Glock-Kolumne: "Ein lehrreiches Jahr"
Timo Glock blickt in seiner Kolumne auf ein schwieriges Jahr mit Marussia-Virgin zurück - Positiv in Richtung 2012: "Puzzleteile fügen sich zusammen"
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',
© Marussia-Virgin
Mein Blick geht nur nach vorn: 2012 wird sicherlich ein besseres Jahr für mich Zoom Download
jetzt ist das Jahr schon wieder fast vorbei. Ich werde 2011 als hartes, arbeitsreiches, aber auch als lehrreiches Jahr verbuchen. Sportlich ging es bei meinem Team Marussia-Virgin leider nicht ganz so gut voran wie erhofft, aber dennoch haben wir daraus noch das Beste gemacht. Als wir frühzeitig feststellen mussten, dass der ersehnte Fortschritt ausbleibt, haben wir konsequent die Reißleine gezogen. Das war gut, wichtig und richtig so.
Im Sommer haben wir uns vom bisherigen Fahrzeugdesigner getrennt. Mit Pat Symonds kam ein erfahrener und hoch angesehener Techniker an Bord, der sofort für frischen Wind sorgte. Natürlich kann auch er unser Auto nicht einfach mal über Nacht um eine Sekunde schneller machen, aber er konnte schnell die Weichen für eine erfolgreichere Zukunft stellen. Pat Symonds wird uns nach vorne bringen, da bin ich mir zu hundert Prozent sicher.
Er hat sich sofort in die Arbeit gestürzt, hat wichtige neue Leute um sich geschart, die technischen Deals auf den Weg gebracht. Pat Symonds kann allerdings auch nicht zaubern. Er hat letztlich genau die Fachleute bekommen, die er haben wollte. Bei dem einen oder anderen hat das Anwerben etwas gedauert, daher gab es auf unserem neuen Weg manchmal leichte Verzögerungen. Aber jetzt ist alles gut. Die Entwicklung für 2012 läuft auf Hochtouren. Unser neues Auto sollte pünktlich zum ersten Test 2012 bereit sein.
Ich freue mich schon auf die ersten Fahrten mit dem neuen Wagen. Schon jetzt kann ich deutlich erkennen, dass das Auto eine andere Handschrift trägt, es wird sicherlich deutlich besser sein als das bisherige. Muss es auch, denn wir wollen endlich wieder echte Duelle auf der Rennstrecke erleben. Die Teile für meinen neuen "Dienstwagen" werden derzeit produziert, so langsam fügen sich die Puzzleteile für das kommende Jahr zusammen.
Ich hoffe sehr, dass uns die technische Kooperation mit McLaren ein gutes Stück voranbringt. Zwar baut das Team von Lewis Hamilton und Jenson Button keine Teile für uns, aber wir dürfen wichtiges Equipment von denen nutzen - und das ist auf einem unglaublich hohen Level, kann ich euch verraten. Das wird uns ganz sicher helfen. Ich war in den vergangenen Wochen schon mal in deren Simulator, ein faszinierendes Hightech-Gerät.
Natürlich wird darin dann unser Auto simuliert und nicht der McLaren. Alles andere würde uns keinen Schritt weiterhelfen. Wir müssen uns mit unseren guten Leuten, dem technischen Fachpersonal und auch mit dem Feedback von mir als Fahrer selbst aus dem Tal herausfahren. Ich bin sicher, dass es uns gelingen wird. Ständig Meckern und ein langes Gesicht machen ist überhaupt nicht mein Ding. Ich packe lieber mit an und pushe das Team konsequent nach vorn.
Mich selbst treibe ich natürlich auch immer weiter an. So frustrierend es sportlich über weite Strecken auch für uns lief, es gab dennoch positive Aspekte. Ich habe mich weiter im Qualifying verbessern können. Wenn ihr euch meine diesjährige Bilanz der Zeitenjagden anschaut, dann sollte euch das auffallen. Im kommenden Jahr beginnt auch dieses Spiel wieder bei Null. Mit Charles Pic bekomme ich dann einen neuen Teamkollegen. Ich bin schon gespannt auf unsere Duelle.
Ein anderer Typ tritt wieder auf die große Bühne. 2012 wird Kimi Räikkönen wieder bei uns in der Formel 1 fahren. Ich finde das erstklassig: sechs Formel-1-Weltmeister im Starterfeld! Der Kimi ist ein spezieller Typ, der immer schon die Dinge auf seine Art gemacht hat. Ich mag das. Er lässt sich nicht verbiegen und wird unseren Club der 24 Formel-1-Piloten bereichern. Kimi war jetzt zwei Jahre lang raus. Mal sehen, ob der eine Eingewöhnungszeit braucht. Ich kann das kaum einschätzen, denn er hat ja nicht faul herumgesessen.
In den kommenden Tagen gönne ich mir hingegen mal etwas Faulenzerei. Wir haben 19 Formel-1-Rennen hinter uns - und am vergangenen Wochenende auch noch das Race of Champions. Das war richtig cool. Sportlich interessant mit netten Begegnungen und einer heiteren Party. Meine Stimme kommt langsam zurück. Die darf ich ab dem kommenden Wochenende im Urlaub etwas schonen. Es geht ins Warme. Pünktlich zu Weihnachten bin ich dann zurück, um mit meinen Eltern zu feiern.
Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit,
Timo Glock