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Marko: Wenn mir Whitmarsh Guten Tag wünscht...
Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko spricht über die Politik im Formel-1-Fahrerlager und über die Rolle von Konzernchef Dietrich Mateschitz
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 wurde in der Vergangenheit schon oft als Haifisch- oder Piranha-Becken beschrieben, als Fegefeuer der Eitelkeiten, in dem die meisten Egos viel größer sind als "Zirkusdompteur" Bernie Ecclestone (1,59 Meter) in Person. Helmut Marko beschreibt den Grand-Prix-Sport als "sehr, sehr leistungsorientierte Gesellschaft, wo keiner dem anderen etwas gönnt".
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Helmut Marko und Dietrich Mateschitz arbeiten in der Formel 1 eng zusammen Zoom Download
"Wenn wir über den Ablauf eines Rennwochenendes sprechen, dann klingt alles so schön und so einfach, aber in Wirklichkeit ist es ganz anders", wird der Red-Bull-Motorsportkonsulent von 'motorline.cc' zitiert. "Da ist eine derart massive Politik involviert - und wenn der Martin Whitmarsh von McLaren mir einen schönen guten Tag wünscht, dann bin ich schon ganz nervös und frage mich: Was hat der jetzt schon wieder vor?"
Sonderstellung bei Ecclestone
"In der momentanen Situation ist alles gegen Red Bull", fährt er fort. "Das hat die Gründe, dass wir erstens kein traditioneller Auto- oder Rennwagen-Hersteller sind, und, was noch viel mehr schmerzt, dass wir in der finanziellen Aufteilung zu Ferrari aufgeschlossen haben, mit einem Superdeal mit Bernie Ecclestone - und da ist nicht nur das Budget, sondern auch die Ehre getroffen. Und deshalb macht man uns das Leben derzeit auch wirklich schwer."
Marko spricht auf die Vereinbarung zwischen Red Bull und Ecclestone an, die als Vorläufer für das 2013 in Kraft tretende Concorde-Agreement gilt. Gab es bisher nur für Ferrari nennenswerte Sonderkonditionen, so wurde nun auch Red Bull berücksichtigt - Stichwort Doppelweltmeister-Bonus, Stichwort Sitz im Vorstand der Formel-1-AG. Insider glauben, dass dies auf das gute persönliche Verhältnis zwischen Ecclestone und Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz zurückzuführen ist.
Apropos Mateschitz: Der Einfluss des "Oberbullen" auf strategische Entscheidungen der beiden Red-Bull-Teams soll größer sein als von vielen angenommen. So hat angeblich er selbst entschieden, dass keiner der beiden Toro-Rosso-Piloten von 2011 einen neuen Vertrag bekommt, und auch beim DRS-Protest gegen Michael Schumacher in Valencia wurde er um Rat gefragt. "Vettel hat für dieses Vergehen in Barcelona eine Durchfahrtsstrafe bekommen", schildert Marko.
Mateschitz informiert sich nach jeder Session
"Wir haben bei den Kommissaren angefragt und haben gesagt: 'Hallo, was ist da?' Wie reagiert man? Nachdem man meinte, da ist überhaupt nichts, war es dann doch verwunderlich, dass man über zweidreiviertel Stunden gebraucht hat, bis man die Formulierung fand, dass Schumacher alles richtig gemacht hat. Da habe ich mit Mateschitz gesprochen und gefragt: 'Sollen wir protestieren oder nicht?' Solche Dinge bespreche ich dann schon mit ihm", erinnert er sich.
Auch die Anweisung, für den WM-Showdown 2010 keine Stallorder auszusprechen, kam von oberster Stelle. Aber Mateschitz beschäftigt sich offenbar mehr als von vielen angenommen mit dem Tagesgeschäft seiner Formel-1-Teams. Marko muss seinem österreichischen Landsmann eigenen Angaben zufolge nach jeder Session via Telefon über das Geschehene berichten. Mateschitz bringt sich jedoch nur bei strategischen Themen aktiv ein, heißt es.