt, ich aber schneller bin, dann ist das wahrscheinlich - zumindest solange für ihn dadurch nicht mehr als eine Position auf dem Spiel steht", erklärt er vor dem Russland-Grand-Prix.
Doch diese Vorstellung existiert bislang allein in seinem Kopf, das Team selbst hat sich dazu hingegen noch nicht geäußert. "Um ehrlich zu sein, habe ich bisher aber weder mit Christian (Teamchef Horner; Anm. d. Red.) noch mit dem Team über dieses Thema gesprochen", muss auch Ricciardo zugeben. "Ich war noch nie in der Situation, in der sich die Frage nach einer Stallorder gestellt hätte."
Doch wie stellt man es im Ernstfall überhaupt an? Das müsse man situationsbedingt entscheiden: "Du kannst sie im Grunde nicht schon vor dem Rennen festlegen, weil beim Start alles passieren kann", sagt der Australier. "Ich gehe davon aus, dass wir beide zunächst ganz normal unser Rennen fahren. Vielleicht gibt es gegen Ende des ersten Stints je nach Pace diesen Gedanken. Wir werden sehen."