Noch ist nicht alles Gold: Wolff sieht Steigerungspotenzial

Motorsportchef Toto Wolff sieht noch einige Dinge, die bei Mercedes optimiert werden können, während Daimler-Boss Dieter Zetsche die schwierigen Anfangsjahre schätzt

von Norman Fischer · 27.05.2014 08:07

(Motorsport-Total.com) - Mercedes ist derzeit das Maß aller Dinge. Die Silberpfeile eilen mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton von Sieg zu Sieg und von Pole zu Pole, und führen beide WM-Wertungen deutlich an. Zwar gab es am vergangenen Wochenende ein bisschen Knatsch zwischen den beiden Piloten, doch eigentlich läuft im Lager der Silbernen derzeit alles perfekt - sollte man meinen.

Toto Wolff weiß, dass ein Formel-Team niemals perfekt sein kann

Doch Motorsportchef Toto Wolff würde dieser übertriebenen Darstellung in aller Form widersprechen. Der Österreicher hat nämlich noch jede Menge Defizite in seinem Team ausgemacht, wie er der 'Welt am Sonntag' erzählt: "Es gibt in der Organisation Bereiche, in denen wir uns vom Ablauf und vom Personal her noch verbessern müssen", sagt er und führt unter anderem den Simulator des Teams als Beispiel an: "Unser Simulator ist nicht so gut, wie er sein sollte."

Und auch bei einigen anderen Dingen im Team sieht der Motorsportchef noch enormes Verbesserungspotenzial, ohne allerdings konkret zu werden. "Es gibt Dinge im Team, die nicht so laufen, wie wir uns das wünschen. Das ist aber vollkommen normal", erklärt er. "Ein Formel-1-Team ist ein dynamisches Objekt, kein statisches System. Daher müssen wir uns ständig weiterentwickeln. Wir haben jede Woche neue Herausforderungen. Wir geben jede Woche so Gas, als hätte es den Sonntag davor und den letzten Grand-Prix-Sieg nicht gegeben."

Die Früchte der Arbeit kann Mercedes dann an jedem Rennwochenende ernten, doch im Hinterkopf ist auch immer noch die schwere Zeit nach dem Werkseinstieg 2010. Besonders die ersten drei Jahre waren für den deutschen Hersteller eine große Enttäuschung. "Ich habe damals gelitten wie ein Hund", erinnert sich auch Daimler-Vorstandsvorsitz Dieter Zetsche, der die trostlose Zeit trotz aller Pein für enorm wichtig hält.

"Wenn wir 2010 die Leistungen abgeliefert hätten wie heute, dann wäre die Reaktion gewesen: Klar der große Konzern, der schmeißt da sein Geld rein und dann funktioniert alles automatisch", so Zetsche weiter. Doch so habe die Öffentlichkeit mitbekommen, was für Probleme man hatte, und wie man sich die aktuellen Erfolge hart erkämpft habe: "Ich glaube, die aktuellen Siege sind deshalb für uns viel wertvoller", so der Daimler-Boss. "Aber, um ehrlich zu sein: Ich würde nicht unbedingt noch mal die drei Jahre nach 2010 erleben wollen, ich bin sehr froh darüber, wo wir jetzt stehen."