• 05. Juni 2023 · 06:57 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Toto Wolff

Spanien war für Mercedes das wohl wichtigste Wochenende des Jahres - und man hat voll abgeliefert, findet Redakteur Norman Fischer: Red Bull im direkten Duell besiegt

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

Foto zur News: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Toto Wolff

Toto Wolff hat nach dem Barcelona-Rennen gute Laune Zoom Download

eigentlich nehme ich mir ja immer im Vorfeld vor, einen Außenseiter gut schlafen zu lassen, wenn ich diese Kolumne stellvertretend schreiben darf - Grüße an den Kollegen Stefan Ehlen übrigens, der das sonst an dieser Stelle macht. Doch das Formel-1-Rennen in Barcelona war in dieser Hinsicht ziemlich undankbar.

Zum zweiten Mal innerhalb von drei Rennen sind jetzt alle 20 gestarteten Fahrer auch ins Ziel gekommen, was schon ein bisschen öde ist - wo ist das Drama? Und weil im Rennen alle weiter hinten gestarteten Spitzenpiloten (bis auf einen gewissen Ferrari) wieder nach vorne gekommen sind, gab es für die Außenseiter wieder einmal nicht viel zu holen.

Und mögliche Kandidaten, die am Samstag noch herausstachen, wie Lando Norris und Pierre Gasly, die haben sich im Nachhinein dann doch nicht für diese Kolumne qualifiziert.

Der einzige Fahrer, der da noch gepasst hätte, wäre Guanyu Zhou (ich weiß: Zhou Guanyu) gewesen, der einen tollen neunten Platz für Alfa Romeo herausgefahren hat und Valtteri Bottas aber mal so richtig versägt hat. Das hat mich für ihn sehr gefreut. Aber für eine Story war mir das dann zu wenig.

Denn es gab einen viel offensichtlicheren Kandidaten, der heute Nacht viele Gründe haben dürfte, um besser zu schlafen als in den vergangenen Monaten: Toto Wolff.

Make or Break!

Barcelona war für Mercedes ein Make-or-Break-Wochenende. Eigentlich das wichtigste des gesamten Jahres. Denn hier sollte sich zeigen, ob das Upgrade des W14 wirklich etwas taugt.

Sehnsüchtig war das große Paket erwartet worden, das dem Team dabei helfen sollte, wieder aus dem Tal zu kommen. Denn dass man 2023 sogar von seinem eigenen Kundenteam Aston Martin geschlagen wurde, ist für den Hersteller eine Schmach und sollte eigentlich nicht sein.


Barcelona: Die Analyse des Rennens

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Ja, Mercedes hatte sich schon in Monaco von seinem Zeropod-Konzept verabschiedet, doch der enge Kurs im Fürstentum ist bekanntlich nicht gerade der repräsentativste, wenn es um das Einschätzen von Updates geht. Die Plätze vier und fünf hätten besser sein können, aber gut, ist halt Monaco.

Wichtig war, dass das Update in Barcelona zündet. Denn auch Wolff kennt das alte Formel-1-Credo: Wer hier in Spanien schnell ist, der ist auch überall schnell. Einfach weil der Circuit de Barcelona-Catalunya die Formel-1-Sasison gut abbildet.

Obwohl man da nach zuvor fünf Stadtrennen in Folge mittlerweile auch anderer Meinung sein darf.

"Sind keine Freitagsspezialisten"

Eigentlich sah es zu Beginn des Wochenendes noch nicht danach aus, als sei Mercedes ein so großer Schritt gelungen. Die Plätze acht und elf am Freitag dürften nicht gerade für zufriedene Gesichter gesorgt haben. "Wir wissen, dass wir keine Freitagsspezialisten sind", hatte George Russell gesagt.

Und auch keine Samstagsspezialisten: "Ich erwarte nicht, dass wir morgen einen unglaublichen Tag haben werden", kündigte er an. Doch diese Befürchtung war noch untertrieben.

Der fünfte Platz von Lewis Hamilton im Qualifying war ja ergebnistechnisch noch im Rahmen, allerdings auch nicht mehr so berühmt, wenn man sich vor Augen führt, dass zahlreiche große Namen weiter hinten waren und er dabei von Norris und Gasly geschlagen wurde.


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Also von dem Team, das in Miami mit dem gleichen Auto noch zweimal in Q1 ausgeschieden war, und auch in Barcelona am Sonntag außerhalb der Top 10 ins Ziel kommen sollte, und dem Team, das von dem eigenen CEO nur kurz zuvor noch als "amateurhaft" bezeichnet worden war.

Und George Russell schied als Zwölfter bereits in Q2 aus. Über diese unnötige Kollision am Ende von Q2 hüllen wir mal den Mantel des Schweigens. Für die hätte ich übrigens eine Strafe gegeben, aber wenn es der eigene Teamkollege ist, kann man ja straffrei schonmal den Blick in den Rückspiegel vergessen, nicht wahr Alpine (Melbourne)?

Auf jeden Fall hätte ich keine Wette abgeschlossen, dass Toto Wolff am Montag der Protagonist meiner Kolumne sein würde. Doch dann kam der Sonntag.

Was für ein Turnaround!

"Ich erwarte definitiv, dass wir einen besseren Sonntag haben werden", hatte Russell schon am Freitag gesagt. Und scheinbar hatte der Brite eine gute Glaskugel, denn der Sonntag war aus Sicht von Mercedes erste Sahne.

Klar, mit Max Verstappen konnte sich an diesem Wochenende keiner messen. Vom ersten Training an war klar, dass es nur um die Positionen dahinter gehen würde. Und in der Hinsicht haben die Schwarzpfeile einen fulminanten Doppelsieg eingefahren.

Lewis Hamilton wurde unangetastet Zweiter, und George Russell holte mit Platz drei seinen ersten Podestplatz des Jahres, obwohl er nur von Position zwölf ins Rennen gegangen war. Die Konkurrenz (immer Verstappen ausgeklammert) wurde zu Statisten degradiert.


Fotostrecke: Formel 1 2023 in Spanien: Das Wichtigste zum Sonntag

Lando Norris verabschiedete sich als Hamilton-Gegner mit einem kaputten Frontflügel schon recht früh in Kurve 2, und auch dass der siebenmalige Weltmeister am Start von Lance Stroll überholt wurde, korrigierte dieser schnell: Am Ende gab er dem Kundenteam fast 40 Sekunden mit.

Am erstaunlichsten fand ich aber tatsächlich, wie deutlich der Abstand zu Ferrari war. Auch die Scuderia hatte ein umfangreiches Paket mit einem Konzeptwechsel bei den Seitenkästen im Gepäck, doch was dort am Sonntag gezeigt wurde, hat viele Sainz-Fans auf den Tribünen enttäuscht zurückgelassen.

Der Spanier wurde im Rennverlauf von den beiden Mercedes schlichtweg aufgefressen und war ein leichtes Opfer. Am Ende kam er mehr als 20 Sekunden hinter Hamilton ins Ziel. Also ungefähr dem Abstand, den alleine Verstappen schon dem Rest des Feldes aufgedrückt hatte.

Red Bull im direkten Vergleich geschlagen

Noch bitterer wird allerdings der Vergleich, wenn man ihn zwischen den beiden Samstags-Verlierern im Team zieht. Ja, Charles Leclerc war aus der Boxengasse gestartet, hatte dafür aber einige neue Motorenteile an Bord und sicherlich auch etwas am Auto umgebaut.

Trotzdem schaffte es der Monegasse nicht in die Punkte. Gerade einmal neun Positionen machte Leclerc im Rennen gut - die gleiche Anzahl wie übrigens auch Russell. Nur dass der Mercedes andere Kaliber dafür überholen musste als die Williams, Haas und McLaren mit kaputtem Flügel dieser Welt.

Denn das ist auch ein Fakt, den man leicht übersehen kann: Mercedes hat an diesem Wochenende tatsächlich Red Bull geschlagen - und das im direkten Vergleich. Denn Russell war eine Position hinter Sergio Perez gestartet und kam eine Position vor ihm ins Ziel - bei gleicher Ausgangslage.

Das dürfte Mercedes zeigen: Es ist möglich!

"Für mich war es definitiv das beste Auto, das ich bisher hatte", freute sich Hamilton nach dem Rennen.

Ob man damit aber auch das Paket Verstappen/Red Bull schlagen kann, das ist noch einmal eine andere Hausnummer. Das weiß auch Wolff: "Ich glaube, wir müssen schon mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben", sagt er. "Wir hatten hier in Barcelona optimale Bedingungen."

Trotzdem dürfte der Österreicher nach dem Spanien-Grand-Prix ruhiger geschlafen haben als in den vergangenen Monaten. Make, nicht break.

Euer
Norman Fischer

Stimmt ihr zu, dass Toto Wolff der geeignete Kandidat für diese Kolumne war? Oder habt ihr eine andere Meinung? Gerne könnt ihr mit mir darüber und über andere Themen diskutieren: Folgt mir gerne auf Facebook oder Twitter, und in aller Regel antworte ich auch.

Doch wer hat eigentlich nach dem Rennen in Spanien am schlechtesten geschlafen? Spoiler: Der Name ist hier schon gefallen - und es ist nicht Max Verstappen. Aber das erfahrt ihr wie immer in der Schwesterkolumne von Chefredakteur Christian Nimmervoll.

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