• 28. Oktober 2024 · 08:48 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Max Verstappens Kritiker

Max Verstappen verfällt in alte Muster: Fehlende Reife und Einsicht, oder doch nur ein Ausrutscher? Die Kolumne zum kontroversen WM-Duell beim Mexiko-Grand-Prix

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

Foto zur News: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Max Verstappens Kritiker

Max Verstappen steht nach dem Rennen in Mexiko stark in der Kritik Zoom Download

kurz musste ich mich dann schon kneifen: Ich wusste ja, dass am Wochenende Zeitumstellung ist, dass diese uns aber direkt ins Jahr 2021 zurückführt, das hat mich dann doch überrascht. In eine Zeit, in der Max Verstappen noch jenseits aller Limits seinen WM-Gegner von der Strecke fuhr - würden seine Kritiker nun wohl schreiben ...

Zu denen gehört offensichtlich auch George Russell, zumindest fühlte sich der Mercedes-Pilot am Sonntag beim Blick auf die Vorkommnisse in Runde zehn des Großen Preises von Mexiko ebenfalls um drei Jahre in der Zeit zurückversetzt: Seit Sao Paulo 2021 und Verstappens Duell gegen seinen Teamkollegen Lewis Hamilton, habe er so etwas nicht mehr gesehen, urteilte der Brite in Bezug auf den Zweikampf der aktuellen WM-Rivalen.

Vor dem Hintergrund dieses Denkanstoßes stellt sich die legitime Frage, ob Verstappen, mittlerweile fast viermaliger Weltmeister, in den letzten Jahren seit seiner Erstkrönung eigentlich wirklich den Reifeprozess durchgemacht hat, von dem ich zumindest glaubte Ansätze gesehen zu haben?

Kaum muss er kämpfen, ist der alte Verstappen zurück

Oder gab es die Situation nur einfach seitdem nie mehr her, mit einem überlegenen Red Bull 2022, und einem noch viel überlegeneren Red Bull 2023? Nicht, dass Verstappen nicht auch in jenen Jahren mal in den ein oder anderen Infight musste, doch konnte es der nahezu konkurrenzlose Niederländer dabei viel gelassener angehen, steckte auch manchmal klug zurück, fuhr deutlich ruhiger, auf Punkte und Titel eben.

Jetzt aber, wo mit Lando Norris dank McLarens großem Aufschwung endlich ein ernsthafter WM-Gegner am Horizont erscheint, und die Boxhandschuhe spätestens seit dem letzten Rennen in Austin angelegt sind, da verfällt Verstappen scheinbar wieder in alte Muster.

Nun ist das in der Formel 1 mit "am Limit" und "über dem Limit" sein so eine Sache, vor allem aber ein schmaler Grat. In Austin, da hatte Verstappen wieder einmal perfekt die Grenzen des Erlaubten ausgelotet, bekam dafür sogar von einigen seiner sonstigen Kritiker eher Anerkennung. "Nahe an der Perfektion exerziert", lobte auch ich in einem Artikel sein hochklassiges und unvergleichliches Spiel mit den Grauzonen.

Gleichwohl man dazusagen muss, dass es schon auch Verstappen selbst ist, der die Zweikampfführung in der Formel 1 spätestens vor drei Jahren auf seine eigene Art "revolutioniert" hat. Die FIA ließ damals verdammt viel durchgehen, und meiner Meinung nach wird seitdem als logische Konsequenz daraus anders gefahren - nicht nur von Verstappen, aber immer noch ganz besonders von ihm.

Als Galionsfigur dieses Trends, als der härteste der harten Hunde (ein Image, das er und seine Gefolgschaft ja auch bewusst pflegen), darf es deshalb niemanden wundern, dass sich nun, wo er in Mexiko doch - da sind sich die meisten Experten und Fahrer wohl einig - die rote Linie überschritten hat, alle umso mehr auf ihn stürzen.

Einer tanzt aus der Reihe: Verstappen vs. den Rest

19 von 20 Piloten seien sich wegen der Zweikampfrichtlinien einig, erklärte am Sonntag abermals George Russell, seines Zeichens auch Direktor der Fahrervereinigung GPDA, und ließ dabei keinen Zweifel daran, wer der Ausreißer ist, quasi der einsame Mohikaner unter den Formel-1-Stars.

Nun liegt es in einem millionenschweren Leistungssport in der Natur der Sache, dass der Weltmeister und Titelverteidiger nicht unbedingt der Beliebteste ist, in jedem Fall aber der Gejagte - und bei sich bietender Gelegenheit sowieso alle bereitwillig über ihn herfallen: In Mexiko hat Max Verstappen seinen Kritikern, Neidern, Hatern, oder wie auch immer man es heutzutage nennen will, aber auch wirklich eine Steilvorlage geliefert.

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Max Verstappen gegen Lando Norris: Dieses Duell eskalierte am Sonntag Zoom Download

Die erste Attacke von Norris in Kurve vier, die wehrte Verstappen in typischer Manier ab, nur war er diesmal eben im Vergleich zur Kopie von vor einer Woche in Austin den Bruchteil einer Sekunde zu spät dran - Stichwort Scheitelpunkt - und hätte seinem Kontrahenten deshalb den nötigen Platz zum Überleben auf der Außenbahn lassen müssen.

Trotzdem: Alles halb so wild, im Eifer des Gefechts und Bruchteilen von Sekunden auch eigentlich kein großes Ding. So etwas gehört im Zweikampf schon mal dazu, davor ist auch ein Weltmeister nicht gefeit.

Noch "Divebomb" oder schon "Hail Mary"?

Was Verstappen allerdings in Kurve sieben geritten hat, das weiß wohl nur der Niederländer selbst. Sein Teamchef Christian Horner nannte es später fast schon liebevoll eine "Divebomb". Ich fände den Begriff "Hail Mary" da schon angebrachter, ein letzter, verzweifelter Rettungsversuch, von dem schon vorher klar ist, dass er nichts werden kann ...

Wenn selbst die treusten Fürsprecher im eigenen Team, wie eben Horner oder Motorsportberater Helmut Marko, in Bezug auf diese Aktion keine verteidigenden Worte mehr finden, dann muss erfahrungsgemäß schon wirklich viel passiert sein. Und Verstappen selbst? Der sagte dazu nur: "Kurve sieben ist, was es ist."


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Doch was war es eigentlich? "Ein bisschen lächerlich", fand beispielsweise McLaren-Boss Zak Brown, zugegeben kein guter Kronzeuge für den Fall, weil doch stark befangen. Mit Sky-Experte Martin Brundle trifft man den Nagel da vielleicht schon mehr auf den Kopf, so wie es der Ex-Formel-1-Pilot selbst tat, indem er über Verstappen sagte: "Ich hasse es, wenn er solche Sachen macht. Er ist besser als das."

Ändert sich Verstappen? "Eher wird die Hölle zufrieren"

Landsmann Damon Hill, 1996 selbst Weltmeister, legte noch einen obendrauf. Der Brite schrieb bei Twitter in Bezug auf Verstappens Verhalten auf der Strecke: "Max könnte seinen Ansatz ändern. Aber ich denke, bevor das passiert, wird eher die Hölle zufrieren."

Klar wird aus Verstappens Worten nach dem Rennen nur: Einsicht oder eine Form der Entschuldigung existieren in seinem Wortschatz nicht, das ist nicht Teil seiner DNA, war es auch nie. Diese Einstellung ist es, die Verstappen an seinen guten Tagen so außergewöhnlich stark macht, an seinen schlechten aber manchmal unsympathisch und kalt wirken lässt. Und die dazu führen wird, dass er wohl auch diese Saison den WM-Titel gewinnt, und nicht Lando Norris.

Das wissen wahrscheinlich auch Verstappens schärfste Kritiker, die sich deshalb diebisch gefreut haben dürften über den seltenen Ausrutscher des Klassenbesten. Oft kommt der ja bekanntlich nicht vor, zurück in der Gegenwart, im Jahr 2024, in dem, wie am Sonntag gesehen, eigentlich nur einer Max Verstappen schlagen kann - nämlich er sich selbst.

Euer Frederik Hackbarth

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