• 01. Mai 2017 · 07:00 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Zweiter Ausfall im vierten Saisonrennen: Für Sonnyboy Daniel Ricciardo und Red Bull ist der WM-Kampf schon vorbei, noch ehe er richtig angefangen hat

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser,

sehr viel schlechter hätte die Formel-1-Saison 2017 für Daniel Ricciardo nicht beginnen können. Ausgerechnet vor heimischem Publikum in Melbourne setzte es eine Nullnummer. Das nahm der Sonnyboy aber noch locker: Ab jetzt halt fleißig Punkte sammeln und Schaden begrenzen, lautete die Maxime - um in der WM den Anschluss nicht zu verlieren. Was dann auch erst mal einigermaßen gelang: Vierter in Schanghai, Fünfter in Bahrain.

Stardesigner Adrian Newey hat schon in Melbourne sein Notfallprogramm angeworfen und gleich vor Ort die ersten 100 Skizzen angefertigt, um den RB13 rasch siegfähig zu machen. Das große Barcelona-Update, zum fünften Saisonrennen, soll ein Quantensprung werden; und spätestens ab Montreal, wenn auch Motorenhersteller Renault nachbessert, müsste Red Bull mit der rasanten Aufholjagd beginnen können.

Soweit die graue Theorie.

Die ernüchternde Praxis heißt: Ricciardo ist aus dem Titelrennen schon ausgeschieden, noch bevor es richtig angefangen hat.

Er schaute eher zufällig in den Rückspiegel, als er sein rechtes Hinterrad qualmen sah. Aber in Sotschi verrauchte nicht nur Ricciardos Bremse, sondern auch sein WM-Traum. 64 Punkte Rückstand nach vier von 20 Rennen, das ist realistisch betrachtet nicht mehr aufzuholen. Denn zumindest bis Montreal wird der Punkterückstand eher größer als kleiner werden, und dann ist das erste Saisondrittel vorbei. Wahrlich kein Grund, ruhig zu schlafen.

2017 sei seine bisher beste Chance, Weltmeister zu werden, hatte Ricciardo noch nach Melbourne gehofft. Inzwischen ist ihm klar: Das wird nichts mehr.

Hätte er aus Melbourne und Sotschi rund 20 Punkte mitgenommen, würde noch ein Funken Hoffnung bestehen. Aber mit zwei Ausfällen noch den Titel holen, das ist in den vergangenen fünf Jahren nur zweimal gelungen: Bei Sebastian Vettel 2012 und bei Lewis Hamilton 2014. Die hatten aber im Gegensatz zu Ricciardo von Anfang an das schnellste Auto.

Dazu kommt: Subjektiv haben viele das Gefühl, als laufe ihm Max Verstappen teamintern immer mehr den Rang ab. Dabei führt er im Qualifying-Duell mit 3:1. Zugegeben, in Sotschi war Ricciardos bessere Quali-Zeit ein wenig glücklich, und am Sonntag fiel er gleich am Start hinter seinen Teamkollegen zurück. Aber rein objektiv betrachtet ist er Verstappen ebenbürtig. Mindestens.

Trotzdem wird er sich die Frage stellen, wie er Weltmeister werden kann. Oder besser gesagt: Mit welchem Auto. Ricciardo weicht der Frage aus, ob er sein Leben lang für Red Bull fahren wird. Er will das beste Material, sagt er. Und das würde er momentan woanders eher finden.


Ricciardo über 2017: "Will mir den Titel holen"

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Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo möchte nach einer guten Saison 2016 in diesem Jahr um den Titel mitfahren. Im Interview spricht er über 2017 Weitere Formel-1-Videos

Bei Mercedes wird man einen Teufel tun und den Vertrag von Valtteri Bottas nicht verlängern. Der Finne tut genau das, was man von ihm erwartet: Als solide Nummer 2 ein wenig Druck auf Lewis Hamilton ausüben, aber intern keinen Ärger verursachen.

Bleibt Ferrari. Kimi Räikkönens Karriere neigt sich dem Ende zu. Und sein Vertrag läuft Ende 2017 aus.

Ricciardo wäre die logische Wahl. Dass er Vettel im gleichen Auto schlagen kann, hat er 2014 bewiesen. Aber ob Ferrari auch auf Jahre hinaus so stark sein wird wie im ersten Saisonviertel 2017? Und ob die Scuderia den Australier mit italienischen Wurzeln überhaupt will? Das kann zum jetzigen Zeitpunkt kaum jemand seriös einschätzen.

Ricciardo hat jetzt, wo sein WM-Traum geplatzt ist, Zeit, sich einige unangenehme Fragen zu stellen: Habe ich mit Red Bull auf das richtige Pferd gesetzt? Will ich mir einen fest bei Ferrari verwurzelten Vettel wirklich nochmal antun? Und was kann ich tun, um im Hype um Verstappen nicht karrieremäßig den Kürzeren zu ziehen?

Einige Themen also, mit denen sich der 27-Jährige in einer schlaflosen Nacht auseinandersetzen kann ...

Wer sonst noch schlecht geschlafen hat:

Lewis Hamilton: Es ist ungewohnt für den dreimaligen Weltmeister, rein vom Speed her vom Teamkollegen geschlagen zu werden. In Sotschi war das der Fall, und zwar eindeutig. Hamilton und das Team suchen technische Gründe dafür. Der Punkterückstand auf Vettel ist auf 13 Zähler angewachsen. Die gute Nachricht ist: Mercedes scheint langsam auch im Renntrimm in Form zu kommen. Und Bottas wird Hamilton nur auf den Strecken zusetzen, die ihm auf den Leib geschneidert sind. Nach Sotschi ist das vor allem noch Montreal. In Barcelona sollte bei Mercedes wieder der Alltag einkehren. Der da heißt: Hamilton #1, Bottas #2.

Ihr
Christian Nimmervoll

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