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Endlich: Silberne Party im Fürstentum
Nach dem sehnsüchtig erwarteten Triumph in den Straßen von Monte Carlo lässt man bei Mercedes kein anderes Thema aufkommen als pure Freude
(Motorsport-Total.com) - Was lange währt, wird endlich gut. Im vierten Anlauf hat es Mercedes endlich geschafft, eine Pole-Position auch in einen Sieg umzuwandeln. Beim Großen Preis von Monaco stellt dies wahrscheinlich aber auch die leichteste Aufgabe dar, denn anders als in China, Bahrain und Spanien kommt man im engen Fürstentum natürlich nicht so einfach an seinem Gegner vorbei - auch wenn dieser eher einen "Tagesausflug nach Südfrankreich" unternimmt, um es mal mit Sebastian Vettels Worten auszudrücken.
Doch die Umstände spielen am Ende sowieso keine Rolle mehr. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass Mercedes das Saisonhighlight des Jahres für sich entschieden hat. In den Siegerlisten wird Nico Rosberg stehen - und niemanden interessiert, wie der Sieg zustande gekommen ist. "Das tut dem Team gut, der ganzen Mannschaft", freut sich Motorsportchef Toto Wolff bei 'RTL'. Für den Österreicher ist dieser Erfolg nach den Enttäuschungen der letzten Rennen und den Diskussionen um den Reifentest mit Pirelli sicherlich eine Genugtuung.
Natürlich muss auch Wolff eingestehen, dass die verwinkelte Strecke ein Schlüssel zum Erfolg war. "Klar war das auch streckenspezifisch, auch im letzten Jahr waren ja die beiden Silberpfeile schon sehr gut, und wir wussten, dass uns diese Strecke sehr entgegenkommt. So wie wir wussten, dass uns Barcelona nicht entgegenkommt." Doch neben Mercedes selbst, gab es natürlich noch einen ganz großen Sieger: Nico Rosberg.
Jordan outet sich als Rosberg-Fan
Kaum einer im Fahrerlager gönnte dem Deutschen den Sieg in seiner Heimat nicht - dort, wo er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Besonders Ex-Teamchef Eddie Jordan zeigte sich über den zweiten Sieg des gebürtigen Wiesbadeners angetan: "Ich bin schon lange ein Fan von Nico und war ja auch früher zusammen mit seinem Vater Keke bei den Rennen", pflegt der Ire gute Kontakte zur Familie.
"Nico hat lange im Schatten von Michael Schumacher gestanden. Niemand wusste, wie gut er wirklich ist. Dann kam mit Lewis Hamilton ein ehemaliger Weltmeister ins Team. Herzlichen Glückwunsch Nico, er hat es wirklich geschafft an die Spitze zu kommen." Zumindest in Monaco war der 27-Jährige nicht von selbiger zu verdrängen. In der Weltmeisterschaft fehlen Rosberg als Sechstplatziertem hingegen schon 60 Punkte auf Sebastian Vettel.
Doch für Aufsichtsratschef Niki Lauda ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sein Fahrer ein Wort um den WM-Titel mitreden kann. "Also von seinen Grundgenen ist er wie der Vater, um es gleich auf den Punkt zu bringen - der kann Auto fahren", berichtet der Österreicher stolz. "Er hatte natürlich die letzten Jahre nicht das Material, um das zu zeigen, und der fährt seit Beginn des Jahres mit dem Mercedes, der natürlich wesentlich schneller ist als in der Vergangenheit, so perfekte Rennen, dass man eigentlich überhaupt nichts sagen kann."
Und er legt noch einen drauf: "Der Nico ist wirklich in seiner Höchstform - ich würde sagen - weltmeisterlich unterwegs." Dabei ärgert den Ex-Weltmeister besonders, dass Rosberg von vielen als zu brav belächelt wird, und ihm gegen Lewis Hamilton keine Chancen eingeräumt wurden. "Ja, weil die Obergescheiten immer irgendwas reden", so Lauda. "Ich schaue mir das nüchtern an, beobachte beide, und er hat im Moment einen Tick Vorsprung: zwei Zehntel, würde ich sagen."
Respekt von Red Bull?
Doch das ist dem Aufsichtsratschef im Moment nicht so wichtig: "Jetzt sind wir erstmal froh, dass wir gewonnen haben", besinnt sich der ehemalige Pilot auf das Wesentliche zurück. "Ich freue mich wirklich für alle, weil für das Team selber ein Sieg in Monte Carlo natürlich wie eine richtige Spritze ist, dass alles wieder motiviert weiterarbeitet." Mit dem Sieg und der Aussicht auf neue Reifen im Rücken lässt es sich bei den Silberpfeilen natürlich auch wieder angenehmer arbeiten.
Bleibt die Frage: Kann Mercedes jetzt in den Kampf um die Weltmeisterschaft eingreifen? Sebastian Vettel hält dies für möglich, was Lauda mit einem zufriedenen Lächeln quittiert. "Dass der Sebastian uns Gott sei Dank ernst nimmt, das freut mich", erzählt der Mercedes-Mann, weil man bei Mercedes auch Sebastian Vettel, Mark Webber und das ganze Red-Bull-Team ernstnehme. "Ich freue mich, dass auch die anderen langsam erkennen, dass es Konkurrenten gibt, mit denen man auch höflich und nett umgehen kann."
Darum habe ihn insbesondere die anschließende Diskussion um den Reifentest von Mercedes gestört. Toto Wolff rutschte sogar die Bezeichnung "schlechte Verlierer" über die Lippen, was Lauda prompt relativiert: "Schlechte Verlierer sind sie nicht, das weiß ich, dazu kenne ich den Chris Horner und den (Helmut) Marko zu gut, deswegen freuen wir uns über den Sieg." Doch auch Lauda weiß, dass nichts vergänglicher ist als Erfolg: "Wenn wir nach Montreal gehen, kann wieder alles anders kommen."