Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Helmut Marko
Warum Red-Bull-Sportchef Helmut Marko mit dem Formel-1-Wochenende in Ungarn vollauf zufrieden sein und sich in seinen Entscheidungen bestätigt fühlen kann
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,
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Red-Bull-Sportchef Helmut Marko beim Grand Prix von Aserbaidschan 2023 Zoom Download
wenn jemand nach dem Ungarn-Grand-Prix 2023 gut geschlafen hat, dann Helmut Marko. Und das hat gute Gründe, die ich euch in dieser Formel-1-Montagskolumne nennen will.
Fangen wir vorne an, mit dem Offensichtlichen, der Siegesserie von Red Bull, die vorher schon rekordverdächtig war und es jetzt ist: Formel-1-Rekord. Zwölf Grand-Prix-Siege in Folge hatte bisher noch kein Konstrukteur geschafft. Red Bull aber übertraf die alte Bestmarke von McLaren aus der Saison 1988.
Red Bull ist 2023 voll auf Erfolg programmiert
Die Red-Bull-Serie hält seit dem Formel-1-Finale 2022 in Abu Dhabi, und allein das dürfte vermutlich ausreichen, um Sportchef Marko gut schlafen zu lassen. Aber das wäre zu kurz gegriffen.
Denn auch Max Verstappen hat aktuell einen Lauf: Bereits zum siebten Mal in Folge hat er gewonnen, ist seit dem Miami-Grand-Prix im Mai ungeschlagen im Rennen. Der dritte WM-Titelgewinn mit Red Bull ist bei aktuell 110 Punkten Vorsprung - auf den Teamkollegen - praktisch Formsache.
Und mit der Siegesserie von Verstappen lebt er weiter, der große Red-Bull-Traum in der Formel 1 von der totalen Dominanz: Noch nie hat ein Konstrukteur alle Grands Prix einer Rennsaison für sich entschieden, aber Markos Rennstall könnte das 2023 tatsächlich schaffen.
Red Bull fehlt nur noch der "Doppelsieg" in der WM
Fehlt nur noch der "Doppelsieg" in der Formel-1-Fahrerwertung, den Red Bull bislang nicht geschafft hat. Nicht mit Sebastian Vettel und Mark Webber in den Jahren 2010 bis 2013 und auch nicht mit Verstappen und Sergio Perez, der 2022 nah dran war, aber um drei Punkte an Ferrari-Mann Charles Leclerc scheiterte.
2023 sieht es besser aus für Perez und Red Bull: Aktuell hat Perez 32 Punkte Vorsprung auf Fernando Alonso, den derzeit drittplatzierten Fahrer in der WM-Gesamtwertung. Und selbst wenn es zuletzt vor allem im Qualifying nicht lief für Perez, er hat Alonso in acht der bisher elf Rennen nach Punkten geschlagen. Die Tendenz spricht also für den Red-Bull-Fahrer.
Dazu passt Perez' Aufschwung im Qualifying. Erstmals seit seiner Poleposition in Miami hat er es wieder in die Top 10 der Startaufstellung geschafft. Parallel dazu straucheln Alonso und Aston Martin mit zuletzt zwei Ergebnissen jenseits der Top 5 im Rennen, wo vorher mit nur einer Ausnahme (Barcelona) eben immer Top-5-Ergebnisse zu Buche schlugen. Auch das hilft Perez und Red Bull.
Ricciardo beim Comeback gleich vor Tsunoda
Und weiter hinten im Feld scheint Red Bull ebenfalls auf dem richtigen Weg zu sein: Der Wechsel von Nyck de Vries auf Daniel Ricciardo bei AlphaTauri sei schon beim ersten Rennwochenende "voll aufgegangen", sagte Marko bei 'Sky'. Denn Ricciardo hat bei seinem Formel-1-Comeback sowohl im Qualifying als auch im Rennen das bessere Resultat erzielt als Yuki Tsunoda.
Marko, der oft für seine strenge Fahrerpolitik kritisiert wird, dürfte sich sogleich bestätigt gefühlt haben. Und er schwärmt regelrecht von Ricciardo und dem "positiven Schwung", den dieser nach Faenza gebracht habe. Die "sehr souveräne, reife Leistung" Ricciardos fällt natürlich auf Marko zurück, weil er ihn von jetzt auf gleich vom Ersatzmann bei Red Bull zum Stammfahrer bei AlphaTauri gemacht hat.
Man könnte also sagen: Läuft bei Red Bull. Das Team ist auf dem besten Weg, seine Saisonziele zu erreichen und vielleicht Einmaliges zu vollbringen. Perez scheint sein Zwischentief im Qualifying zumindest teilweise überwunden zu haben. Und Ricciardo tut bei AlphaTauri das, was sich Marko von dessen "Einwechslung" zur Saisonhälfte versprochen hat.
Ganz nebenbei erhöht Ricciardo bei AlphaTauri noch den Druck auf Perez bei Red Bull. Beide kämpfen jeder für sich um die Formel-1-Zukunft, aber auch gegeneinander um die Gunst von Marko für ein Cockpit bei Red Bull neben Verstappen. Diese spezielle Motivation scheint bisher bei Ricciardo und bei Perez zu fruchten.
Helmut Marko hat nach dem Ungarn-Grand-Prix also sicher gut geschlafen. Man könnte auch sagen: Wenn nicht nach einem solchen Wochenende in der Formel 1, wann dann?
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Und wer nach dem Rennen in Ungarn gar nicht gut geschlafen hat? Das erfahrt ihr wie immer in der Schwesterkolumne von Chefredakteur Christian Nimmervoll.
Euer
Stefan Ehlen