Bahar rechtfertigt Räikkönens Skidoo-Unfall
Warum Lotus-Geschäftsführer Dany Bahar Kimi Räikkönens Aktivitäten trotz des Skidoo-Unfalls nicht eingrenzen möchte und wieviel Eingewöhnungszeit er ihm gibt
(Motorsport-Total.com) - Der Schock saß bei Lotus-Renault tief, als die Meldung aus dem österreichischen Wintersport-Ort Saalbach eintraf, dass sich Kimi Räikkönen bei einem Skidoo-Rennen an der Hand verletzt hatte. Der Weltmeister 2007 hatte eben erst beim Team aus Enstone unterschrieben, das im Vorjahr mit Robert Kubica seinen Nummer-eins-Piloten ebenfalls in der Winterpause auf tragische Art und Weise verloren hatte. Der Pole saß seit seinem Rallye-Crash nicht mehr am Steuer eines Formel-1-Boliden.
Doch warum verbietet das Team seinen Piloten die Teilnahme an solch riskanten Veranstaltungen nicht, schließlich setzt man damit die Zukunft aufs Spiel? Dany Bahar - Geschäftsführer der Lotus-Gruppe, die beim Team als Hauptsponsor und Namensgeber fungiert - hat eine einfache Erklärung.
Bahar akzeptiert Räikkönens Charakter
"Es ist Teil unseres Jobs, riskante Dinge zu tun", rechtfertigt er sich gegenüber 'ESPN'. "Wir machen das wirtschaftlich und in Bezug auf unser Unternehmen. Kimi macht das in seinem eigenen Leben. So ist er eben, das ist sein Charakter. Kimi ist Kimi und es wird schwierig sein, seinen Lebensstil zu ändern. Ich mag diese Charaktere. Es ist unglücklich, wenn er sich verletzt, aber so ist das Leben."
Bahar - früher Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz' rechte Hand in Fuschl - empfindet es genauso als Risiko, einen Ex-Weltmeister nach zwei Jahren Formel-1-Pause für teures Geld zu verpflichten. Ein Risiko, von dem er sich aber viel verspricht: "Es ist immer kostspielig, wenn man einen ehemaligen Weltmeister verpflichtet. Es ist immer teurer als bei einem jungen Fahrer."
Schonfrist für Räikkönen?
Dementsprechend hoch ist auch die Erwartungshaltung: "Von einem ehemaligen Weltmeister erwartet man sich viel, obwohl er seit zwei Jahren nicht mehr gefahren ist. Aber er ist immer noch ein Weltmeister. Er hat zweifellos das Talent, aber wir müssen uns ansehen, wie schnell er sich in seiner neuen Umgebung, im neuen Auto, mit den neuen Reifen und mit all den neuen Dingen zurechtfindet. Wir hoffen, dass dies rasch der Fall sein wird."
Der Faktor Zeit spielte dabei eine Rolle, schließlich hat Schumacher seit seinem Comeback im Vorjahr bereits 38 Rennen auf dem Buckel. "Er hat vielleicht zwei Jahre gebraucht, aber wir geben auch Kimi so viel Zeit", verweist Bahar auf den Zweijahres-Vertrag des Finnen. Er outet sich als Fan des Ferrari-Weltmeisters, setzt diesen aber gleichzeitig unter Druck.
Bahar setzt weiter auf Boullier
"Kimi ist ein sehr guter, sehr cooler Typ", sagt er. "Wir respektieren ihn sehr und deshalb ist er jetzt bei uns. Er ist viel reifer geworden, ist jetzt 32, also ist er erwachsen. Er weiß, dass seine Rückkehr in die Formel 1 nicht einfach wird, aber er ist nicht mehr das Kind, das er bei Sauber oder Ferrari war. Die Zeiten haben sich geändert und er muss Leistung bringen. Ich denke, das weiß er."
Hat Bahar in diesen Krisenzeiten nie an Teamchef Eric Boullier gezweifelt? "Erics Job ist nicht der einfachste, so wie bei jedem Fußball-Trainer", erklärt Bahar seine Meinung über den Teamchef. "Nach einem nicht so guten Jahr wird man oft kritisiert und da er verantwortlich ist, wird er kritisiert. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass das passiert. Solange er daraus lernt und die Bereiche identifiziert, die stärker werden müssen - und das hat er getan. Er hat einen klaren Plan vor sich, wie wir uns verbessern können. Wir vertrauen ihm, das perfekt hinzukriegen, und es gibt keinen Grund, warum wir an ihm zweifeln sollten."