• 04. Dezember 2024 · 13:05 Uhr

F1-Expertenrunde: Wer sollte das Cockpit bei Red Bull bekommen?

Yuki Tsunoda, Liam Lawson oder doch jemand anderes: Vier Formel-1-Redakteure diskutieren darüber, wer das Cockpit bei Red Bull für 2025 bekommen sollte

(Motorsport-Total.com) - Wissen wir schon bald mehr, wer das Cockpit an der Seite von Max Verstappen bei Red Bull 2025 besetzen wird? Vieles deutet darauf hin, dass die Zeit von Sergio Perez trotz eines im Sommer verlängerten Vertrages nach dem Rennen in Abu Dhabi enden wird - die Frage ist nur, ob aus freien Stücken oder aufgrund einer Entscheidung des Teams.

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Sergio Perez wird 2025 vermutlich nicht mehr für Red Bull fahren Zoom Download

Dann stellt sich aber immer noch die Frage, wer der Nachfolger des Mexikaners sein würde. Nach aktuellen Informationen soll es dabei auf einen der beiden aktuellen Racing-Bulls-Fahrer hinauslaufen.

Yuki Tsunoda hat sich in den vergangenen Wochen bereits verbal in Stellung gebracht und auf seine Chance gedrängt - gleichzeitig aber Andeutungen gemacht, dass er wohl erneut in die Röhre schauen könnte, was er nicht verstehen wurde. Denn Liam Lawson scheint etwas weiter oben auf der Liste zu stehen, weil man dem Neuseeländer mehr zutraut.

Keine Option mehr soll hingegen Franco Colapinto sein. Der Argentinier hatte mit tollen ersten Rennen als Ersatz von Logan Sargeant bei Williams auf sich aufmerksam gemacht, nach einigen Unfällen in den letzten Wochen ist das Interesse aber erkaltet.

Und auch die Verpflichtung eines externen Piloten wie Carlos Sainz, der lange Zeit auf dem Markt gewesen wäre, gilt als nicht sehr wahrscheinlich.

Auch in unserer Redaktion gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, wen Red Bull 2024 an die Seite von Max Verstappen setzen sollte. In diesem Artikel diskutieren vier Redakteure von Motorsport-Total.com, wer im kommenden Jahr für Red Bull fahren soll.

"...dann kann man Tsunoda gleich die Kündigung geben!"
Stefan Ehlen

Gleich vorneweg: Ich halte Liam Lawson für einen Mann mit Potenzial und fände es gut und richtig, wenn er alsbald eine Chance bei Red Bull erhalten würde.

Und hier ist das Aber: Wenn Lawson 2025 tatsächlich den Platz neben Max Verstappen bei Red Bull bekommt, dann kann man Yuki Tsunoda eigentlich gleich die Kündigung geben.

Tsunoda fährt seit 2021 in der Formel 1 für AlphaTauri/Racing Bulls, beendet jetzt seine vierte Saison - und steht noch vor seinem ersten Test in einem Red-Bull-Auto. Wenn man ihm also bisher schon nicht zugetraut hat, bei Red Bull zu fahren, was soll dann nach einem wahrscheinlich fünften Jahr bei Racing Bulls anders werden? Noch dazu, wenn ihn Lawson als Neuling "überholen" und gleich zu Red Bull wechseln darf?

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Yuki Tsunoda fährt seit vier Jahren in Red Bulls B-Team Zoom Download

Wenn sich Red Bull mit Tsunoda keine "Fehlinvestition" eingestehen will, muss es für 2025 Tsunoda in den Red Bull setzen. Auch als Zeichen an das eigene Nachwuchsprogramm. Soll sich Tsunoda mal auf der großen Bühne beweisen! Entweder es klappt oder es geht schief. Aber dann hätte Red Bull endlich Klarheit in diesem Fall.

Lawson läuft derweil nicht weg: Ein komplettes Jahr bei Racing Bulls schadet ihm sicherlich nicht. Und sollte sich Tsunoda als nicht schnell genug erweisen, kann man ihn rasch nachholen zu Red Bull, wo er früher oder später ohnehin landen wird. Davon bin ich überzeugt. Seine Chance wird kommen, so oder so.

"Lawson ist die größere Wette für die Zukunft"
Kevin Scheuren

Ehrlicherweise ist es vermutlich egal, wen man bei Red Bull in dieses Cockpit neben Max Verstappen setzt, sowohl Liam Lawson als auch Yuki Tsunoda werden keinen Stich setzen können.

Aber wenn es darum geht, einen Fahrer neben Verstappen zu haben, der in etwa die gleichen Charakteristiken auf der Strecke hat in Sachen Grundspeed, Zweikampfhärte und Rennintelligenz, dann wäre mein Favorit Liam Lawson. Er wirkt schneller, beständiger und im Zweikampf erinnert er mich sowieso bereits jetzt voll an Verstappen.

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Liam Lawson könnte Tsunoda Red-Bull-intern bereits überholt haben Zoom Download

Lawson hat im Gegensatz zu Tsunoda eine größere Frustrationstoleranz, obwohl der Japaner daran hart gearbeitet hat. Man muss sich nichts vormachen, dass Tsunoda innerhalb des Red-Bull-Kosmos auch nicht die Lobby hat, die andere Fahrer auf ihrem Weg nach oben hatten. Das wurde mir in Gesprächen rund um den Las-Vegas-GP wieder mal verdeutlicht.

Er ist nicht "der Honda-Fahrer", aber er ist schon "der Honda-Fahrer". Zwar muss man ein Cockpit für Honda besetzen, diese Vereinbarung endet aber nach 2025 und überhaupt ist die Wahl vollkommen Red Bull überlassen, ob sie dies im A-Team oder bei den Racing Bulls tun.

Mir fehlt der Glaube daran, dass sie ernsthaftes Interesse daran haben, Tsunoda neben Verstappen zu setzen, weil er als zu inkonstant und launisch gilt, Lawson könnte da weitaus besser kontrollierbar sein.


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Auch ich persönlich würde Lawson Tsunoda klar vorziehen, er ist die größere Wette auf die Zukunft, weil Tsunoda sich in all den Formel-1-Jahren gegen keinen Teamkollegen wirklich klar durchsetzen konnte, auch wenn er sagt, dass er sie alle "zerstört" habe. Und ja, Nyck de Vries nehme ich aus dieser Wertung raus.

Wichtig für beide ist aber, dass die grundsätzliche Messlatte der eigenen Qualität die Leistung von Sergio Perez ist. Das sollte Druck nehmen und den Einstieg prinzipiell erleichtern, denn Verstappen schlagen werden beide nicht.

"Albon und Sainz wären bessere Alternativen gewesen"
Ruben Zimmermann

Red Bull hat zu lange an Sergio Perez festgehalten und der größte Fehler war es, seinen Vertrag bereits im Sommer noch einmal zu verlängern. Das mag aus damaliger Sicht Sinn ergeben haben, erweist sich rückblickend aber als großes Problem, weil man sich damit auf dem Fahrermarkt in diesem Jahr selbst die Tür verschlossen hat.

Als man den Vertrag von Perez verlängerte, waren Piloten wie Carlos Sainz noch auf dem Markt. Anfang des Jahres hätte man zudem noch die Chance gehabt, Alexander Albon zurückzuholen. Beide kommen aus dem eigenen Nachwuchs und wären meiner Meinung nach bessere Alternativen gewesen als die jetzt noch verbliebenen Optionen.

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Carlos Sainz wäre zu haben gewesen, geht nun aber zu Williams Zoom Download

Zumindest befürchte ich, dass Liam Lawson und Yuki Tsunoda gegen Max Verstappen ganz ähnlich untergehen würden wie in der Vergangenheit alle anderen jungen Piloten. Warum also nicht Sainz als inzwischen mehrfachen GP-Sieger zurückholen oder Albon mit jetzt deutlich mehr Formel-1-Erfahrung eine zweite Chance geben?

Leider ist dieser Zug längst abgefahren. Ich verstehe es aus Sicht von Red Bull, dass man jetzt einem eigenen Nachwuchsfahrer eine Chance geben will. Das ist auch durchaus löblich. Sportlich erwarte ich allerdings, dass man weder mit Tsunoda noch mit Lawson 2025 den Konstrukteurstitel zurückholen kann.

"Es darf oben keinen Stau für die Junioren geben"
Norman Fischer

Ob Liam Lawson oder Yuki Tsunoda das Red-Bull-Cockpit bekommen werden, ist mir persönlich eigentlich egal. Ich finde nur, dass es einer von ihnen werden sollte - und nicht mehr Sergio Perez. Der Mexikaner hatte lange genug seine Chance und sollte seinen Platz nach vier Jahren räumen, zumal er ohnehin kein Fahrer aus dem Red-Bull-Kosmos ist.

Genau deswegen wünsche ich mir auch eine interne Lösung und keinen extern eingekauften Fahrer wie Franco Colapinto. Red Bull hat genügend eigene Junioren, die eine Chance verdient hätten. Und dazu braucht es auch freie Plätze - auch im Juniorteam, das ja eigentlich dafür gedacht ist, Fahrer für Red Bull zu trainieren.

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Kommt Isack Hadjar als Formel-2-Meister zu den Racing Bulls? Zoom Download

Tsunoda würde 2025 ein fünftes Jahr lang ein solches Nachwuchscockpit blockieren - viel zu lange! Deswegen wäre ich dafür, ihm zumindest ein Jahr lang die Chance zu geben und Lawson noch eine Saison im B-Team Erfahrung sammeln zu lassen.

Auf jeden Fall wünsche ich mir einen neuen Fahrer bei den Racing Bulls. Isack Hadjar, der mit einem halben Punkt Rückstand in das Formel-2-Finale geht, ist die naheliegende Lösung und hätte den Aufstieg verdient. Auch Ayumu Iwasa, der beide Rookietrainings für RB bestreiten durfte, wartet auf seine Möglichkeit.

Und der Rattenschwanz geht weiter: Weiter unten hält man große Stücke auf Arvid Lindblad, und mit Oliver Goethe und Tim Tramnitz hoffen auch zwei Deutsche Red-Bull-Junioren auf ihre Chance. Dafür darf es aber oben eben keinen Stau geben, weil ein Fahrer, den man eh nicht hochzieht, fünf Jahre lang ein Cockpit blockiert, oder man extern einen weiteren Fahrer vor die Nase der eigenen Junioren setzt.

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