• 15. April 2019 · 07:31 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Von wegen "neuer Bottas" und Generation Leclerc: Warum Lewis Hamilton auch 2019 über allen thront und der Konkurrenz große Sorgen bereitet

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

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Mercedes vor der Saison abschreiben? Nicht mit Lewis Hamilton! Zoom Download

man mag von Lewis Hamilton halten, was man will. Aber in einer Sache ist er absolut unumstritten: Sportlich ist er immer noch das Beste, was die Formel 1 zu bieten hat. Alle reden von einer neuen Generation um Charles Leclerc & Co., doch der eigentliche Superstar und Klassenstreber bleibt dieser 34-Jährige, der gerade sein 25. Semester Formel 1 absolviert.

Ich weiß, was viele von euch jetzt denken: Motorsport-Total.com versucht wieder einen Grund zu finden, um ihre Lieblinge Mercedes und Lewis Hamilton in den Himmel zu loben. Ich kann aber versichern: Das ist nicht der Fall.

Ich bin auch nicht unbedingt ein Freund der Person Lewis Hamilton und von seinem Lifestyle - muss ich auch nicht. Und ich würde auch gerne wieder einen anderen Sieger erleben, als den x-ten Doppelerfolg in Silber und die wieder nächste Meisterschaft (das fand ich auch bei Michael Schumacher schon langweilig).

Aber: Ich kann sportliche Erfolge anerkennen. Lewis Hamilton ist immer da, wenn es etwas abzuräumen gibt. Immer. Da können die Probleme noch so groß sein: Abschreiben darf man den Briten nie.

Ferrari Favorit, doch Mercedes siegt und siegt

Eine halbe Sekunde Vorsprung soll Ferrari bei den Wintertestfahrten laut Hamilton gehabt haben. Mittlerweile wissen wir: Pustekuchen! Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit ging Mercedes nicht als Favorit in die Saison, und jetzt stehen wir nach drei Rennen mit drei Doppelsiegen der Silberpfeile da. Das ist seit 27 Jahren keinem Team mehr gelungen.

Und was der Konkurrenz noch mehr Sorgen bereiten sollte: Lewis Hamilton war bei weitem nicht in Bestform. In Australien fuhr er dem "neuen Bottas" nur hinterher. Passiert. In Bahrain hinterfragte er bei seinem Team lautstark die Strategie, und in China hatte er am Freitag so große Probleme mit dem Fahrzeug, dass Bottas wie der neue Überfahrer aussah. Am Ende hieß der Sieger trotzdem zweimal Lewis Hamilton.

"Wenn man bedenkt, dass ich an diesem Wochenende solche Probleme hatte, bin ich wirklich dankbar für das Ergebnis", strahlt er nach dem Rennen in Schanghai. Doch er bringt das Thema auf den Punkt: "Es ist egal, wenn du nicht perfekt bist. Aber du musst Fortschritte machen."

Hamilton: Da, wenn es nötig ist

Perfekt ist Hamilton nicht. Das demonstriert er immer in den Momenten, in denen es nicht läuft. Dann wird er am Funk auch schnell mal zur Diva. Doch sein Team hat den verbalen Schokoriegel dagegen meist parat, und wenn es für ihn läuft, dann läuft es einfach - dann ist Hamilton für mich unschlagbar.

Als Charles Leclerc in Bahrain das Technikpech ereilte, hätte eigentlich Sebastian Vettel parat stehen müssen. Müssen! Stattdessen staubte Hamilton den Sieg ab, und viele dichteten ihm an, dass er das Glück doch gepachtet habe. Aber es ist Qualität. Niemand hat Vettel gezwungen, sich nicht im direkten Duell gegen den Silberpfeil durchzusetzen ...

Und während Ferrari und Vettel von einem Rückschlag zum nächsten fahren und der Druck in Maranello weiter steigen dürfte, lässt sich Hamilton von etwaigen Brandherden außerhalb nicht aus der Ruhe bringen.

Nicht aus der Ruhe zu bringen

Das beste Beispiel ist für mich das groß angekündigte Formel-1-Fan-Festival in London 2017. Alle Fahrer waren da - mit Ausnahme von Hamilton. Der Brite ließ stattdessen im Urlaub auf Mykonos die Seele baumeln und erntete harsche Kritik, dass er seine Fans im Stich gelassen hätte - und das gerade vor dem Heimspiel in Silverstone.

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Der Trubel um einen Urlaub auf Mykonos juckt Hamilton nicht Zoom Download

Es waren ziemlich unangenehme Fragen, die sich der Mercedes-Pilot an dem Wochenende gefallen lassen musste. Und während der ein oder andere wohl ein schlechtes Gewissen gehabt hätte oder die ein oder andere Frage mit ins Bett genommen hätte, gab Hamilton seine eigene (sportliche) Antwort: ein souveräner Heimsieg. Das unterscheidet ihn für mich von den anderen.

Schumacher muss sich in Acht nehmen

Ich möchte an dieser Stelle gerne noch etwas Privates einschieben. Auch mit fast 80 Jahren ist meine Oma noch glühender Formel-1-Fan und würde sich - wie sicher viele von euch - einen WM-Titel für Sebastian Vettel mit Ferrari wünschen. Auch sie "ärgert" sich dann darüber, dass Hamilton der Titel vermeintlich in den Schoß fällt ...

Meine Antwort darauf fällt immer ziemlich knapp aus: "Er hat es sich verdient. Sportlich gibt es an ihm keine Zweifel." Und das muss dann auch meine Oma einsehen. Einige von euch sollten das vermutlich auch.


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Nach China bin ich fast schon überzeugt, dass Lewis Hamilton nach der Saison 2019 mit einem sechsten WM-Titel dastehen wird. Einerseits, weil ich gern pessimistisch bin, was Spannung und Abwechslung angeht, um mich dann (hoffentlich) positiv überraschen zu lassen. Andererseits, weil die Kombination Mercedes/Hamilton einfach besser arbeitet als die Kombination Ferrari/Vettel.

Norman Fischer

P.S.: Warum auf Ferrari nach dem Grand Prix von China ein echtes Problem zukommt, das lesen Sie in unserer Schwesterkolumne "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat". Diese fand jahrelang jeden Montag auf unseren Portalen Formel1.de und Motorsport-Total.com statt, ist aber nun auf das Schwesterportal de.motorsport.com umgezogen. Für Chefredakteur Christian Nimmervoll hat Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zu viele Sorgen, um ruhigen Gewissens die Augen zuzumachen.

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