• 17. März 2025 · 02:50 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Kimi Antonelli

Während seine Rookie-Kollegen im Nassen für Schrott sorgen, gehr er quasi übers Wasser: Frederik Hackbarth über den kometenhaften Aufstieg von Kimi Antonelli

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

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Trat in Melbourne erstmals ins Rampenlicht: Andrea Kimi Antonelli Zoom Download

drei Jahre lang mussten die Formel-1-Fans warten, nun haben sie endlich wieder einen Kimi!

Ende 2021 hatte sich Publikumsliebling Kimi Räikkönen in die wohlverdiente F1-Rente verabschiedet, und zu diesem Zeitpunkt konnte wahrlich noch niemand erahnen, dass ein Nachfolger mit dem prägnanten Namen schon derart schnell in den Startlöchern stehen würde: Andrea Kimi Antonelli, den alle im Fahrerlager nur Kimi nennen, fuhr damals nämlich tatsächlich noch im Kart!


Fotostrecke: Andrea Kimi Antonelli: Sein Weg in die Formel 1

Zum zweiten Mal in Folge holte sich der italienische Teenager in jenem Jahr den Titel als Kart-Europameister. Letzter Vorgänger in dieser Rolle war unter den aktuellen Formel-1-Piloten 2013 übrigens kein Geringerer als Max Verstappen. Ein gewisser Charles Leclerc wurde noch ein Jahr zuvor Zweiter, ein gewisser Lando Norris eines später Dritter - nur um mal klarzumachen, in welcher Liga dort für gewöhnlich so gespielt wird.

Villeneuve, Magnussen, Hamilton ... Antonelli!

Doch zurück zum quirligen und stets fröhlichen Antonelli - und seinem oftmals kühlen und wortkargen Namensvetter Räikkönen, mit dem er auf den ersten Blick außer dem Vornamen so gar nichts gemein zu haben scheint. Seit Sonntag gibt es schließlich eine weitere Parallele zwischen den zwei Kimis, lieferten doch beide im Albert Park von Melbourne ein viel beachtetes Debüt in der Königsklasse ab:

Räikkönen hatte im Jahr 2001 erst eine Handvoll Autorennen bestritten, als ihm Peter Sauber in seinem Team die Chance gab und sich der spätere Kult-Finne der Formel 1 mit einem sensationellen sechsten Platz gleich mal einen Ruf als Wunderkind etablierte. Das gelang am Sonntag auch Antonelli, wobei der Italiener als Vierter genau genommen noch zwei Regalfächer höher reingriff, was die eindrucksvollsten Melbourne-Debüts betrifft.

Mark Webber wurde 2002 im Minardi viel umjubelter Fünfter, genauso wie Felipe Nasr 2015 für Sauber. Sie ließ Antonelli, durch die nachträgliche Wiederaufhebung seiner Fünf-Sekunden-Strafe, also schon mal hinter sich. Besser waren beim F1-Debüt in den letzten 30 Jahren tatsächlich nur drei Piloten! Rekordweltmeister Lewis Hamilton raste 2007 als Dritter ins Ziel, ebenso wie Kevin Magnussen 2014 - wenngleich der Däne wegen Disqualifikation von Daniel Ricciardo später sogar als Zweiter gewertet wurde.

Auf der Strecke erzielte diese Position 1996 bei seinem Formel-1-Debüt auch Jacques Villeneuve, der als amtierender CART-Meister bei Williams andockte, den Grand Prix ohne Stallorder damals sogar gewonnen hätte und nicht nur bei seinem ersten Rennen für Furore sorgte. Kurios: Genau dieser Villeneuve war es zuletzt auch, der Antonellis Beförderung ins Mercedes-Team im Vorfeld des Wochenendes deutlich kritisiert hatte:

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Schnelles Babyface: Antonelli ist scheinbar mit jedem Gefährt flott unterwegs Zoom Download

"Zu früh" sei der Schritt für den erst 18-Jährigen, urteilte der Weltmeister von 1997, der selbst bei seinem ersten Formel-1-Einsatz immerhin schon 24 Jahre alt war. Doch Villeneuve und junge Rookies, da war doch was...? Kramt man ein bisschen in den Archiven, findet man recht schnell ein Interview des Kanadiers mit Autosport, das er vor ziemlich genau zehn Jahren gab.

Gegenstand: Die Beförderung des damals sogar noch minderjährigen Max Verstappen ins Formel-1-Cockpit von Toro Rosso - etwas, das heute per Reglement nicht mehr geht. Inhalt: "Das ist das Schlimmste, was der Formel 1 hätte passieren können, denn es bringt zwei mögliche Effekte mit sich: Entweder es zerstört seine Karriere, oder, wenn er Erfolg haben sollte, würde die Formel 1 bedeutungslos werden", sagte Villeneuve damals über den Jugendwahn: "Das Ganze ist für niemanden gut."

Antonelli: Eine "Verstappen-Story" für Mercedes?

Worte, die aus heutiger Sicht nicht besonders gut gealtert sind - und über die er sich vielleicht einmal mit Red Bulls knorrigem Motorsportkonsulent Helmut Marko unterhalten sollte, der den oftmals ungestümen Verstappen in der Anfangsphase seiner Karriere gegen alle Widerstände und Kritiker verteidigte. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Verstappen gewann schon nach etwas mehr als einem Jahr in der Formel 1 seinen ersten Grand Prix, ist heute mehrfacher Weltmeister.

Und gilt damit bis heute als Vorbild für perfekt durchexerzierten Jugendwahn in der Königsklasse. Deshalb ist auch Marko selbst davon überzeugt: "Toto Wolff will natürlich die Verstappen-Story jetzt bei Mercedes nachvollziehen", wie der 81-Jährige kürzlich bei ServusTV ausplauderte. Ob das gelingen kann, daran hatte im Vorfeld von Melbourne aber auch Marko so seine Zweifel, erklärte zu Antonelli: "Also man merkt schon, dass der Druck ihm zusetzt."

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Nicht für alle Rookies lief es so gut wie für Antonelli, siehe Isack Hadjar ... Zoom Download

Nach dem Rennen am Sonntag muss allerdings auch Red Bulls oberster Talentspäher zähneknirschend feststellen: "Bei den Junioren, bis auf Antonelli, haben alle gepatzt. Da sieht man schon, bei so einem Wetter und solchen Verhältnissen brauchst du eine gewisse Routine." Oder eben ein besonderes Talent. Denn ausgerechnet der Jüngste der sechs Rookies, wenn man die Vorjahres-Teilzeitfahrer Oliver Bearman, Liam Lawson und Jack Doohan dazurechnet, ist derjenige, der am Sonntag als einziger in die Punke fährt.

Isack Hadjar kann seinen wilden Racing Bull nicht zähmen, wird von diesem schon auf der Aufwärmrunde abgeworfen. Auch Doohan, Gabriel Bortoleto und Lawson verabschieden sich auf nasser Strecke früher oder später in die Wand. Bearman kommt im lahmen Haas zwar im Rennen durch, die zwei Abflüge des Briten im Training waren zuvor allerdings auch schon genug für ein Wochenende...

Viel Talent und eine Portion Glück zum Einstand

Und Antonelli? Der fährt nach Pech im Qualifying vom 16. Startplatz tatsächlich auf die vierte Position nach vorne, zeigt dabei schöne Überholmanöver, und hält sich vor allem aus (fast) allen brenzligen Situationen raus. Dabei sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass auch die nötige Portion "Glück des Tüchtigen" dabei ist, wie es Alex Wurz im ORF treffend ausdrückt: Denn auch Antonelli leistet sich am Sonntag einen Dreher, sucht sich dafür in Kurve vier aber ein Stück Strecke mit asphaltierter Auslaufzone und entsprechend ohne größere Folgen aus.

Außerdem spielt Mercedes am Ende natürlich der chaotische Rennverlauf mit den sich ständig wechselnden Mischbedingungen in die Karten. Umso höher ist dem Rookie auf der einen Seite anzurechnen, dass er bei diesen herausfordernden Verhältnissen kaum einen Fehler macht.

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Der Regen konnte Mercedes' neuem Wunderkind offenbar nicht viel anhaben Zoom Download

Blicken wir andererseits noch einmal auf die besten Debütanten der jüngeren Vergangenheit, ist trotzdem auffällig, dass ausnahmslos alle ihre Heldentaten auf dem schnellen Stadtkurs von Melbourne feiern konnten, auf dem traditionell gerne mal das Chaos ausbricht - und nicht auf dem vergleichsweise eher schnöden und langweiligen Wüstenkurs von Bahrain, wo die Formel 1 in den vergangenen Jahren auch oft in die Saison startete.

Antonellis beeindruckende Leistung, das Auto am Sonntag heile und so weit vorne über die Ziellinie zu bringen, soll das aber in keinster Weise schmälern. Vom neuen Jahrgang 2025 hat der Mann aus Bologna gleich mal unter Beweis gestellt, warum er als der Vielversprechendste gilt. Nur für Förderer Wolff ist das weniger eine Überraschung: "Wir wussten schon immer, welches Potenzial in ihm steckt", sagt der Wiener und attestiert seinem blutjungen Schützling "unter Druck besonders gut" zu sein.

Dagegen gibt es nach diesem Formel-1-Debüt tatsächlich nur wenig Argumente!

Euer Frederik Hackbarth

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