Mercedes: Freie Fahrt zum Wohle der Formel 1
Man schulde der Formel 1 einen freien Kampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, meint Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff - Spitzt sich das Duell weiter zu?
(Motorsport-Total.com) - Dass ein Mercedes-Pilot die Weltmeisterschaft gewinnen wird, ist derzeit recht wahrscheinlich. Im Grunde dreht es sich eigentlich nur um die Frage: Nico Rosberg oder Lewis Hamilton? Die beiden Silberpfeil-Piloten entschieden bislang neun von elf Saisonrennen für sich und sind derzeit das dominierende Pärchen in der Formel 1. Nach außen hin kämpfen sie gemeinsam für den Erfolg der Marke Mercedes, doch im Grunde duellieren sich Hamilton und Rosberg persönlich um den Fahrertitel.
Dass es dabei zu Spannungen innerhalb des Teams kommt, ist unausweichlich. So bockte Hamilton in Monaco rum, nachdem er im Qualifying durch Rosbergs Fehler um den letzten Angriff auf die Pole gebracht wurde, zuvor hielt sich der Brite in Spanien nicht an die Teamabsprachen, was Rosberg sauer aufstieß. Doch von einem Hassduell wie zwischen Ayrton Senna und Alain Prost oder Fernando Alonso und Hamilton ist man bei den Silberpfeilen noch weit entfernt.
Bei Mercedes sorgt man dafür, dass die Stimmung im Team nicht kippt. Stattdessen darf man sich freuen, dass sich die beiden Piloten zu neuen Höchstleistungen antreiben, was dem Team natürlich zugutekommt. "Bislang war es sehr positiv für das Team", freut sich Motorsportchef Toto Wolff bei 'formula1.com' über die gesunde Rivalität seiner Piloten. "Wir haben eine gute Atmosphäre, und wie die beiden gegeneinander fahren, ist nicht nur gut für die Marke sondern generell für die Performance."
Fotostrecke: Hamilton: 8 Rückschläge im WM-Kampf
Rückschlag Nummer 1: Schon im ersten Lauf der neuen Formel-1-Saison wird Lewis Hamilton vom Pech verfolgt. Der Brite fährt am Samstag in Melbourne noch souverän zur ersten Pole-Position der neuen Turboära, doch im Rennen ist bereits nach drei Runden Schluss: Der Mercedes gibt mit einem Motorenproblem den Geist auf. Da Teamkollege Nico Rosberg gewinnt, hat Hamilton bereits 25 Zähler eingebüßt. Fotostrecke
Und mehr noch: Auch für die Formel 1 sei es gut, dass sich Hamilton und Rosberg mit harten Bandagen bekämpfen, statt ihre dominanten Boliden wie an der Perlenschnur aufgereiht ins Ziel zu tragen. Das Duell in Bahrain war beispielsweise auf Messers Schneide, doch das wollen die Fans sehen. "Wir alle haben das Rennen geliebt, auch wenn ich dabei ein paar graue Haare bekommen habe", lacht Wolff.
Doch der Österreicher ist der Meinung, dass Mercedes in dem Fall nicht nur auf seine eigenen Ziele schauen müsse, sondern auch auf die Ziele der Fans und des Sportes an sich: "Ich denke, wir schulden jedem, dass sie frei fahren dürfen - besonders in einer Saison, in der nur unsere beiden Autos an der Spitze sind." Natürlich hätte man bei Mercedes auch den leichten Weg gehen und beide Titel mittels einer Teamorder relativ schnell im Sack haben können. Doch so möchte man bei den Silberpfeilen nicht operieren. "Und bis jetzt hat es ja auch sehr gut funktioniert."
In die Kisten gefahren sind sich Hamilton und Rosberg bislang zumindest noch nicht, auch wenn sie ein paarmal kurz davor standen. Doch mit fortschreitender Saison könnte sich das Duell noch zuspitzen, wenn es auf die finale Entscheidung zugeht. Mit den doppelten Punkten im letzten Saisonrennen in Abu Dhabi besteht immer die Gefahr, dass beispielsweise ein Daniel Ricciardo im Red Bull, derzeit Dritter der Fahrerwertung, am Ende der lachende Dritte sein könnte, wenn sich Hamilton und Rosberg über den Haufen fahren.
"Ja, potenziell heizt sich das noch mehr auf", sieht auch Wolff schwierige Zeiten auf Mercedes zukommen, "aber wenn wir mit der Performance so weitermachen wie bisher, dann bin ich optimistisch, dass es die beiden unter sich ausmachen." Noch will man bei den Silberpfeilen abwarten, wie sich das Teamduell entwickelt, bevor man von außen eingreift, doch Wolff gibt sich zuversichtlich, dass das nicht nötig sein wird: "Könnte es zu einem Punkt kommen, ab dem es schwierig zu managen wird? Es könnte sein, aber ich sehe das nicht kommen - nicht mit diesen beiden."