Alonso: "Uns wurde nichts geschenkt"
WM-Spitzenreiter Fernando Alonso schwört das Ferrari-Team nach dem Rückschlag von Suzuka noch einmal auf die Schlussphase der Saison ein
(Motorsport-Total.com) - Die Lage war schon mal besser. Doch von der neuen Situation in der Formel-1-Gesamtwertung lässt sich Fernando Alonso nicht beeindrucken. Der spanische Ferrari-Pilot führt weiterhin. Nun allerdings mit einem auf vier Punkte reduzierten Vorsprung. Deshalb schwört Alonso seine Mannschaft vor dem fünftletzten Rennen des Jahres nochmals auf die Mission Titelgewinn ein und zeigt sich kämpferisch.
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Fernando Alonso und Ferrari reisen mit viel Zuversicht weiter nach Südkorea Zoom Download
Den bitteren Erstrunden-Ausfall beim Großen Preis von Japan scheint Alonso jedoch bereits verdaut zu haben. "Das war natürlich enttäuschend, aber das ist jetzt schon Geschichte. Es ergibt keinen Sinn, sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Wie ich schon vor dem Verlassen der Strecke sagte: Wir beginnen wieder bei null", meint der zweimalige Formel-1-Weltmeister vor Südkorea.
"Zwischen mir und Vettel liegen nur vier Punkte und die Anderen sind ebenfalls nähergekommen. Der Sieger ist, wer am Ende einen Punkt mehr holt als der Rest. Dazu braucht es einerseits ein schnelles Auto. Andererseits darfst du dir keine Fehler erlauben und musst darauf hoffen, dass dich weitere Fehler von Anderen nicht so teuer zu stehen kommen. Uns ist das in Spa und in Suzuka passiert."
"Ohne diese Zwischenfälle wäre die Situation eine ganz andere", erklärt Alonso, der abgesehen von den genannten Rennen in jedem anderen Grand Prix in die Punkteränge gefahren ist. Und das zum Teil mit besseren Ergebnissen, als dies von vielen Beobachtern für möglich gehalten wurde. Jetzt ist Ferrari aber in Zugzwang, denn die Konkurrenz legte seit der Formel-1-Sommerpause massiv nach.
Dessen ist sich Alonso bewusst. Er fordert seine Mannschaft zum Handeln auf: "Einige Teams haben in dieser letzten Phase der Saison noch einmal einen großen Schritt nach vorn gemacht. Wir haben da aber nicht gleichgezogen. Vor allem nicht beim Verhalten des Autos auf gewissen Streckentypen. Tatsache ist aber auch: In Monza war unser Fahrzeug gut genug, um auf die Pole-Position zu fahren."
Ferrari polarisiert immer und überall
"In Singapur haben wir uns indes ein bisschen verlaufen, in Suzuka hatten wir ebenfalls zu kämpfen. Auch wenn Felipe im Rennen ziemlich konkurrenzfähig war, waren wir doch insgesamt nicht so schnell wie Red Bull. Immerhin konnten wir es mit allen Anderen aufnehmen", sagt der Ferrari-Pilot und fügt hinzu: "Diese Höhen und Tiefen scheinen in diesem Jahr aber völlig normal zu sein."
Die öffentliche Wahrnehmung sei allerdings eine andere, sobald der Name Ferrari im Spiel sei, meint Alonso. "Über Ferrari wird natürlich viel gesprochen, weil sich alle auf das Team in Rot konzentrieren. Wenn wir einen neuen Flügel testen, ihn dann aber nicht einsetzen, ist das gleich eine Schlagzeile. Solche Dinge passieren aber regelmäßig - bei allen Teams", erklärt der langjährige Formel-1-Pilot.
Sein Team müsse in den kommenden Rennen einfach "zurück auf Kurs" finden. "Ich bin mir sicher: Wir können das schaffen", sagt Alonso vor dem Großen Preis von Südkorea, den er bei dessen Debüt im Formel-1-Kalender 2010 gleich für sich entschieden hat. "Ich glaube, wir können bis zum Schluss im Titelrennen bleiben. Die Leute, die jetzt am Auto arbeiten, haben das schon bisher getan."
Die WM-Führung fiel Alonso nicht in den Schoß
"Es gibt keinen Grund, zu denken, sie könnten nun nicht erneut gute Arbeit leisten. Wir dürfen ja nicht vergessen: Ich führe weiterhin in der Meisterschaft. Das ist darauf zurückzuführen, dass wir das Auto seit dem Saisonstart wesentlich verbessert haben. Außerdem gelingt es uns, stets das Meiste aus unserem Paket herauszuholen", meint Alonso und betont: "Geschenkt wurde uns nichts."
Ganz im Gegenteil, wie der Spanier anmerkt: "In Spa und in Suzuka wurden wir vielmehr um Ergebnisse gebracht, die wir mit Leichtigkeit hätten einfahren können. Es ist also nicht einem Wunder zuzuschreiben, dass wir uns in dieser Position wiederfinden. Das ist das Resultat der Arbeit von uns allen, denn die Formel 1 ist ein Teamsport. Du gewinnst zusammen, du verlierst zusammen."
Und nach dem jüngsten Ausfall sei es nun an der Zeit, wieder auf die Siegerstraße einzubiegen. Was Pat Fry, der Technische Direktor der Scuderia, angesichts der Reifensituation für möglich hält. "In Südkorea setzen wir die weichen und superweichen Pirelli-Reifen ein. Damit gelang es uns in der Vergangenheit meist, eine gute Balance für das Auto zu finden. Wir erwarten also ein gutes Rennen."
Die Formel 1 2012 lässt Trends vermissen
"Wie konkurrenzfähig wir sein werden, hängt allerdings davon ab, wie große Fortschritte jedes Team bei der Entwicklung der Autos gemacht hat", meint Fry. Erschwert wurde diese Aufgabe seit dem Großen Preis von Japan natürlich durch das schmale Zeitfenster: Zwischen dem Rennen in Suzuka und dem Rennen in Yeongam liegen gerade einmal sieben Tage. Das schränkt die Möglichkeiten ein.
"Außerdem muss man bedenken: Manche Kurse liegen gewissen Fahrzeugen etwas mehr als andere", sagt Ferrari-Technikchef Fry und fügt hinzu: "In dieser Saison hat sich bisher aber kein Trend abgezeichnet, wer wo schnell ist. McLaren hatte zuletzt drei sehr starke Rennen, doch in Suzuka konnten wir es mit ihnen aufnehmen. Red Bull schien in Suzuka indes schon immer sehr gut zu sein."
Was Titelverteidiger Sebastian Vettel beim Großen Preis von Japan in seinen bereits dritten Saisonsieg ummünzte. Der Deutsche (190 Punkte) profitierte auch vom Ausfall des WM-Spitzenreiters Alonso (194) und liegt nun wieder in Schlagdistanz. Kimi Räikkönen (Lotus/157) und Lewis Hamilton (McLaren/152) haben auf den weiteren Plätzen ebenfalls noch intakte Chancen auf den WM-Titel.