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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Leclerc & Sainz
Warum sich Sebastian Vettel nach P13 beim Grand Prix von Belgien irgendwie freuen kann und die zukünftigen Ferrari-Fahrer allen Grund haben, schlecht zu schlafen
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser/-innen,
© Motorsport Images
Haben eigentlich keinen Grund zu lachen: Charles Leclerc und Carlos Sainz Zoom Download
Träume sind manchmal schon etwas Skurriles. Etwa meiner heute: Ich mittendrin in einem Ausflug mit den Senioren, die ich in meiner Zeit als Zivildiener betreut habe, und zur Jause wird exquisiter Speck und feinste Wurst vom frischgebackenen Spezialitätengastronom Gerhard Berger serviert.
Mein lieber Freund Fritz (Seit Jahren nicht gesehen, wie es ihm wohl geht?) beißt einmal ins Brötchen und lobt, dass der Berger vom Speck viel mehr versteht als vom Transportunternehmen, das einst sein Vater gegründet hat.
Echter Tiroler Speck und Wurst: Vielleicht ja eine Alternative, sollte die Sache mit der DTM nicht mehr zu retten sein?
Aber das, da kann ich unsere Leser beruhigen, soll nicht das Thema unserer heutigen Kolumne bleiben!
Zukunft bei Ferrari? Kein herzerwärmender Gedanke!
Schlecht geschlafen habe ob skurriler Träume nicht nur ich, sondern mutmaßlich auch zwei Herren, deren Blick in die Zukunft derzeit bestenfalls besorgt sein kann: Charles Leclerc und Carlos Sainz.
Fangen wir bei Leclerc an. Bis 2024 hat er sich vertraglich gebunden, und zum Zeitpunkt, als das bekanntgegeben wurde, schien das auch eine gute Idee zu sein. Er hatte in seinem ersten Jahr zwei Rennen gewonnen und war sieben weitere Male aufs Podium gefahren, und Ferrari hatte den stärksten Motor im Grand-Prix-Sport, der bei Mercedes reihenweise Ingenieure ins Burn-out trieb, wie Toto Wolff behauptet.
Inzwischen hat sich die Lage verändert. Genauer gesagt am 28. Februar, dem letzten Tag der Wintertests in Barcelona. Da gaben die FIA und Ferrari ihren ebenso intransparenten wie umstrittenen Deal bekannt, dessen Konsequenzen in Spa eindrucksvoll zu sehen waren.
Warum für Ferrari keine Hoffnung besteht
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Auf einer Strecke, auf der die stolze Scuderia ein Jahr zuvor noch alle Sessions auf den Plätzen eins und zwei beendet und Leclerc seinen ersten Sieg in der Formel 1 gefeiert hatte, musste man ein Jahr später froh sein, nicht beide Autos schon in Q1 zu verlieren und am Ende immerhin 13. und 14. zu werden.
Dass die Ferraris der Höchstrafe der Überrundung entgingen, lag vor allem daran, dass eine Rennrunde in Spa etwa 1:50 Minuten dauert und das Feld durch das Safety-Car zusammengeschoben wurde. Aber fünf Ferrari-Motoren auf den letzten sechs Plätzen (bei einem Ausfall von Alfa-Fahrer Antonio Giovinazzi), das sagt alles darüber aus, wie schwachbrüstig der Ferrari-Motor 2020 geworden ist.
Motorendefizit: Das wird nicht schnell besser
Woran das liegt, ist inzwischen eigentlich sekundär. Das Problem ist ein anderes: Die Motoren sind homologiert und dürfen nur für mehr Zuverlässigkeit weiterentwickelt werden.
Freilich ein Status, der sich überwinden lässt. Ein Hersteller muss den Motor nur in einem höheren Powermodus fahren, und schon werden Zuverlässigkeitsprobleme auftreten, die man bei der FIA melden kann und dann beheben darf. Übrigens mit ein Grund, warum die FIA den berühmten "Party-Modus" verbieten will.
Das bedeutet, dass es Ferrari sehr schwer haben wird, das Leistungsdefizit, das unseren Recherchen zufolge bei mehr als 40 PS liegt, in den nächsten Jahren aufzuholen. Ein komplett neuer Motor kommt frühestens 2026. Und selbst die Chassisentwicklung ist bis 2022 weitgehend eingefroren.
Wer glaubt, dass Ferrari 2021 eine Chance auf den WM-Titel haben wird, ist ein mindestens genauso bizarrer Träumer wie ich.
Dass es in den Jahren danach schnell besser wird, ist auch kein Selbstläufer. Die Budgetobergrenze wird verhindern, dass krisengeschüttelte Topteams einfach solange Geld ins System schaufeln, bis ihre Karre wieder läuft.
Turnaround 2022: Nicht unmöglich, aber sehr schwierig
Den Turnaround für 2022 zu schaffen, ist nicht unmöglich. Aber äußerst schwierig. Und vielleicht liegt auch jener ehemalige Formel-1-Teamchef richtig, der glaubt, dass Ferrari in den nächsten zehn Jahren keine WM gewinnen wird.
Düstere Aussichten also für Leclerc (22) und Sainz (26), die die vielleicht besten und wichtigsten Jahre ihrer Karriere an ein Projekt binden, das Stand heute keine besonders prickelnde Perspektive bietet. Besonders Sainz muss angesichts seiner Entscheidung, McLaren zu verlassen und zu Ferrari zu wechseln, hinterfragen, ob er die Trends in der Formel 1 richtig antizipiert hat.
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Keine Frage: Wäre ich Rennfahrer, würde ich mir die Chance, einmal im Leben Formel 1 für Ferrari zu fahren, auch nicht entgehen lassen. Ferrari ist Ferrari. Und man kann sich nicht aussuchen, wann der Anruf aus Maranello kommt. Ich wage jedoch zu behaupten: Bei McLaren wäre Sainz' Chance, in den nächsten Jahren Weltmeister zu werden, zwar auch nicht groß - aber größer als bei Ferrari.
Klar ist, dass die Krise bei Ferrari (Mattia Binotto bezeichnet sie lieber als "Sturm") noch lange nicht zu Ende ist. Der liebe Gott ist gnädig mit der Scuderia und lässt Monza dieses Jahr ohne Zuschauer stattfinden. Man stelle sich das gellende Pfeifkonzert der Tifosi vor, wenn Leclerc und Vettel auf der Powerstrecke schlechthin schon in Q1 ausscheiden!
Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Der Rückstand, den Ferrari in Spa aufgerissen hat, kann nicht nur vom Motor kommen. Das Chassis ist genauso schlecht. Zieht man die überragende Qualität der beiden Fahrer aus der Rechnung ab, war Ferrari sogar langsamer als die eigenen Kunden Alfa Romeo und Haas. Und das kann nur am Fahrwerk liegen, nicht am Antriebsstrang.
Motor kann nicht das einzige Problem sein
Dass sich Ferrari in der Entwicklung so verrannt hat, muss von einem Korrelationsproblem zwischen Simulation und Rennstrecke herkommen. Da hat die Pandemie sicher nicht geholfen - ein Problem, von dem auch Red Bull ein Liedchen singen kann. Aber alles auf Corona zu schieben, kann nicht die Antwort sein. Und versucht in Maranello auch keiner.
Toto Wolff hat in Spa ausrichten lassen, dass Ferrari seine Prioritäten falsch setzt, wenn man die Berufung gegen das "Copygate"-Urteil nicht fallen lässt. Man solle sich besser auf die sportlichen Leistungen konzentrieren, so der Mercedes-Teamchef sinngemäß.
Aussagen, die bei Ferrari-Fans auf der ganzen Welt derzeit tiefe Wunden hinterlassen. Aber es war schon immer so in der Formel 1: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Und die Sache hat auch einen Gewinner: Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister wird nach einem 13. Platz zwar keine Jubelstürme abfeiern. Aber immerhin tut der patzige Abschied von Ferrari etwas weniger weh, wenn er weiß, dass es sportlich kaum schlechter werden kann.
Und: In Spa hat er die Ziellinie vor Leclerc überquert. Eine Tatsache, die wir nicht unterschlagen sollten.
Ihr
Christian Nimmervoll
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PS: Wer letzte Nacht am besten hat, das erfahren Sie wie immer in der Schwesterkolumne meines Kollegen Stefan Ehlen auf motorsport.com. Folgen sie einfach diesem Link und erfahren sie dort, wer der große Gewinner in Spa war!
Und nicht vergessen: Stefan Ehlen und ich diskutieren unsere Kolumnen (und alternative Gut- und Schlechtschläfer) noch in einem Videobeitrag. Den finden Sie im Tagesverlauf auf unserem YouTube-Kanal - den Sie am besten gleich abonnieren, damit sie nichts mehr verpassen!