Causa AVL: Renault bestätigt Test, die FIA ermittelt
Toro Rosso hat den in einem anonymen Schreiben der FIA gemeldeten Probelauf in Graz durchgeführt, angeblich im Rahmen des Reglements - Gab es ein Feuer?
(Motorsport-Total.com) - Unter der Woche war es ein Gerücht, jetzt ist es ein Fakt: Es gab den ominösen Test von Renault bei Red-Bull-Technikpartner AVL in Graz tatsächlich. Durchgeführt hat ihn kurz vor dem Saisonauftakt in Melbourne aber nicht das Weltmeisterteam, sondern dessen ebenfalls mit Antriebssträngen der Franzosen ausgestattete Junior-Mannschaft Toro Rosso. Das bestätigt Remi Taffin am Freitag im Rahmen des Kanada-Grand-Prix, macht jedoch eine Einschränkung: "Es war ein Prüfstandtest, kein Rollband."
Für die Angelegenheit und ihre Folgen ist das eventuell von Belang. Die FIA jedenfalls hat sich der Sache schon angenommen: "Wir untersuchen noch immer. Wenn wir alle Details kennen, dann werden wir antworten", so ein Sprecher des Automobil-Weltverbandes gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Ein Rollband-Test wäre laut Reglement dann illegal, wenn dabei Luft durch oder über mehr Bauteile als die Kühler geströmt wird. Der FIA-Vertreter bestätigt ebenfalls, dass auch in Paris der anonyme Brief eingegangen ist, durch den die Sache bekannt geworden.
'Motorsport-Total.com' hat das Schreiben gesehen. Darin ist von sechs Testtagen mit einem kompletten Wagen im Jahr 2014er Konfiguration sowie zahlreichen Messinstrumenten, unter anderem für das Drehmoment, die Rede. Am Steuer gesessen haben soll Red-Bull-Testfahrer Antonio Felix da Costa, der sich zu diesem Zeitpunkt erwiesenermaßen in Österreich aufhielt. Noch brisanter: Der anonyme Verfasser berichtet von einer Kombination aus Rollband und Windmaschine, die die Rahmenbedingungen des Tests geformt hat. Das ist Voraussetzung für einen Regelverstoß.
Weiter heißt es, Ziel seien diverse Verbesserungen bei der Zuverlässigkeit, Kühlung, Fahrbarkeit und der Energierückgewinnung gewesen. Taffin widerspricht dem nicht: "Soweit es uns betrifft, war der Test dazu gedacht, Toro Rosso zu unterstützen und ein weiteres Mittel zu finden, um die Lücke zu schließen", meint der Motorenchef mit Verweis auf missglückte Testfahrten. "Wir hätten alle Prüfstände, die uns zur Verfügung standen, nutzen können. Wir haben diesen genommen, wir wollten noch mehr als die in Viry (Hauptsitz von Renault Sport F1 in Frankreich; Anm. d. Red.)."
Das Schreiben liest sich in diesem Punkt anders. Außerdem wird der Vorwurf laut, Toro Rosso habe die Sicherheit vernachlässigt und Personenschäden in Kauf genommen. Als Felix da Costa im Cockpit saß, soll es sogar zu einem Brand gekommen sein. "Es gab nichts, was einem Feuer ähneln würde", erwidert Taffin. "Wir hatten Zwischenfälle am Motor, aber kein Feuer." Auf Nachfrage wird der Franzose dennoch vorsichtig und weniger bestimmt: "Ich war nicht vor Ort. Ich bekomme Berichte, aber keine Videos." Er zeigt sich unbesorgt: "Wir machen jede Woche Prüfstandtests und die sind Teil unseres Programms. Es gab da nie ein Problem."