Haas Formula: Es tut sich was in Charlotte...
Der neue Formel-1-Teambesitzer Gene Haas gibt Einblick in den aktuellen Stand der Dinge und kündigt baldige Neuigkeiten an
(Motorsport-Total.com) - Das neue US-amerikanische Formel-1-Projekt rund um Gene Haas und Günther Steiner nimmt Formen an. Wie aus den USA zu hören ist, setzte man sich am vergangenen Wochenende am Charlotte Motor Speedway, der in unmittelbarer Nähe zum Haas-Standort Kannapolis im US-Bundesstaat North Carolina liegt, zusammen an einen Tisch. Dabei ist man offenbar ein gutes Stück vorangekommen.
Es liegt erst wenige Wochen zurück, dass man die Formel-1-Lizenz erhalten hat. Entsprechend hektisch geht es derzeit in den Hallen von Haas in Kannapolis zu. "Es gibt viel zu bedenken. Natürlich wollen wir mit einem Partner zusammenspannen, der uns am meisten helfen kann. Schließlich haben wir nicht viel Zeit", betont Haas gegenüber 'Motorsport.com' und fügt an: "Einer der Partner sagt vielleicht 2016, ein anderer sagt 2015. Wie auch immer, das erste Jahr wird ein schwieriges werden."
"Ich möchte nichts Falsches versprechen. Wir sind noch dabei, alles festzuzurren", bekräftigt Haas. Einen zeitlichen Rahmen für mögliche Neuigkeiten gibt der Mitbesitzer des NASCAR-Teams Stewart/Haas Racing aber schon einmal vor: "Ich denke, kommende Woche sollte wir mehr wissen, wenn es darum geht, zu welchem Zeitpunkt wir einsteigen und wie sich alles Weitere darstellen wird."
Ferrari als Motorenpartner schon sicher?
Wenn Haas von einem Partner spricht, bezieht er sich in erster Linie auf denjenigen, der den Antriebsstrang zur Verfügung stellt. "Wenn man bedenkt, dass Renault aktuell vier Kunden betreut und auch Mercedes vier Kunden betreut, Ferrari aber nur drei Kunden hat, dann sind Renault und Mercedes im Grunde aus dem Rennen", gibt sich der 61-jährige US-Amerikaner erfrischend offen.
Das Ferrari-Szenario gilt zumindest für einen möglichen Einstieg zur Saison 2015 als wahrscheinlich. Durch den McLaren-Wechsel von Mercedes zu Honda nach Ablauf der Saison 2014 werden aber auch bei Mercedes Kapazitäten frei. Sollte Haas Formula aufgrund der knappen Vorlaufzeit erst zur Saison 2016 in die Königsklasse einsteigen, wäre rein theoretisch auch eine Partnerschaft mit dem aktuellen Klassenprimus der Formel-1-Antriebe denkbar.
Aber: Die Ferrari-Wahl wäre nicht nur aufgrund der aktuellen Kapazitätssituation logisch. Schließlich ist Haas-Kompagnon Steiner über sein Unternehmen Fibreworks Composites eng mit Dallara verbündet. Der italienische Chassis-Hersteller hat seinen Hauptsitz in der Nähe von Parma und damit nur eine Autostunde von Maranello entfernt. Mehr noch: In Indianapolis hat Dallara vor wenigen Jahren einen Außenstandort bezogen, an dem das aktuelle IndyCar-Chassis Dallara DW12 produziert wird.
Die technische Basis Dallara-Ferrari erscheint also gleich in mehrerlei Hinsicht als die wahrscheinlichste Variante für Haas Formula. An Gerüchten der Übernahme eines bestehenden Formel-1-Teams ist jedenfalls nichts dran, wie vor wenigen Tagen aus dem Haas-Umfeld zu hören war.
Reges Interesse am neuen US-Projekt
Das Interesse an einem Mitwirken am neuen Formel-1-Projekt ist schon jetzt groß - und das nicht nur in den USA. "Wir haben einen großen Stapel hier liegen", bemerkt Haas in Bezug auf die Anzahl der eingegangenen Mitarbeiterbewerbungen und versichert: "Wir werden uns jede einzelne genau ansehen, denn wir wissen, dass sich in diesem Stapel die richtige Kombination von Leuten findet, mit der wir es schaffen werden."
Haas-Partner Steiner zeigt sich vom regen Interesse nicht im geringsten überrascht. "Der Amerikaner ist eben so. Solange keiner aus dem eigenen Land etwas macht, interessiert es ihn auch nicht. Kaum engagiert sich einer, fiebern alle mit", wird der seit Jahren in der Nähe von Charlotte ansässige, gebürtige Südtiroler von 'auto motor und sport' zitiert.
"Es gibt viele Interessenten, doch wir können erst Leute anstellen, wenn wir unseren Motorenpartner kennen", so Steiner. Den jüngsten Aussagen von Haas zufolge dürfte dies nicht mehr allzu lange dauern...