Chilton-wechsel-dich: Rossi wusste im Training von nichts
Alexander Rossi bekam erst nach dem Training mitgeteilt, dass das Wochenende für ihn vorbei sein würde - Max Chilton sieht sich selbst als Teamplayer
(Motorsport-Total.com) - Die Umstände um das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel bei Marussia bleiben weiter mysteriös. Konkrete Details zu der Posse um Max Chilton und Alexander Rossi möchte keine Seite preisgeben, stets beruft man sich auf den Term der "vertraglichen Gründe". Kurios bleibt auch, dass die Agentur von Chilton ein Statement veröffentlichte, in dem von einer freiwilligen Entscheidung die Rede war. Doch natürlich denkt man im ersten Moment: Ist das Geld nicht geflossen?
"Auf die Idee könnte man ganz leicht kommen, aber ich kann versprechen, dass es eine Entscheidung zwischen uns beiden (Chilton und Marussia; Anm. d. Red.) war - und das hat sich geändert", erklärt der Brite am Rande des Trainings. "Das Team hat finanzielle Probleme, und ich habe ihm die Möglichkeit gegeben. Das hat sich über Nacht geändert und nun bin ich wieder im Auto."
Über die wahren Gründe schweigt sich aber auch Chilton eisern aus: "Ich kann das nicht kommentieren. Die Hauptsache ist, dass ich im Auto sitze." Und doch betont der Marussia-Pilot weiter seine Herzensgüte: "Ich treffe immer die beste Entscheidung für das Team, ich bin ein Teamplayer, das habe ich immer gesagt. Es war eine Entscheidung des guten Willens."
Rossi (leicht) enttäuscht
Über die durfte sich vorerst Alexander Rossi freuen, der vor seinem Formel-1-Debüt stand und in Spa sein erstes Rennen erleben sollte. Noch heute Morgen machte sich der Amerikaner mit Freude an das erste Freie Training eines hoffentlich langen Wochenendes, doch die Entscheidung gegen den Amerikaner war da schon gefallen - doch Rossi wusste von nichts. Er wurde erst nach dem Training darüber informiert.
"Natürlich war es eine Überraschung, aber am Ende kann man nichts dagegen tun, daher bringt es auch nichts, sich darüber zu beschweren", erklärt er. Wer mit einer großen Enttäuschung für Rossi gerechnet hatte, der sieht sich allerdings getäuscht: "Es war nicht so hart, weil es so plötzlich kam und genauso schnell auch wieder ging." Und die Routine des ersten Trainings kannte er auch schon aus der Caterham-Zeit.
"Aber es war schon ziemlich enttäuschend", erklärt er weiter, "denn ich wollte an diesem Wochenende fahren. Aber so ist es manchmal. So ist der Sport." Dennoch nimmt der 22-Jährige aus dem Wochenende einiges mit. "Es hat nicht nur Amerika ein bisschen Zuversicht gegeben, dass ich es schaffen kann. Es hat auch mir Zuversicht gegeben. In so kurzer Zeit beim Team haben sie mir so ein Vertrauen gegeben."
Lob für den Debütanten
Die Beziehung zwischen Chilton und Rossi habe zwischen der Aktion allerdings nicht gelitten, sagt zumindest der Brite: "Ich bin glücklich, aber ich habe Alex am Morgen auch die besten Wünsche übermittelt. Wir sind immer noch gute Freunde", so Chilton, der für den Rest des Wochenendes einfach nur fahren will: "Ich freue mich, wieder im Auto zu sein. Das ist meine Lieblingsstrecke, und es war schön, nach all den Dingen einfach den Helm aufzusetzen."
Das soll im Übrigen auch den Rest der Saison der Fall sein: "Es ist für den Rest der Saison, wie schon immer. Ich war schon immer konstant in allen Dingen. Nichts hat sich geändert, ich stehe weiterhin vollkommen hinter dem Team", so Chilton. "Ich habe immer gesagt, dass ich gerne die ersten Punkte für das Team holen würde. Das ist mir nicht gelungen, jetzt würde ich gerne die nächsten holen. Ich denke, dass uns das gelingen kann. Wenn die Probleme gelöst sind, steht einer guten Zukunft nichts mehr im Weg. Das nächste Jahr wird hoffentlich vielversprechend."
Achja: Gefahren wurde in Spa heute auch. Jules Bianchi zog sich als 16. am besten aus der Affäre, doch auch Max Chilton als 19. und vor allem Alex Rossi (24.) waren zufrieden. Zumindest erhielt der Amerikaner viel Lob für sein Debüt: "Alex hat sich sehr gut eingeführt", lobt Sportdirektor Graeme Lowdon. "Ich habe großen Respekt für ihn, er hat einen tollen Job gemacht. Er saß nicht das erste Mal in einem Formel-1-Auto, und ich bin sicher, dass es auch nicht das letzte Mal war."