Fahrerpoker: Hülkenberg bleibt gelassen, Sutil bei Force India?
Wie Nico Hülkenberg seine aktuelle Situation im Transferpoker einschätzt und was auf Adrian Sutils möglichen Verbleib bei Force India hindeutet
(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg und Adrian Sutil machen sich trotz quälend langen Vertragsverhandlungen keine Sorgen um ihre Zukunft in der Formel 1. "Ich habe keine schlaflosen Nächte", sagt Sauber-Pilot Hülkenberg vor dem Großen Preis von Indien. "Es laufen Gespräche mit mehreren Teams, aber es gibt nichts Neues zu vermelden." Wann eine Entscheidung fällt, stehe "in den Sternen", sagt der Emmericher, der offenbar bei Lotus und Force India auf dem Zettel steht. Aber auch ein Verbleib bei Sauber sei nicht ausgeschlossen, so Hülkenberg.
Sollte er aber tatsächlich erneut den Rennstall wechseln, dann wäre es für ihn das vierte Team in fünf Jahren. Ein Nachteil? "Natürlich wäre es schön, irgendwann etwas Stabilität zu haben und wo sesshaft zu werden, aber das hängt wirklich von vielen Faktoren ab. Natürlich ist die Performance ein wichtiges Element - man will in einem konkurrenzfähigen Auto sitzen. Das ist aber für die kommende Saison fast unmöglich vorherzusagen. Aber auch finanzielle Stabilität, Sicherheit und Zukunftsperspektiven spielen eine Rolle."
Sutil, der bei Force India ebenfalls noch nicht für das nächste Jahr bestätigt ist, beschrieb die Gespräche als eine Art "Pokerspiel. Es ist ein Geschäft und etwas, das außer Kontrolle ist", meint der Gräfelfinger, der trotzdem optimistisch ist, eines der begehrten Cockpits zu ergattern: "Ich will mich immer verbessern, und es gibt Möglichkeiten. Ich habe ein gutes Gefühl. Man muss locker bleiben und Geduld haben."
Sutil glaubt an Force-India-Aufwind 2014
Derzeit läuft es für den 30-Jährigen bei Force India nicht nach Plan - die Änderung der Pirelli-Reifen zu Saisonmitte hat das Team völlig außer Tritt gebracht. Und weil man bereits davor entschieden hatte, das bis dahin gute Auto nicht mehr weiter zu entwickeln und sich stattdessen auf das neue Reglement für die kommende Saison zu konzentrieren, wurde man schließlich doppelt bestraft.
Fotostrecke: Formcheck: GP Indien
Daniel Ricciardo (Chancen: *): Toro Rosso bläst im Saisonfinale noch einmal zum Großangriff auf Sauber und vielleicht sogar Force India, doch dafür muss ein großer Sprung gelingen. In Suzuka zeigten die angekündigten Neuerungen noch kaum Wirkung. Gut möglich aber, dass Designer James Key noch eine zündende Idee gekommen ist, und gut möglich auch, dass Daniel Ricciardo wieder mal einen seiner immer wieder aufblitzenden Lichtblicke zeigt. Gegen Ricciardo spricht, dass Indien 2012 kein gutes Pflaster für Toro Rosso war. Heißer Punktekandidat! Fotostrecke
"Es läuft in Sachen Entwicklung schon seit April nichts mehr", bestätigt Sutil gegenüber 'auto motor und sport'. Und fügt sarkastisch an: "Warum entwickeln? Das brauchen wir doch nicht. Dafür fahren wir ohne Entwicklung ja ganz gut." Die Herangehensweise des Teams beeinflusst nun möglicherweise auch seine Entscheidung für die kommende Saison: "Es war unser Plan, dieses Jahr früher aufzuhören. Wir haben uns sehr früh auf das neue Auto konzentriert und ich hoffe, dass wir das nächstes Jahr zurückbekommen. Da wäre es schade, wenn ich nicht dabei bin."
Hülkenberg: Teams haben das letzte Wort
Er deutet an, dass die Entscheidung bei seinem Team schon gefallen sein könnte: "Ich glaube, Force India weiß schon, mit wem sie weitermachen wollen, und vielleicht weiß ich es ja auch schon." Ein Verbleib bei Force India dürfte also die Wunschvariante des Bayern sein. Auch Hülkenberg rechnet mit baldigen Entscheidungen. Nach dem Rennen in Japan vor knapp zwei Wochen meinte er, dass er noch in diesem Monat Klarheit über seine Zukunft haben wolle.
Hülkenberg wie auch Sutil machten in unterlegenen Autos mit zum Teil starken Leistungen auf sich aufmerksam. Allerdings haben zahlreiche Teams in der Formel 1 große finanzielle Probleme, weshalb oft nicht das Talent eines Fahrers über ein Cockpit entscheidet, sondern wie viel Millionen Euro er über Sponsoren mit in den Rennstall bringt.