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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat
Ferrari, Binotto und Vettel wären die offensichtliche Wahl zum Verlierer des Wochenendes - aber unser Chefredakteur hat sich für einen anderen entschieden ...
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,
viele Dinge sind anders in der Formel 1 2020. Aber eins ändert sich nicht: An dieser Stelle werde ich mir frei (und wie immer komplett subjektiv) von der Leber schreiben, wer meiner Meinung nach letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat (natürlich im übertragenen Sinn). Während auf unserem Schwesterportal motorsport.com die Kolumne eines Kollegen beleuchtet, wer letzte Nacht am besten geschlafen hat.
Heute ist das übrigens Ruben Zimmermann. Er argumentiert, dass Andreas Seidl nach dem Grand Prix von Österreich am meisten Grund zur Zufriedenheit hat.
Den größten Katzenjammer, den gibt's heute Morgen bei Red Bull. Zwar darf sich Konzernchef Dietrich Mateschitz über eine astrein gelungene Formel-1-Premiere unter seiner Obhut freuen, die seinem (und meinem) Heimatland Österreich für die professionelle Organisation weltweit Positivschlagzeilen einbringt. Aber aus rein sportlicher Sicht war das erste von zwei Rennen in Spielberg ein Fiasko für die Bullen von Helmut Marko.
Red Bull: Der Sieg war möglich
Ich stelle eine gewagte Theorie auf: Beide Red-Bull-Fahrer hätten den Grand Prix gewinnen können.
Alexander Albon war auf den besseren, frischeren Reifen, als das Safety-Car den finalen Showdown freigab. Als er sich in der Schlossgold-Kurve (da sogar noch ohne DRS!) neben Lewis Hamilton setzte, war der Sieg zum Greifen nah. Denn wer Hamilton, den bis dahin schnellsten Mann des Rennens überholen kann, der kann auch Valtteri Bottas überholen und gewinnen.
GP Österreich: Wer letzte nach am schlechtesten geschlafen hat
Und wenn selbst Albon gewinnen hätte können, dann ein Max Verstappen erst recht.
Der Niederländer - er streift somit den fragwürdigen "Titel" für die erste Montagskolumne des Jahres ein - will 2020 jüngster Formel-1-Weltmeister aller Zeiten werden.
Wird er aber nicht.
Seit dem vergangenen Wochenende ist klar: Die Mercedes-Silber- sind auch als Schwarzpfeile haushoch überlegen. Wer im Qualifying selbst auf der kürzesten Strecke der gesamten Saison mehr als eine halbe Sekunde vor dem Rest der Welt liegt, der ist dominanter als je zuvor.
Mercedes-Vorsprung war noch nie so groß
Das belegen die Zahlen: Seit Beginn der Hybrid-Ära im Jahr 2014 hatte Mercedes im Qualifying in Spielberg noch nie so viel Vorsprung wie am Samstag. Einzige Ausnahme: 2016. Aber da waren die Abstände wegen der nassen Strecke in Q3 nicht repräsentativ.
Trotzdem war das Rennen für Red Bull zu gewinnen. Mercedes kämpfte in der Höhenluft diesmal nicht mit der Kühlung, sondern mit dem Getriebe - so war das zumindest dem Boxenfunk zu entnehmen. Sowohl Bottas als auch Hamilton waren angreifbar.
Und im Hinblick auf die WM hätte der Auftakt sogar zu einem echten Jackpot für Verstappen werden können: Selbst gewinnen, Hauptgegner Hamilton dann mutmaßlich nur auf P5 - das wären für den Rest der Saison gleich mal 15 Punkte Vorsprung gewesen.
Stattdessen muss der Niederländer jetzt zwölf Punkte Rückstand aufholen.
Ich bin kein Fan davon, zu früh Festlegungen zu treffen. Außer 2015, als ich geschrieben habe, dass Nico Rosberg "nie mehr" Weltmeister wird. Was aus der Prognose geworden ist, ist hinlänglich bekannt. Und so bin ich auch jetzt sehr vorsichtig damit, mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Aber es spricht sehr viel dafür, dass Sebastian Vettel am Jahresende weiterhin als jüngster Weltmeister der Formel-1-Geschichte in Frührente gehen wird.
Der Red-Bull-Ring ist, ähnlich wie Melbourne, keine repräsentative Strecke. Sicher, Verstappen hat dort 2018 und 2019 gewonnen. Weil Mercedes in der steirischen Höhenluft die Kühlung nicht im Griff hatte.
Klar ist aber auch: Wenn die Boliden von Hamilton und Bottas technisch einwandfrei laufen, ist ihren Autos das Streckendesign in Spielberg eigentlich auf den Leib geschneidert.
Trotzdem muss Verstappen bei andauernder Mercedes-Dominanz jede noch so kleine Chance nutzen, um eine realistische Chance auf den Titel zu haben.
Token: Vorteil-Mercedes?
Red Bull kann den RB16 sicher weiterentwickeln - in einer Ausnahmesituation, in der die Weiterentwicklung wieder via Token geregelt ist und auch für 2021 nicht die ganz großen Sprünge zu erwarten sind, spricht aber alles dafür, dass die Mercedes-Dominanz noch mindestens zwei Saisons dauern wird.
Und in einer Saison, in der noch nicht klar ist, wie viele Rennen es unterm Strich geben wird, tut jeder Nuller doppelt weh.
Positiv ist aus Verstappen-Sicht eigentlich nur, dass Bottas die 25 Punkte für den Sieg auf sein Konto verbucht hat und nicht Hamilton. Denn dass der Finne nicht ganz den Speed hat, Hamilton herauszufordern, konnte man am Sonntag solange gut sehen, wie das Rennen einen halbwegs normalen Verlauf nahm und der Abstand zwischen den beiden dahinschmolz wie ein Eis am Stiel in der Alpensonne.
Doch lassen wir uns überraschen. Wenn Verstappen am kommenden Wochenende "against all Odds" gewinnt, fährt Red Bull mit Rückenwind an den Hungaroring - eine Strecke, die dem RB16 eigentlich mehr entgegenkommen sollte als dem Mercedes F1 W11 EQ Performance.
Und eins wissen meine Leser ja inzwischen: Wenn ich vorhersage, dass das 2020 wieder nix wird mit dem Titel, dann kann Verstappen wahrscheinlich schon mal den Champagner einkühlen ...
P.S.: Wer sonst noch schlecht geschlafen hat, das "verrate" ich an dieser Stelle noch nicht. Abonniere unseren YouTube-Channel und schau am Abend mal dort rein, um das zu erfahren!
Ihr
Christian Nimmervoll
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