• 26. April 2024 · 12:26 Uhr

Kommentar: Bei Audi kann Nico Hülkenberg nur gewinnen

Warum Nico Hülkenberg in der Formel 1 gar nichts Besseres hätte passieren können als der Einstieg eines Audi-Werksteams zur Saison 2026

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

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Nico Hülkenberg als Audi-Fahrer vor einem Audi-Showcar (Fotomontage) Zoom Download

noch weiß niemand, was in der Formel-1-Saison 2026 passiert. Welcher Antrieb wie stark ist. Welches Team ein gutes Auto baut. Und wie genau das Zusammenspiel von Chassis und Motor unter dem dann neuen Technischen Reglement funktioniert. All das gleicht heute, fast zwei Jahre vorher, einem Blick in die Kristallkugel - mehr nicht.

Trotzdem sage ich: Nico Hülkenberg macht mit seinem Wechsel zu Sauber/Audi alles richtig. Denn bei Audi kann Hülkenberg nur gewinnen.

Das muss ich vielleicht kurz erklären, damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich gehe nicht davon aus, dass Audi gleich im ersten Formel-1-Jahr siegfähig sein wird. Zumal Audi selbst schon vor geraumer Zeit angedeutet hat, der wahre Gradmesser werde eher das zweite Jahr, also 2027.

Denn auch wenn Audi mit Sauber ein Formel-1-Traditionsteam mit superviel Erfahrung übernimmt: 2026 ist so viel neu, dass sich wohl auch die Konstrukteure schwertun, die bereits das aktuelle Technische Reglement aus eigener Erfahrung kennen.

Das Beispiel Mercedes zeigt: Es ist jetzt schon kompliziert genug. Und 2026 wird es - das entnehme ich den Diskussionen rund um aktive Aerodynamik und mehr - eher noch wilder.

Wie also meine ich das mit dem "Gewinnen"?

Ganz einfach: Audi ist für Hülkenberg eine Win-Win-Win-Situation, selbst wenn es sportlich (zunächst) gar nicht viel zu feiern gibt. Denn machen wir uns nichts vor: 2025 werden die Bäume für Sauber wahrscheinlich nicht in den Himmel wachsen. Und 2026 ist, wie gesagt, die ganz große Unbekannte.

Aber Hülkenberg hat Planungssicherheit bis mindestens Ende 2026, wo andere noch nicht mal wissen, was nächstes Jahr passiert. Das ist schon mal was. Noch dazu für jemanden, der schon mal raus war aus der Formel 1. Seine Karriere hätte sich also weitaus schlechter entwickeln können.


Fotostrecke: Nico Hülkenberg: Meilensteine der Karriere

Ganz nüchtern betrachtet hat sich Hülkenberg nämlich eines der begehrtesten Cockpits in der Formel 1 gesichert. Audi ist für 2026 und darüber hinaus ganz sicher ein "place to be" neben Ferrari, Mercedes und Red Bull. Einfach, weil es ein Werksteam ist mit entsprechenden Möglichkeiten. Und ein Werksteam dürfte zumindest in der Theorie den diversen Privatteams überlegen sein. Allein schon, weil es einen eigenen Antrieb baut.

Und was hätte Hülkenberg ein Verbleib bei Haas gebracht außer dem "Weiter-dabei-sein" in der Formel 1? So, wie Gene Haas sein Team betreibt, führt der Weg höchstens ins vordere Mittelfeld und an guten Tagen gerade so in die Punkteränge. Mehr gibt das Haas-Paket nicht her. Nicht, wenn weiter vorne bei den Topteams alles glattgeht. Denn im Normalfall sind die Top-10-Positionen schon fix vergeben.

Klappt es mit Audi endlich mit dem Podium?

Das sieht bei Audi mutmaßlich anders aus. Der Anspruch muss ganz klar sein, die bestehenden Topteams aufzumischen und früher oder später ganz vorne zu stehen. Davon kann Hülkenberg natürlich profitieren.

Er ist - Stand heute - der Fahrer mit den meisten Rennstarts ohne Podestergebnis und übernimmt bei seiner Teilnahme am Miami-Grand-Prix 2024 in wenigen Tagen auch den Rekord für die meisten Rennstarts ohne Grand-Prix-Sieg. (Mehr dazu in der Formel-1-Datenbank!)


Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Nico Hülkenberg

Ich sage es frei heraus: Solche Rekorde will niemand haben. Und ich nehme es keinem Rennfahrer ab, dass er sich nicht für Statistiken interessiert - in einem Sport, der auf Daten, Fakten und Zahlen fußt.

Auch das mag also ein Antrieb für Hülkenberg gewesen sein, sich auf das Audi-Abenteuer einzulassen. In dem Wissen, es könnte seine vielleicht einzige und letzte Chance sein, seine persönliche Formel-1-Bilanz aufzumöbeln.

Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Bei Ferrari, Mercedes und Red Bull wäre er wohl kaum untergekommen. Und Alpine (Renault) wird er sich garantiert kein zweites Mal antun. Wozu auch, wenn man die aktuelle Alpine-Formkurve bedenkt? Audi ist da der logische Partner, und das gilt für beide Seiten.

Warum Audi auch von Hülkenberg profitiert

Denn natürlich profitiert Audi auch von Hülkenberg. Er ist ein smarter Kerl, der sich zu artikulieren weiß, nie um einen flotten Spruch verlegen. Sowas verfängt beim Publikum, damit kann man punkten. Dass er als Deutscher für einen deutschen Hersteller fährt, passt natürlich auch hervorragend. Da jubelt auch die Marketing-Abteilung.

Und schnell Autofahren kann Hülkenberg ja ebenfalls: Dass er speziell im Qualifying eine Wucht ist, hat er über die Jahre immer wieder unter Beweis gestellt. Auch Rennen fahren kann er gut. Es fehlt nur noch das "Podest-Gütesiegel", aber das kann wie gesagt ja noch kommen.


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Und selbst wenn nicht: Hülkenbergs Engagement bei Audi geht sicher mit einem entsprechenden Zahltag einher. Er dürfte sich bei seinem Gehalt im Vergleich zum Ist-Zustand bei Haas eher nicht verschlechtern. Der Wechsel hin zu Sauber/Audi lohnt sich für ihn also auch rein finanziell und unabhängig davon, was in den kommenden beiden Jahren auf der Rennstrecke passiert.

(Späte) Wiedergutmachung für Hülkenberg?

Ein bisschen ist der Audi-Deal vielleicht auch die (späte) Wiedergutmachung dafür, dass Hülkenberg bis dato nie bei einem echten Topteam untergekommen ist. Ja, da war die Episode beim damaligen Renault-Werksteam, aber wirklich "top" war an dem Team zu dieser Zeit eigentlich nichts. Und als Hülkenberg ernsthaft bei Ferrari im Gespräch war, kam ihm ein gewisser Kimi Räikkönen zuvor.

Jetzt steht Hülkenberg auf der Poleposition, als erster vorgestellter Audi-Fahrer für die neue Formel-1-Ära ab 2026 und mit der Aussicht, vielleicht nicht mehr lange nur mitzufahren.

Deshalb glaube ich: Nico Hülkenberg kann in dieser Ausgangslage nur gewinnen. Selbst wenn er nicht gewinnt.

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Euer
Stefan Ehlen

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