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Le Mans: Herr Webber findet das Glück
Alexander Wurz kann die Sehnsucht von Mark Webber nach purem Rennsport nachvollziehen: Politik in der Formel 1 und Standing im Team als Triebfeder
(Motorsport-Total.com) - Nach 215 Grand-Prix-Starts, mindestens neun Siegen und über 900 WM-Zählern wird sich Mark Webber am Ende der Saison 2013 in Richtung Porsche verabschieden. Der dann 37 Jahre alte Australier sucht in Le Mans und der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sein neues Glück - in einer Szene, die weniger von Grabenkämpfen, Egotrips und Politik bestimmt ist als die Formel 1. Webber ist zunehmend genervt von seinem Standing innerhalb des Teams. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz ist zwar ein enger Freund des Australiers, aber im Weltmeisterteam blieb ihm bislang oft nur ein Platz im Schatten von Sebastian Vettel.
"Wichtig ist, dass man sich auf der Strecke respektiert. Das ist bei Mark und mir immer der Fall gewesen. Was abseits der Strecke läuft, steht auf einem anderen Blatt", sagt Vettel über sein Verhältnis zu Webber. "Da waren auch Dinge dabei, die aufgebauscht wurden - wo also gar nicht viel passiert ist. Es gibt Fahrerpaarungen, wo es weniger Respekt gibt. Wir waren bisher nie in einer schlimmen Position. Er ist deutlich älter. Wir waren nie beste Freunde. Das hat sicherlich mal für Wirbel gesorgt, aber sicherlich nicht so, sodass wir das um jeden Preis hätten ändern müssen."
"Wenn man sich in die Quere kommt, dann wird es Sachen geben, die dem einen oder anderen passen oder eben nicht. Das gehört zum Rennsport dazu. Das ist nichts Schlimmes. Wichtig ist, dass man respektvoll miteinander umgeht und die Dinge aus der Welt schafft", meint der amtierende Weltmeister, der 2014 einen neuen Teamkollegen an die Seite bekommen wird. "Mark und ich haben gemeinsam sehr viele Punkte für das Team geholt. Das werden wir auch in den verbleibenden Rennen so weiterführen. Wir werden versuchen, das Beste für das Team zu erreichen."
"Er wird sicherlich versuchen, ein paar gute Ergebnisse für sich einzufahren. Das gleiche versuche ich für mich auch. Die kommenden Rennen werden vermutlich weder schwieriger noch leichter als alle anderen, die ich an seiner Seite absolviert habe", meint Vettel, der zuletzt mit dem Missachten einer Teamorder in Sepang für Streit gesorgt hatte. "Malaysia spielt keine Rolle mehr. Wir waren beide mit der Situation nicht glücklich. Aber das macht jetzt nichts mehr aus. Wir hatten auch drei Jahre zuvor in Istanbul etwas in der Art. Dennoch hatten wir danach erfolgreiche Zeiten."
"Die kuschelige Zeit zwischen ihm und dem Team ist seit geraumer Zeit vorbei. Es überrascht mich nicht, dass einer wie Mark Webber nach so vielen politischen Spielchen jetzt auch mal wohin möchte, wo er nur Rennen fahren muss und nur Rennen fahren darf", analyisert Ex-Formel-1-Pilot Alexander Wurz auf 'Sky'. Der Österreicher hat diesen Schritt hinter sich. Er ist als Toyota-Werksfahrer in der WEC glücklich. "Genau dies wird er in der Langstrecken-Weltmeisterschaft vorfinden. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen."
"Le Mans ist eines der härtesten und ältesten Rennen der Welt. Da geht es ans Eingemachte, da geht es Mann gegen Mann und 24 Stunden gegen die Uhr. Es ist eine ganz spezielle Atmosphäre dort", schwärmt Wurz vom größten Rennen des Jahres. "Was so cool ist in der WEC: Wir haben ab 2014 drei Werksteams und alle Fahrer werden bezahlt. Es geht mir dabei nicht ums Geld. Es geht darum, dass wir Fahrer dort ein Umfeld finden, wo wir nur dafür da sind, um Rennen zu fahren. Es gibt wenig Politik."
"Natürlich ist die Formel 1 immer noch die Königsdisziplin. Es sind die coolsten und schnellsten Autos. Aber es ist immer mit Politik behaftet. Dessen ist der Mark Webber einfach müde", meint der Österreicher, der am vergangenen Wochenende im Toyota TS030 Hybrid auf Gesamtrang vier beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans fahren konnte. "Das war bei mir auch so. Ich habe gesagt: 'Schluss, nach Hause, ich will einfach nur Spaß haben'. So etwas findet man in der Sportwagen-WM."