• 04. Juni 2014 · 09:46 Uhr

Bernd-Mayländer-Kolumne: Kanada, Kaffee und Kuchen

Der große Grand-Prix-Check des Safety-Car-Fahrers: Die Eindrücke aus Monaco, die Erinnerungen an Montreal 2011 und die Leistungen der Ex-Champions

(Motorsport-Total.com) - Liebe Formel-1-Fans,

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In Montreal ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich zum Einsatz komme Zoom Download

jetzt haben wir wieder ein besonderes Monaco-Rennwochenende hinter uns und kehren nun quasi ins "normale Leben" zurück. Monte Carlo war natürlich mal wieder die große Partymeile, auch wenn speziell am Donnerstagabend das Wetter gar nicht so typisch für die Cote d'Azur war. Ich selbst war ganz brav. Ich bin eigentlich immer mit den Kollegen direkt nach dem Abendessen wieder ins Hotel gegangen. Man muss am Morgen um acht Uhr an die Strecke und die Tage sind ganz schön lang.Die Partys sind für die anderen da.

Ich persönlich bin erst einmal froh, dass auf der Strecke in Monte Carlo alles im Rahmen geblieben ist. Die Safety-Car-Fahrten, die ich dort am Grand-Prix-Wochenende hatte, waren allesamt Routine-Einsätze. Niemand ist zu Schaden gekommen, auch die manchmal wilden Youngster aus den Rahmenserien haben diese Jagd durch Stadt bestens hinbekommen. Monaco macht aber auch im Safety-Car richtig Spaß, selbst wenn ich nichts gewinnen kann.

Montreal - der nächste Einsatz kommt bestimmt...

Wenn man dieses Geschlängel zum Casino den Berg hinauf fährt, dann in diese blinden Kurven einlenkt - wie geil ist das denn? Wenn ich dabei mal kurz nach rechts in das Gesicht meines Kollegen auf dem Beifahrersitz schaue, dann sieht der ansonsten immer coole Kollege doch etwas angespannter aus als sonst. Ganz klar: Auch im AMG SLS ist es eine Herausforderung. Wenn die Jungs mit ihren Rennwagen mal irgendwo anschlagen, ist das fast normal. Würde mir das mit dem wuchtigen Safety-Car passieren, dann sähe das etwas dämlich aus. Ist alles heil geblieben - Gott sei Dank!

Die beiden SLS - wir haben immer ein zweites Fahrzeug als Ersatz dabei - werden jetzt mit dem ganzen anderen Formel-1-Material nach Montreal geflogen. Auch auf der Ile Notre Dame habe ich schon viele Kilometer hinter mir. Safety-Car-Einsätze sind dort wirklich nicht ungewöhnlich. Das liegt teils am im Juni unberechenbaren Wetter in Montreal, das irgendwie zwischen 30 Grad schwüler Hitze und gruselig kühlen Regenfällen hin- und herpendelt, zum anderen Teil an der Streckencharakteristik. Nicht nur die "Wall of Champions" hat magische Anziehungskraft - obwohl dort lange nichts mehr passiert ist.

Der Circuit Gilles Villeneuve ist auf dem Papier eigentlich kein schwieriger Kurs, da ist die Anfahrt auf die Ile Notre Dame und die Parkplatzsuche fast schwieriger. Man kann die Streckenführung ganz schnell erlernen. Aber wenn es dann um die letzten Zeitspäne geht, dann läuft schon mal etwas schief. Und wenn in Montreal etwas schief geht, dann geht oft auch etwas kaputt, weil an den Kurvenausgängen die Betonwände ziemlich nah sind. Das muss gar kein heftiger Einschlag sein. Irgendwo rasiert sich jemand ein paar Teile an einer Mauer ab und kann nicht mehr weiterfahren - schon komme ich mit meinem Auto ins Spiel.

Kaffee und Kuchen während des Rennens

Die intensivsten Erinnerungen habe ich an das Jahr 2011 in Kanada. Damals hatten wir das längste Formel-1-Rennen aller Zeiten, weil es wegen des starken Regens solch lange Unterbrechungen gab. Das verrückte Rennen hat zum Schluss nochmal ein Highlight geboten, als sich Sieger Jenson Button in der letzten Runde in der zweiten Bremsschikane an Sebastian Vettel vorbei gearbeitet hat. Das war insgesamt spektakulär und für mich damals ein ziemlich langer Arbeitstag.

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In Kanada hatte ich 2011 während des Rennens sogar Zeit für Kaffee und Kuchen Zoom Download

Ich habe 2011 schön trocken in meinen geschlossenen Safety-Car gesessen und habe gewartet, gewartet und gewartet. Lange Zeit war völlig unklar, wann es weitergehen würde - und ob überhaupt. Ab einem gewissen Zeitpunkt war die Frage, ob man überhaupt noch genug Tageslicht bekommt. Da fing nicht nur ich an zu überlegen, ob ich vielleicht schnell noch meinen Heimflug umbuchen muss. Als zwischenzeitlich die Rennleitung keine klare Idee hatte, wie und wann es weitergeht, bin ich mal für eine Weile ausgestiegen und habe oben bei der Race-Control einen Kaffee getrunken und ein leckeres Stück Kuchen gegessen.

Mein kurioser "Sieg" 2011

Mit dem Kanada-Grand-Prix 2011 verbinde ich aber noch mehr. Ich bin kein Fan von großen Statistiken, aber eines ist hängengeblieben: In diesem verrückten Rennen damals habe ich über 46,9 Prozent der Renndistanz geführt! Wahnsinn, oder? Ich kann mir nichts dafür kaufen, aber wenn man fast die Hälfte eines Formel-1-Rennens angeführt hat und der offizielle Sieger nicht einmal eine einzige volle Runde, dann bleibt so etwas als Kuriosum im Kopf. Ich muss immer schmunzeln, wenn ich daran denke. Noch etwas: Wir haben damals sogar das Safety-Car betankt zwischendurch, weil man ja nicht wusste, was noch so kommt...

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2011 habe ich wegen des Regens fast die Hälfte des Rennens geführt Zoom Download

Über dieses Montreal-Rennen vor drei Jahren könnte ich fast ein Taschenbuch schreiben. Das war zwar alles ganz lustig, aber für dieses Jahr wünsche ich mir einen normaleren Ablauf, damit die Fans in Mitteleuropa beim Formel-1-Schauen nur den Tatort am Sonntagabend verpassen und nicht auch noch die Tagesthemen. Sportlich wird es wohl keine großen Überraschungen geben - zumindest nicht an der Spitze. Mercedes hat ein solch phänomenales Auto, sodass sie auch in Montreal vorne sein werden. Die Frage ist halt, welcher der beiden Fahrer diesmal die Oberhand behält. Fünf Doppelerfolge in Folge - das hat es ewig nicht gegeben.

Alonso beeindruckt mich immer wieder

Die beiden Mercedes-Jungs haben in der WM schon einen ordentlichen Vorsprung. Auf Rang drei kommt Fernando Alonso - und der beeindruckt mich immer wieder. Der Ferrari ist sicherlich nicht schneller als der Red Bull, aber trotzdem ist der Spanier der beste Verfolger. Da merkt man wirklich, warum der zweimal Weltmeister geworden ist. Es ist schon klasse, wie sauber und konsequent der Alonso seine Rennen zu Ende fährt und immer das Maximum herausholt. Die andere Seite der roten Medaille sieht leider anders aus.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Kanada

Für mich ist leider Kimi zurzeit so etwas wie die tragische Figur. Er hat gerade mal 17 Punkte und liegt in der Tabelle auf Platz zwölf. Das entspricht ganz bestimmt nicht dem, was er und sein Team sportlich leisten können. In Monaco war er dermaßen gut unterwegs - und dann wirft ihn wieder das Pech weit nach hinten. Das kann ja alles nicht mehr wahr sein. Auch die Pechsträhne von Sebastian Vettel ist heftig. Das tut mir wirklich leid für die beiden. Es wird sich bestimmt bald alles weiter stabilisieren.

Meine Montreal-Tipps

Ich kann mir gut vorstellen, dass wir am kommenden Wochenende in Montreal einen interessanten Kampf um Platz drei erleben werden. Die Teams werden bei fast allen Fahrzeugen neue Motoren einbauen, weil in Kanada einfach Leistung gefragt ist - das war in Monaco nicht so das Thema. In Montreal brauchst du einen guten Top-Speed, eine gute Traktion aus den Schikanen und Kurven heraus und vor allem eine stabile, gute und haltbare Bremse. Dort wird sehr oft aus hohem Tempo der Anker geworfen. Das geht arg auf die Bremsen.

Insgesamt freue ich mich jetzt schon auf einen der schönsten Schauplätze im Formel-1-Kalender. Dieses franco-kanadische Flair wirkt in Montreal einfach toll. Das hat etwas ganz Besonderes. Die Stadt gibt unheimlich viel her. Es gibt für jeden etwas passendes: Restaurants aller Art, viel Kultur und natürlich auch eine ganze Menge Partytempel. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich unbedingt mal eine Vorstellung des Cirque du Soleil anschauen, der dort seine Basis hat. Montreal bietet extrem viel, dort fühlen sich eigentlich alle immer wohl. Kanada - ich komme!

Viele Grüße,
Bernd Mayländer

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