• 19. Juni 2023 · 02:17 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Nico Hülkenberg

Laut Beat Zehnder ist Nico Hülkenberg einer der besten Qualifyer aller Zeiten, weshalb wir uns fragen: Was würde er heute wohl mit dem Red Bull anstellen?

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser/-innen,

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Nico Hülkenberg: Eine unerfüllte Karriere in der Formel 1 Zoom Download

Nico Hülkenberg ist keiner, der in Verdacht steht, seine Rennfahrerei übertrieben emotional zu nehmen. Sowohl nach dem sensationellen zweiten Platz im Qualifying als auch nach dem völlig ernüchternden 15. Platz im Rennen in Montreal, mit einer Runde Rückstand, wirkte er gefasst und rational. Das mit den Emotionen, das überlässt der 35-Jährige lieber den anderen.

Hülkenberg ist kein "Hättiwari". Ein "Hättiwari" ist, im Österreichischen, einer, der ständig nach Ausreden sucht und nicht damit klarkommt, die Realität zu akzeptieren. Und eben weil er kein "Hättiwari" ist, hadert er im Nachhinein auch nicht mit seiner Gridstrafe: "Ich habe einen Regelverstoß begangen. Die Strafe ist berechtigt und ich akzeptiere sie."

Keine Defensivhaltung, kein Herumeiern, kein Suchen nach Erklärungen. Hülkenberg nimmt auch für ihn schwierige Fügungen des Schicksals mit Pragmatismus hin. Und die Strafe am Samstag war durchaus schwierig.

Ja, schaut man nur auf die Daten, war die Sache klar. Aber die Daten übersehen, dass er gerade eine schnelle Runde begonnen hatte und dadurch weit unter der vorgeschriebenen Deltazeit lag, als er anfing abzubremsen. Es wurde niemand dadurch gefährdet. Aber Hülkenberg sagt eiskalt: Hätte fürs Rennen eh keinen Unterschied gemacht.

Haas mag keine "dirty Air"

Und genau das ist der Grund, warum andere, würden sie in seiner Haut stecken, nach dem Grand Prix von Kanada schlecht schlafen würden. Der Haas ist (verhältnismäßig) eine Rakete auf eine schnelle Runde. Aber auf die Renndistanz geht gar nichts. Besonders dann nicht, wenn das Auto die "dirty Air" voranfahrender Boliden einatmet.

"Das killt uns die Sonntage", seufzt Hülkenberg. Und: "Es bringt alles nichts, schöne Samstage zu haben, wenn die Sonntage immer so ein Downer sind."

Er muss sich inzwischen mit ziemlich kleinen Freuden trösten: "Am Ende habe ich ein paar Runden lang mit Zhou um den 15. Platz gekämpft. Da ging es hoch her. Das sind die Momente, die immer noch Spaß machen."

Ende 2020: Wie es hätte sein können

Ende 2020, das Coronavirus trieb gerade sein Unwesen, war Hülkenberg auf Twitter nur noch als #Hulkenback bekannt. Bei seinen Einsätzen als Ersatzfahrer im Racing Point überzeugte er trotz spärlichster Vorbereitung.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Hülkenberg ausgerechnet Sergio Perez ersetzte, als er das rosarote Auto in Silverstone sensationell auf den dritten Platz stellte. Jenen Sergio Perez, dessen heutiger Platz bei Red Bull auch seiner sein könnte.

Ende 2020 waren nur Hülkenberg und Perez in der Verlosung, als es für Red Bull darum ging, einen geeigneten Nachfolger für Alexander Albon zu finden. Und wer weiß, ob sich Helmut Marko nicht doch anders entschieden hätte, hätte Perez nicht wie durch ein Wunder den Grand Prix von Sachir gewonnen.

Hülkenberg und Marko, das hätte gut zusammengepasst. Beide sprechen die gleiche Sprache, und beide reden nie um den heißen Brei herum. Auch dass das mit Max Verstappen gut harmoniert hätte, kann ich mir gut vorstellen.

Einer der besten Qualifyer aller Zeiten?

Und wer weiß, was Hülkenberg heute mit dem Red Bull anstellen würde? Sauber-Teammanager Beat Zehnder war kürzlich zu Gast am virtuellen Formel-1-Stammtisch von Formel1.de auf YouTube, und als er gefragt wurde, wer denn der schnellste Fahrer war, mit dem er je zusammengearbeitet habe, antwortete er: Hülkenberg. Zumindest auf eine schnelle Qualifyingrunde.

Um das in den richtigen Kontext zu setzen: Zehnder hat in der Formel 1 schon mit Kapazundern wie Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen, Charles Leclerc, Felipe Massa und Robert Kubica zusammengearbeitet.


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Dass die Schwäche im Rennen ein Haas- und kein Hülkenberg-Problem ist, ist unbestritten. Vielleicht trägt aber auch ein klitzekleines bisschen dazu bei, dass sein Fahrstil einer ist, der die Reifen hart rannimmt.

Das hilft immer dann, wenn schnell Energie in die Reifen kommen muss, und wenn hohe Temperaturen eher erwünscht als unerwünscht sind. In Qualifyings generell, und in nassen ganz besonders. Es gibt kaum einen, der das so gut kann wie Hülkenberg.

Kevin Magnussen macht im Qualifying keinen Stich gegen Hülkenberg. Im Rennen fährt er oft auf Augenhöhe. Das ist, glaube ich, kein Zufall.

Das mit dem Podium, das muss noch klappen!

Wäre seine Karriere ein bisschen anders verlaufen, könnte Hülkenberg heute wahrscheinlich auch Formel-1-Weltmeister sein. Hätte er damals, 2012, den Grand Prix von Brasilien gewonnen. Hätte die Sache mit dem Ferrari-Vertrag geklappt. Hätte Perez nicht Sachir gewonnen.

Hätte, wäre, wenn. Absolut nicht Nico Hülkenbergs Sache. Meine schon. Drum wollte ich das heute mal aufschreiben.

Und mir eins wünschen: dass er irgendwie doch noch zumindest ein Podium erreicht in seiner Karriere. Es gibt wahrscheinlich keinen, der dafür überfälliger ist als er.

Wenn ihr jetzt Lust habt, auch die Schwesterkolumne "Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat" zu lesen, diesmal über Alexander Albon, dann klickt hier!

Euer
Christian Nimmervoll

Hinweis: Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Kolumne meine subjektive Wahrnehmung abbildet. Wer anderer Meinung ist, kann das gern mit mir ausdiskutieren, und zwar auf meiner Facebook-Seite "Formel 1 inside mit Christian Nimmervoll". Dort gibt's nicht in erster Linie "breaking News" aus dem Grand-Prix-Zirkus, sondern vor allem streng subjektive und manchmal durchaus bissige Einordnungen der wichtigsten Entwicklungen hinter den Kulissen der Formel 1.

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