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Lotterer: Bleibt er der Formel 1 erhalten?
Nach starken Leistungen an den ersten beiden Tagen des Grand-Prix-Wochenendes in Belgien: Bleibt Andre Lotterer der Formel-1-Szene länger erhalten?
(Motorsport-Total.com) - Le-Mans-Sieger Andre Lotterer hat an den ersten beiden Tagen seines Formel-1-Debütwochenendes in Belgien bleibenden Eindruck hinterlassen. Der 32-jährige Deutsche agierte am Steuer des Caterham souverän, gab fundiertes technisches Feedback und gab sich im Fahrerlager wie ein alter Hase. Der Audi-Werkspilot aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) hatte bislang überhaupt keine Probleme, sich in der Königsklasse zu behaupten. Plant Lotterer eine Formel-1-Karriere? Nein.
"Selbst wenn ich hier super fahre, was soll dabei schon groß herauskommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eines von den zwei oder drei besten Teams plötzlich anruft und mir einen Dreijahres-Vertrag vorlegt", sagt der gebürtige Duisburger am Samstag in Belgien. "Solch ein einmaliger Einsatz ist eine tolle Geschichte, eine schöne Erfahrung. Wenn ich aber mehr Rennen mache und immer nur hinten herumfahre, dann wird es nicht mehr so interessant. Dann bin ich der Hinterbänkler."
"Das war ja früher der Grund, warum ich mich alternativ umgeschaut habe. Es macht nur Sinn, wenn du zumindest vorne mitfahren kannst", stellt Lotterer klar, dass er kein großes Interesse daran hat, in Zukunft weiterhin im hinteren Feld der Formel 1 zu kämpfen. "Suzuka würde mich vielleicht reizen. Es ist meine zweite Heimat, ich kenne die Strecke sehr gut. Die macht viel Spaß. Dort könnte ich auch etwas bringen - vor allem mit jetzt etwas Erfahrung. Das könnte man sich überlegen."
Bei Caterham stehen zwei andere vor der Tür
Ein Einsatz des Langstrecken-Weltmeisters von 2012 beim Grand Prix von Japan ist alles andere als ausgeschlossen. In der Woche vor dem Formel-1-Rennen ist er ohnehin mit der Super Formula aktiv, in der Woche nach dem Grand Prix findet das WEC-Rennen in Fuji statt - es würde optimal in den Zeit- und Reiseplan passen. Von Seiten Caterham gibt es großes Interesse an weiteren Fahrten des Deutschen. Aber es gibt auch andere Pläne. Roberto Merhi und Red-Bull-Nachwuchsmann Carlos Sainz Jun. stehen vor der Tür.
"Für mich ist es sehr cool. Für mich hat sich jeder interessiert, es haben alle berichtet. Das ist aber diese einmalige Geschichte", betont Lotterer. "Wenn ich die ganze Saison fahre, würden nur noch ein paar übrig bleiben, die berichten. Jetzt gerade geben mir alle das Gefühl, ich wäre ein Superstar - vielen Dank dafür." Der Deutsche stand am bisherigen Spa-Wochenende sehr im Fokus. Mit der eher beschaulichen WEC-Welt hat dies nicht viel gemein.
"Es ist schon eine harte Welt. Die Leute stehen in der Formel 1 sehr unter Druck. Ich kann das gerade ohne Druck genießen. Meine Karriere hängt nicht von diesem Rennen ab", schildert Lotterer seine persönliche Situation. "Für mich ist es ganz cool. Wenn man hier richtig unter Druck steht, und die Karriere von jedem einzelnen Rennen abhängt, dann ist es nicht einfach." Diesen Druck wird sich der 32-Jährige sicherlich nicht dauerhaft antun wollen, zumal er als Audi-Werkspilot und Toyota-Fahrer in Japan gutes Geld verdient.
Der dreimalige Le-Mans-Sieger hat bei seinen ersten Formel-1-Fahrten schnell erhebliche Unterschiede, aber auch einige Parallelen zur Langstreckenszene ausgemacht. Professionell gearbeitet wird in beiden Serien, nur die Schwerpunkte sind teils verschieden. "Bei Audi arbeiten wir mit drei Fahrern in einem Auto, da muss man Kompromisse eingehen. Die Formel 1 ist eben eher eine Individualsportart", sagt er. Was macht ihm mehr Freude? "Gewinnen macht Spaß", so die Antwort. Siegen kann Lotterer mit Audi in der WEC und mit Toyota in Japan - in einem Caterham des Jahrgangs 2014 ist dies nahezu unmöglich.