Prost zieht den Hut vor Mercedes: "Gut gemacht"
Renault-Markenbotschafter Alain Prost erkennt die momentane Dominanz der Mercedes-Antriebe an: "Nun müssen wir es besser machen"
(Motorsport-Total.com) - Die weitreichenden Regeländerungen in der Formel-1-Saison 2014 haben wie erwartet auch zu Umwälzungen im Kräfteverhältnis der Formel 1 geführt. Während der Motor des Weltmeisters in den vergangenen vier Jahren jeweils von Renault geliefert worden war, hatten die Franzosen nach der Umstellung auf die 1,6-Liter-Turbomotoren mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Neuer Platzhirsch bei den Antrieben ist Mercedes, die mit ihrem Werksteam derzeit die Formel 1 scheinbar nach Belieben dominieren.
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Alain Prost spricht über die Probleme von Renault, Ferrari und McLaren Zoom Download
Die Dominanz der Silberpfeile kann auch Alain Prost nicht leugnen. "Es war offensichtlich, dass der Mercedes-Antrieb in den ersten Rennen besser war", sagt der viermalige Formal-1-Weltmeister, der mittlerweile Markenbotschafter von Renault ist. "Sie dominieren die Formel 1 derzeit und verstehen sie sehr gut. Sie sind ein guter Wettbewerber", zollt der Franzose den Rivalen Anerkennung. "Wir müssen daher sagen: Gut gemacht, aber nun müssen wir es besser machen."
Doch nicht nur Renault, sondern auch zwei Teams, für die Prost selber gefahren ist, kämpfen derzeit in der Formel 1 um den Anschluss: McLaren und Ferrari. "Es ist schwierig zu sagen, warum das so ist", sagt Prost. Allerdings vermisst der Ex-Grand-Prix-Fahrer, der zu seiner aktiven Zeit den Spitznamen "Professor" trug, bei beiden Rennställen im Gegensatz zu den aktuell erfolgreicheren Teams eine langfristige Strategie.
Prost: Mercedes und Red Bull verfolgen einen Plan
"Als Red Bull in die Formel 1 kam, sahen sie das zwar einerseits als Marketing-Plattform, hatten aber eine Strategie, einen Plan", sagt Prost. "Auch bei Mercedes konnte man in den vergangenen zwei, drei Jahren erkennen, dass sie einen Plan verfolgen", so der Franzose, für den die Überlegenheit der Antriebe aus Brixworth daher nicht überraschend kam. "Wir wussten bei Renault, dass es in diesem Jahr sehr schwierig sein würde, Mercedes zu schlagen."
Ferrari und McLaren haben aus seiner Sicht hingegen auf Veränderungen in den Teams nicht richtig reagiert. "Im Fall von Ferrari spricht man oft von Rory Byrne oder Michael (Schumacher; Anm. d. Red.). Damals waren vier oder fünf Leute zusammen, und nachdem sie gegangen waren, war es schwierig, etwas Neues aufzubauen. Bei McLaren ist es ähnlich, als Adrian (Newey; Anm. d. Red.) ging", diagnostiziert der Franzose und rät: "Manchmal muss man etwas anders machen."
Doch zurück zu Renault. Hier erkannte der Professor eine Steigerung, die allerdings in Barcelona auf den ersten Blick nicht offensichtlich wurde. "Wir sind ihnen näher gekommen, aber Mercedes hat das Auto stark verbessert, nicht den Antrieb", sagt Prost. Dennoch scheint der Zug in der WM langsam aber sicher in Richtung Mercedes abzufahren. Dass die Silberpfeile die WM-Führung bis zum Saisonende noch einmal abgeben werden, erscheint derzeit unwahrscheinlich.
Aufgeben ist nicht drin
Doch angesichts des Vorsprungs von Mercedes die Entwicklung vorzeitig einzustellen und sich ganz auf die nächste Saison zu konzentrieren, wie es einige Teams in der Vergangenheit gemacht haben, sei für Renault keine Option. "Die Situation ist anders. Wie sprechen hier einerseits von einem kompletten Team, Mercedes, und andererseits von einem Motorenlieferanten", erinnert Prost an die Verantwortung für die Kunden.
Der Franzose ist in diesem Jahr in einer anderen Rolle für Renault tätig. "Im vergangenen Jahr hatte ich die Position des strategischen Beraters für die Formel 1 inne. Ich wollte Ende vergangenen Jahres aber einen Schritt zurückgehen und Botschafter für das gesamte Motorsportprogramm sein. Es kommt ja etwas Neues, weniger die Formel 1", so Prost. "Ich mache viel für die Marke und war in verschiedenen Ländern und bin über Renault auch an der Formel E beteiligt", beschreibt er seine Arbeit für den Konzern.