Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Glock-Kolumne: Von Sicherheit und Bonusmeilen
Timo Glock berichtet in seiner neuesten Kolumne von seinen Erfahrungen aus den schnellen US-Ovalen und den Hindernissen auf dem Weg nach Indien
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',
über dem Motorsportjahr 2011 liegt ein Schatten. Der Tod von Dan Wheldon hat mich geschockt und tief berührt. Der tragische Zwischenfall von Las Vegas hat wieder einmal deutlich unterstrichen, dass unser Sport ein gefährlicher Sport ist. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht - wird es auch nie geben. Das gilt aber nicht nur für Motorsport, sondern für viele andere Sportarten ebenso.
Limit ist im Motorsport nicht gleich Limit. Ich selbst habe 2005 in meiner ChampCar-Zeit meine Runden in den USA gedreht. Ich kenne das Gefühl, bei Topspeed durch ein Oval zu jagen. Auch auf dem Speedway in Las Vegas bin ich gefahren. Also dort, wo der fatale Unfall am vergangenen Wochenende mit Dan Wheldon passiert ist. Dort ist das Limit ein ganz anderes als auf unseren Formel-1-Strecken.
Natürlich gibt es auch in der Formel 1 einige Stellen, an denen du dein Auto lieber fest im Griff halten solltest. Es gibt auch heutzutage noch Kurven, wo du dir bei einem Abflug gewaltig wehtun kannst. Aber in den allermeisten Fällen ist es bei uns nicht so, dass wir in größter Gefahr sind, sobald wir das Limit mal überschreiten. In fast allen Fällen wird man in der Formel 1 nur mit einem Grip- und Zeitverlust bestraft.
In den USA - und ganz speziell in den Ovalen - sieht die Sache ganz anders aus. Dort ist ein Überfahren des Limits sofort mit allergrößten Gefahren verbunden. Wie man in Las Vegas deutlich vor Augen gehalten bekommt: Es gibt überhaupt keine Auslaufzonen, die Autos knallen mit Topspeed in die Mauer. Im Falle von Dan Wheldon war es noch schlimmer, weil man im Flug vor dem Einschlag überhaupt keine Energie abbaut.
Der schwierige Weg nach Indien
Angesichts dieser Tatsache bin ich froh, dass es auf den neuen Formel-1-Rennstrecken großzügige Auslaufzonen gibt. Das wirkt auf die Zuschauer vielleicht manchmal charakterlos, oder sogar trostlos, weil es riesige Asphaltflächen gibt.
Mal sehen, wie sich die Szenerie am kommenden Wochenende in Indien darstellt. Über die Strecke kann ich bisher noch nicht viel sagen. Wir kommen zum ersten Mal nach Delhi, ich war auch vorher noch nie privat in Indien. Einerseits freue ich mich auf die neue Strecke. Normalerweise kann ich mich auf neue Bedingungen immer schnell einstellen. Also sollte es sportlich ganz gut für uns laufen können.
Auf der anderen Seite habe ich ein wenig das Gefühl, dass uns die Inder gar nicht so gern sehen wollen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für die Einreise dort alles notwendig ist. Unzählige Formulare müssen ausgefüllt werden, man muss reichlich Dokumente anfügen, um überhaupt dorthin zu dürfen. Fehlt nur noch, dass sie mein Seepferdchen sehen wollen für den Fall, dass ich in einen indischen Tümpel falle...
Abgesehen davon freue ich mich natürlich auf die neuen Erfahrungen dort. Ich schaue mir immer wieder gern neue Länder an, lerne liebend gern neue Kulturen etwas näher kennen. Ich hoffe, dass die indischen Fans uns schneller ins Herz schließen als die hiesigen Einreisebehörden.
Auf der Zielgeraden der Formel-1-Saison sammele ich mehr Bonusmeilen als viele Fußballteams auf Europapokal-Tournee. Von Indien geht es wieder in die Heimat, dann folgen zum Ende des Jahres noch Abu Dhabi und Brasilien. Insgesamt also in 28 Tagen um die Welt. Entsprechend könnt ihr euch vorstellen, dass ich ab Ende November auch mal ein paar Tage zu Hause genießen werde. Ohne Stewardess, ohne Tomatensaft in Reisehöhe.
Drückt mir weiter alle Daumen,
Timo Glock