Reifentests: McLaren lenkt ein, folgen weitere Teams?
McLaren stellt Pirelli im November einen 2011er-Boliden für Reifentestes zur Verfügung: Für Paul Hembery ein erster Schritt in die richtige Richtung
(Motorsport-Total.com) - Was ist dran an der Pirelli-Drohung, wonach man ohne weitere Testfahrten im Vorfeld der offiziellen Wintertests womöglich die Konsequenzen ziehen und der Formel 1 den Rücken kehren müsse? Marco Tronchetti Provera, Präsident des italienischen Reifenherstellers, hatte angekündigt, die Notbremse ziehen zu müssen, sollte sich kein Team bereit erklären, ein Auto für Pirellis Testzwecke im Hinblick auf 2014 zur Verfügung zu stellen.
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Kommen Paul Hembery und Pirelli doch noch zu den erhofften Testfahrten? Zoom Download
Da Testfahrten mit 2014er-Boliden derzeit allein schon deshalb nicht möglich sind, weil die Fahrzeuge noch gar nicht streckentauglich sind, würde man sich bei Pirelli auch mit einer anderen Variante zufriedengeben. "Wir wollen das Nächstbeste haben - ein aktuelles Auto oder auch einen Boliden von 2011", hatte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery am Freitag in Indien deutlich gemacht.
Nachdem Pirellis Wunsch von den Teams bisher konsequent ignoriert wurde, ist McLaren nun bereit, einzulenken. So wird es im November in Italien einen Reifentest geben. "Wir stellen ihnen einen 2011er-Rennwagen zur Verfügung, damit sie testen können", offenbart Sportdirektor Sam Michael und erinnert: "Jedes Team darf in diesem Jahr 1.000 Kilometer mit einem 2011er-Auto fahren."
Reifentests: Neue Unterscheidung der Autos ab 1. Januar 2014
Stufe zwei der beschlossenen Auto-Unterscheidung für Reifentests sind laut Michael "vier Jahre alte Autos". Stufe drei sind "alle Autos mit Jahrgang vor 2009". Inwiefern diese wann und wo für Testzwecke herangezogen werden dürfen, ist noch nicht bis ins letzte Detail geklärt.
Bei Pirelli zeigt man sich angesichts des Entgegenkommens zufrieden. Wunschlos glücklich wirkt Paul Hembery aber noch nicht. "Der Reifenstruktur wegen müssen wir nicht testen gehen. Die Struktur wird im Simulator analysiert und getestet", erklärt der Pirelli-Motorsportchef im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' und führt aus: "Was wir testen wollen, sind die Mischungen. Aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen an den Autos ist uns klar, dass wir Verbesserungen vornehmen müssen."
Hembery will mehr...
"So müssen wir beispielsweise die Bildung der Gummikrümel in Grenzen halten. Um das zu erreichen, brauchen wir Daten. Nur so können wir die Modelle für die verschiedenen Mischungen entstehen lassen. Derzeit haben wir aber noch nicht genügend Daten zusammen." Inwiefern sich die für 2014 angestrebten Daten mit einem Boliden aus der Saison 2011 sammeln lassen, bleibt abzuwarten.
So blickt Hembery bereits über den November-Test mit McLaren in Italien hinaus. "Unser Ziel ist es, im Dezember zwei Testsessions über jeweils drei Tage in Bahrain abzuhalten, idealerweise noch eine dritte Session in Abu Dhabi, um direkte Vergleichswerte einer sehr glatten Streckenoberfläche zu erhalten", schildert der Brite den aus Pirelli-Sicht angestrebten Testplan, bevor im Januar in Jerez de la Frontera die ersten offiziellen Testfahrten mit den 2014er-Boliden über die Bühne gehen.
Es ist nicht auszuschließen, dass dem McLaren-Beispiel vor Ende des Jahres weitere Teams folgen werden. So findet auch Toto Wolff von Mercedes: "Wir müssen den Reifenhersteller so gut wie möglich unterstützen. Es geht nicht darum, noch mehr Performance herauszuholen. Es geht um die Unterstützung und darum, ihnen Kilometer zu verschaffen. Es ist ein Sicherheitsproblem und nur wenn sie testen, können sie wirklich einschätzen, welche Reifenmischungen im kommenden Jahr eingesetzt werden sollten", so der Motorsportchef der Silberpfeile. Hat die Ankündigung vom möglichen Pirelli-Rückzug etwa doch Wirkung gezeigt?