• 20. Juli 2020 · 05:23 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Die Mercedes-Dominanz in der Formel 1 lässt viele Fans schlecht schlafen, am schlechtesten geschlafen hat nach dem Grand Prix von Ungarn aber Helmut Marko

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

Foto zur News: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Kaum jemand in der Formel 1 verliert so ungern wie Helmut Marko (rechts) Zoom Download

ich habe über meine Twitter- und Facebook-Seiten dazu aufgerufen, mir Ideen zu schicken, wer die Verlierer des Grand Prix von Ungarn sein könnten und damit als Gegenstand dieser Kolumne in Frage kommen. Die Liste möglicher Kandidaten, die ich mir aus den Postings herausgepickt habe, ist lang. Und ein paar der Ideen (die wir später auf den YouTube-Channels von Motorsport-Total.com und Formel1.de besprechen werden) finde ich echt "sympathisch".

Etwa jene, dass man den Formel-1-Fan (wie immer im übertragenen Sinn) "schlecht schlafen" lassen könnte, weil die WM 2020 zum nächsten "Solo für Zwei" zu werden droht und es der Konkurrenz einfach nicht gelingt, die Mercedes-Dominanz zu durchbrechen.

Ich setze genau dort an, wähle aber Red Bull, und stellvertretend für das österreichisch-britische Team Helmut Marko, als mein Thema.

Wirklich so gut vorbereitet wie seit 2013 nicht mehr?

Groß waren die Hoffnungen, Max Verstappen 2020 doch noch zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten zu machen. So gut vorbereitet wie seit 2013 nicht mehr sei man zum Saisonauftakt, hat Teamchef Christian Horner vor Spielberg 1 hinausposaunt.

Übrigens eine Aussage, die ihm in den Niederlanden nach dem Doppelausfall beim ersten von zwei Heim-Grands-Prix um die Ohren geflogen ist und für Spannungen zwischen Teilen der Medienlandschaft und dem Verstappen-Clan sorgt. Aber das ist eine andere Geschichte ...


Ungarn 2020: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

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Tatsache ist: Red Bull gehen langsam die Erklärungen aus. Jahrelang konnte man die Verantwortung für den Misserfolg auf Motorenpartner Renault schieben. Das war, nach vier gemeinsam gewonnenen WM-Titeln, nicht die feine englische Art.

Der Honda-Motor ist zwar sicher auch nicht Branchenführer in der Formel 1, kann aber, selbst wenn es Marko und Co. manchmal auf der Zunge brennen mag, nicht öffentlich kritisiert werden. Denn nach dem McLaren-Honda-Fiasko hat man sich bei Red Bull geschworen, nicht die gleichen Fehler zu machen wie die Konkurrenz aus Woking.

Bisher wurde man für die Geduld mit dem Partner aus Japan belohnt. Rom wurde auch nicht über Nacht gebaut.

Ein User hat die Theorie aufgestellt, dass Red Bull vielleicht zu wenig selbstkritisch ist und die Fehler zu oft woanders sucht. Ein Gedanke, dem ich durchaus etwas abgewinnen kann.

Sind Selbstzweifel ein Erfolgsrezept?

Während Toto Wolff und seine Frauen und Männer nach drei von X Rennen ganz nervös sind, weil Mercedes nur doppelt so viele Punkte gesammelt hat wie Red Bull als erster Verfolger, weil manchmal ein bisschen Öl am Auspuff qualmt und Lewis Hamilton und Valtteri Bottas "nur" einen Doppelsieg gefeiert haben, hört man bei Red Bull seit Jahren immer die gleiche Leier: Am Fahrer (Verstappen) kann's nicht liegen (stimmt) und unser Chassis ist top (was zu beweisen wäre).

Aber auch wenn die Mercedes-Selbstzweifel manchmal nerven: Vielleicht ist genau das ständige Alles-in-Frage-stellen der Silber-, pardon, Schwarzpfeile, das große Erfolgsrezept. Vielleicht wäre es aus Red-Bull-Sicht einen Versuch wert, vermeintlich feste Größen zwar nicht gleich rauszuschmeißen, aber konstruktiv zu hinterfragen.

Wer sagt zum Beispiel, dass Adrian Newey, der wahrscheinlich teuerste Freiberufler im Formel-1-Paddock, immer noch die besten Chassis baut? Ich glaube nicht, dass Newey plötzlich verlernt hat, wie man einen Grand-Prix-Wagen entwickelt. Aber vielleicht müssen die Strukturen rund um ihn herum modernisiert und vitalisiert werden, um genauso erfolgreich zu sein wie Mercedes.

Und man muss meiner Meinung nach auch dringend darüber nachdenken, ob man mit nur einem Auto Konstrukteurs-Weltmeister werden kann. Die letzten 21 Podestplätze von Red Bull in der Formel 1 gehen auf Verstappens Konto. Der letzte Nicht-Verstappen, der für das A-Team aus Milton Keynes aufs Podium gefahren ist, war Daniel Ricciardo bei seinem Sieg in Monaco 2018. Das ist mehr als zwei Jahre her.

Seither hat Verstappen 525 von 784 aller Red-Bull-Punkte geholt. Das entspricht einer Quote von 67 Prozent. Was einerseits, zweifellos, für Verstappens herausragendes Talent spricht. Aber andererseits wird Red Bull als Einmannteam gegen die viel homogenere Paarung Hamilton-Bottas keine Chance auf den Konstrukteurstitel haben.

Man könnte das Glas auch halbvoll sehen: Red Bull hat im Winter Ferrari überholt und sich in einer Weltsportart wie der Formel 1 glasklar als zweitstärkste Kraft positioniert.

Aber Zweiter werden ist für Helmut Marko nicht gut genug.

PS: Wer sonst noch schlecht geschlafen hat, das "verrate" ich an dieser Stelle noch nicht. Abonniere unseren YouTube-Channel und schau heute Abend mal dort rein, um das zu erfahren!

PPS: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat, das hat mein Kollege Stefan Ehlen auf unserer Schwesterplattform motorsport.com aufgeschrieben. Zu seiner Montagskolumne über Lewis Hamilton geht es hier!

Ihr
Christian Nimmervoll

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