Mit Turbo durch Monaco: Herausforderung, die Spaß macht
Ex-Weltmeister Alain Prost erinnert sich an Monaco in der alten Turbo-Ära - Die aktuellen Piloten schildern nach dem ersten Trainingstag ihre Eindrücke
(Motorsport-Total.com) - Erstmals seit der Saison 1988 heizen die Formel-1-Piloten wieder mit Turbomotoren über die Straßen von Monte Carlo. Dabei wird ihnen alles abverlangt. Der 3,34 Kilometer lange Stadtkurs an der Cote d'Azur ist für sich schon eine enorme Herausforderung. Mit den aufgeladenen Triebwerken ist diese nochmals größer geworden.
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Monte Carlo 2014: Die Fahrer mögen den Turbo-Ritt auf der Rasierklinge Zoom Download
Der viermalige Formel-1-Weltmeister Alain Prost, seines Zeichens auch viermaliger Monaco-Sieger, erinnert sich an die Turbo-Ära in den 1980er-Jahren zurück: "Keine Frage, mit den Turbos war es am schwierigsten, in Monaco klarzukommen."
"Nehmen wir als Beispiel 1983", rekapituliert Prost das Monaco-Wochenende in seiner vierten Formel-1-Saison. Damals stand der Franzose bei Renault unter Vertrag. "Ich hatte die Pole erobert. Kurz vor dem Start hatte es einen Regenschauer gegeben, doch die Strecke trocknete bereits wieder. Ich weiß noch, wie ich mit Pierre Dupasquier von Michelin darüber beriet, was wohl die beste Reifenwahl wäre."
Prost: Wetter vereitelte Chance auf Monaco-Sieg 1983
"Damals hatten wir noch nicht eine solch akkurate Wettervorhersage wie heute. Wir standen neben dem Auto und schauten zum Himmel. Da war eine große Wolke. Weil ich einen Turbomotor im Auto hatte, entschieden wir uns für Regenreifen. Mit Slicks wäre es unmöglich gewesen, das Auto zu beherrschen, zumal wir damals beim Start 220 Liter Benzin im Tank hatten", so Prost.
Das Ende vom Lied: Der Grand Prix von Monaco 1983 wurde von Keke Rosberg gewonnen. Der Williams-Pilot hatte einen Ford-Saugmotor im Heck und ging als einziger Fahrer das Risiko ein, mit Slicks zu starten. Prost wurde hinter Nelson Piquet (Brabham-BMW) "nur" Dritter. Im darauffolgenden Jahr gewann der Franzose im McLaren den wegen starker Regenfälle vorzeitig abgebrochenen Monaco-Grand-Prix vor Shootingstar Ayrton Senna (Toleman-Hart). Bis einschließlich 1993 gewannen anschließend nur diese beiden Ausnahmekönner in den Straßen des Fürstentums.
Monaco 2014: Voller Einsatz gefragt
Wie stellt sich die Herausforderung, mit Turbo-Power in Monaco zu fahren, heute dar? "Man hat natürlich einen anderen Drehmoment-Verlauf", bemerkt Sebastian Vettel verglichen mit den V8-Saugmotoren der vergangenen Jahre. "Gerade im Nassen war es sehr schwierig, aber letztendlich sind wir mittlerweile oft genug gefahren, dass man sich daran gewöhnt hat. Aber natürlich sind wir langsamer als in den vergangenen Jahren", so der Weltmeister nach dem Donnerstag, der in Monte Carlo traditionell der erste Trainingstag ist.
Am Nachmittag war der McLaren-Pilot zunächst mit den Intermediates und am Schluss mit den Supersoft-Slicks auf der Bahn. "Der Supersoft ist ein vernünftiger Reifen. Im Nassen aber ist es schwieriger. Die Intermediates funktionieren nicht richtig - selbst dann nicht, wenn die Strecke fast komplett abgetrocknet ist. Man hat selbst im fünften Gang noch durchdrehende Räder. Das ist ein ungewohntes Gefühl" staunt Button.
Fahren macht wieder Spaß
McLaren-Teamkollege Kevin Magnussen findet, dass man die aktuelle Turbo-Ära nicht mit jener der 1980er-Jahre vergleichen kann. "Durch die Elektronik spürt man den Einsatz des Turbos nicht so sehr. Es ist also nicht mehr so wie in den alten Tagen", urteilt der 21-jährige Däne und bezieht sich dabei auf Video-Aufnahmen von Senna, Prost und Co.
Der zweimalige Monaco-Sieger Fernando Alonso sieht es nach den beiden Donnerstagstrainings nüchtern. "Ob mit oder ohne Turbo, die Komplexität dieser Strecke bleibt die gleiche. Also wird es wichtig sein, im Qualifying schnell zu sein", meint der Ferrari-Pilot. Williams-Fahrer Valtteri Bottas zeigt sich da schon etwas stärker beeindruckt: "Es ist großartig hier in Monaco und macht mit den aktuellen Autos viel Spaß."
Toro-Rosso-Rookie Daniil Kwjat findet, dass es "durchaus schwierig" war, das Auto zu beherrschen. "Ich glaube aber, das geht allen so. Die Strecke hat noch nicht sehr viel Grip. Wir haben über den Winter einiges an Abtrieb verloren und haben jetzt mehr Drehmoment. Trotzdem ist das Heck einigermaßen stabil. Es ist nicht immer einfach, richtig damit umzugehen, aber unterm Strich muss man es genießen. Wenn du ein schnelles Auto hast und schnell bist, dann macht das Fahren automatisch Spaß."