Andrea Kimi Antonelli: Das erste große Interview
Jetzt spricht Mercedes' große Formel-1-Hoffnung: In seinem ersten großen Interview schildert Andrea Kimi Antonelli, wie er als Star für morgen aufgebaut wird
(Motorsport-Total.com) - Diesen Namen sollte man sich merken, denn Andrea Kimi Antonelli wird eines Tages in der Formel 1 fahren, vielleicht eher früher als später. Denn er ist als Mercedes-Nachwuchsfahrer ein möglicher Nachfolger für den siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton, der sich zur Saison 2025 Ferrari anschließt.
Wie aber tickt Andrea Kimi Antonelli? Was zeichnet ihn aus? Und was hat es mit seinem Testprogramm in älteren Mercedes-Modellen auf sich? All das hat die Öffentlichkeit bisher nur in Auszügen erfahren.
Nun aber hat sich Andrea Kimi Antonelli erstmals auf ein wirklich großes Interview eingelassen. Er sprach exklusiv mit Roberto Chinchero von Motorsport.com Italien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com und Formel1.de bei Motorsport Network.
Hier präsentieren wir dieses Interview in voller Länge - und Andrea Kimi Antonelli in all seinen Facetten.
Frage: "Andrea, wann wurdest du von Mercedes informiert, dass ein Testprogramm mit dem Formel-1-Auto von 2022 für dich geplant war?"
Andrea Kimi Antonelli: "Ich war im Mercedes-Hauptquartier in Brackley, aber in diesem Moment habe ich es vielleicht nicht richtig realisiert."
"Bei den Wintertests in Bahrain habe ich dann die Termine erfahren, und da sagte ich mir: 'Du wirst also wirklich ein Formel-1-Auto fahren!' Das war ein ganz besonderer Moment, denn ich hatte einen Tag und eine Strecke schwarz auf weiß."
"Jetzt kann ich sagen, dass mir diese Tests wirklich sehr helfen. Ich habe so die Möglichkeit, weitere Erfahrungen zu sammeln und mich mit der Formel 1 vertraut zu machen. Einige Aspekte lassen sich auch auf die Formel 2 übertragen."
Frage: "Erzähle uns von dem Moment, als du zum ersten Mal ins Formel-1-Auto gestiegen bist. Wie ist es für dich gelaufen?"
Kimi Antonelli: "Es war sehr aufregend. Zunächst einmal ist es beeindruckend, so viele Menschen um das Auto herum zu sehen. Das ist etwas, das ein junger Fahrer nicht gewohnt ist. Diese Aufregung habe ich mit auf meine erste Runde genommen."
"Wir waren in Spielberg und die Bedingungen waren nicht die besten: Es regnete, und am Nachmittag schneite es sogar! Aber auch wenn die Bedingungen nicht ideal waren, war die erste Runde aufregend. Am zweiten Tag wurde die Strecke dann besser, und im Trockenen kam die Leistung zum Vorschein. Die Leistung, die Verzögerung, der aerodynamische Abtrieb. Das war schon einfach verrückt!"
Frage: "War es anders, als du es dir vorgestellt hattest?"
Kimi Antonelli: "Es war unglaublich. Jetzt kann ich sagen: Man weiß erst dann zu schätzen, wie außergewöhnlich ein Formel-1-Auto ist, wenn du damit auf der Strecke bist. Dann versteht man, warum zweitausend Leute daran arbeiten, so ein Fahrzeug zu bauen. Es war eine wirklich großartige Erfahrung."
Frage: "Kommen wir zur Nachbesprechung. Für viele junge Fahrer ist die Aufarbeitung von Formel-1-Testfahrten ähnlich beeindruckend wie das Fahren an sich."
Kimi Antonelli: "Das kann ich bestätigen! Sobald man aus dem Auto aussteigt, hat man all diese Ingenieure um sich herum."
"Aber lass uns noch einen Schritt zurückgehen: Als ich morgens an der Rennstrecke ankam, öffnete ich gerade die Tür zur Box und war schockiert, wie viele Leute dort waren, sowohl Ingenieure als auch Mechaniker. Sie alle waren da, nur um sich um ein einziges Auto zu kümmern. Das hat mir sofort klargemacht, wie viel Arbeit hinter allem steckt, was wir von außen sehen. Und nur im Innern lernt man wirklich zu schätzen, wie viel Arbeit da wirklich investiert wird."
"Und um auf die Frage zurückzukommen: Ich fand es bemerkenswert, wie viele Ingenieure um das Auto herumgeschwirrt sind. Das sind Profis, denen du eine Antwort geben können musst, wann auch immer sie dir eine Frage stellen. Ihnen musst du auch viele Informationen geben."
"Ich muss sagen: Bei mir hat es eine Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Aber jetzt erscheint mir das alles schon normal zu sein."
Frage: "Dein Testprogramm umfasste neben Spielberg auch Silverstone. Wie war es für dich in Kurven wie Copse und Becketts?"
Kimi Antonelli: "Unglaublich!"
Kimi Antonelli lacht, dann sagt er weiter: "Man hält es eigentlich für unmöglich, aber dann probiert man es und sieht, dass das Auto auf der Strecke bleibt. Und dann sagst du dir: Da wäre sogar noch Luft!"
"Ein Formel-1-Auto vermittelt einem sehr viel Selbstvertrauen. Wenn ich eine Schwierigkeit nennen soll, auf die ich beim Fahren gestoßen bin, dann war es, das Limit zu finden."
"Ich befinde mich immer noch in der Phase, in der ich merke, dass ich es mehr forcieren kann. Jedes Mal, wenn ich ein bisschen mehr Druck mache, gibt mir das Auto auch mehr zurück. Es wird der Moment kommen, in dem ich verstehe, dass es nichts mehr herauszuholen gibt. Das ist dann das Limit, aber wir reden hier von einem sehr schmalen Fenster und ich bin mir bewusst, dass der Spielraum für Fehler sehr gering ist."
"Ich arbeite jetzt daran, zu verstehen, wie ich konstant im richtigen Fenster sein kann. Je mehr das Vertrauen in das Auto wächst, desto wohler fühle ich mich."
Frage: "Wie war die erste Qualifying-Simulation?"
Kimi Antonelli: "Ein unglaubliches Gefühl. In meinem Fall war es nicht die weichere Reifenmischung, die mich beeindruckt hat, sondern das Auto an sich. Denn an die Gripveränderung kann man sich schon in der Formel 2 gewöhnen. Aber der Unterschied zwischen einem vollbetankten Auto und einem leichten Auto ist wirklich enorm groß."
Frage: "Wie kommst du mit dem Handling des Autos zurecht, auch bei Rennsimulationen? Bist du immer noch dabei, dich hier zurechtzufinden?"
Kimi Antonelli: "Bis jetzt haben wir ziemlich das Standard-Programm abgespult. Während eines Longruns wurde ich gebeten, den Batterieverbrauch etwas zu ändern, aber das passierte alles auf ganz natürliche Weise."
"Und auch beim Hybrid spürt man den Unterschied zwischen dem Qualifying- und dem Rennmodus. Bei den Longruns setzt man nicht die gesamte Batterieladung ein, während man auf der schnellen Runde alles nutzt."
"Wenn du mit vollem Tank unterwegs bist, spürst du auf den Geraden, wie sich die Leistung stabilisiert, weil ab einem gewissen Punkt Energie rekuperiert wird. Aber im Qualifying machst du immerzu Druck und kommst auf höhere Geschwindigkeiten. Dann musst du aber auch im Hinterkopf haben, dass du viel aggressiver auf die Kurven zufährst als sonst."
Frage: "Was hast du gedacht, als dein Name plötzlich im Fahrerkarussell aufgetaucht ist?"
Kimi Antonelli: "Naja, ich freue mich natürlich sehr darüber, dass man mich in Betracht zieht. Aber ich stelle hier keine Forderungen. Im Moment will ich einfach nur gut abschneiden in der Formel 2. Dann sehen wir weiter."
Frage: "Du bist seit fünf Jahren bei Mercedes. Das ist eine lange Zeit. Wie hast du diese Zeit wahrgenommen und wie gehst du damit um?"
Kimi Antonelli: "Das Positive an einer bereits recht langen Beziehung ist, dass das Team mich kennengelernt hat und sich Jahr für Jahr eine Meinung bildet. Wenn wir darüber gesprochen haben, hieß es stets, man wisse, wozu ich fähig sei. Ich bin dankbar für dieses Vertrauen, und das ist natürlich auch eine Motivation für mich."
"Mir hat unser gemeinsamer Weg in den vergangenen fünf Jahren sehr viel Spaß gemacht. Mercedes hat mir sehr weitergeholfen und tut das noch immer. Die Unterstützung hat über die Jahre sogar zugenommen, konkret seit 2023. Da haben wir zum Beispiel das Fitnesstraining intensiviert."
"Was ich aber mit am meisten schätze, das ist die Unterstützung durch das Team in schwierigen Momenten. Das macht wirklich den Unterschied aus. Und ich bin sehr, sehr glücklich darüber, Teil der Mercedes-Familie zu sein."
Frage: "Wir sehen dich mehr und mehr bei Grands Prix auftauchen und dann an der Seite von Toto Wolff. Wie ist dein Verhältnis zu deinem Chef?"
Kimi Antonelli: "Sehr gut, und nicht nur in professioneller Hinsicht. In schwierigen Momenten frage ich ihn um Rat, das will ich nicht leugnen. Und er sucht immer nach einem Weg, mir Selbstvertrauen zu geben."
"Ein Beispiel: In Silverstone habe ich ihn nach dem enttäuschenden Qualifying in der Formel 2 angerufen, weil das für mich ein bisschen schwierig war. Wir haben viel geredet, und dieses Gespräch gab mir mein Selbstvertrauen zurück. Am nächsten Tag habe ich gewonnen, und es war wirklich schön, ihn unter dem Podium zu sehen. Ich bin sehr glücklich über unser Verhältnis."
Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Mercedes
1954: Mercedes W196 / Fahrer: Juan Manuel Fangio, Karl Kling, Hans Herrmann, Hermann Lang Fotostrecke
Frage: "Heute werden junge Fahrer in der Formel 1 schon nach wenigen Rennen bewertet. Verläuft das Debüt positiv, bleibt dieses Image eine Weile haften. Wenn nicht, braucht es lange, bis sich etwas ändert in der Wahrnehmung. Macht dir das Sorgen?"
Kimi Antonelli: "Ich glaube, ein gewisses Maß an Sorge ist immer da. Seine Leistung nicht erbringen zu können, das ist etwas, das sicherlich jedem Angst macht."
"Ich aber sehe es als eine große Chance, zu lernen, zu wachsen und den Moment zu genießen. Ich habe keine Angst davor, beurteilt zu werden. Ich weiß, dass Mercedes eine klare Meinung über mein Potenzial hat."
"Schon meine aktuelle Formel-2-Saison hat nicht gerade bestmöglich begonnen, aber es gab dann keine negativen Gedanken. Ich bin ziemlich ruhig. Und wenn sich mir die Gelegenheit bieten würde, würde ich sie mit Eifer ergreifen und versuchen, das Beste daraus zu machen."
Frage: "Hast du dir je über einen Plan B außerhalb der Formel 1 Gedanken gemacht?"
Kimi Antonelli: "Ganz ehrlich: nein. Ich bin fest entschlossen, dieses Ziel zu erreichen. Ich habe nur Plan A in meinem Kopf."
Frage: "Als Lewis Hamilton in Silverstone gewann, wollte Wolff dich auf dem Siegerbild des Teams dabeihaben. Wie fühlte sich das an, gemeinsam mit dem Team zu posieren?"
Kimi Antonelli: "Das war ein schöner Moment. Toto sagte zu mir: 'Kimi, lass uns mit aufs Foto gehen.' Ich hatte davor schon die unglaubliche Atmosphäre in der Box miterlebt. So etwas hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Alle haben gesungen. Die Freude stand ihnen in den Augen."
"Auch für mich war das emotional. Denn in diesem Moment habe ich erkannt, wie sehr diese Leute auf diesen Erfolg gewartet und ihn herbeigesehnt hatten. Ich schätze mich glücklich, dass ich einen solchen Moment zusammen mit dem ganzen Team erleben durfte."
Frage: "Hattest du über die Jahre die Gelegenheit, George Russell kennenzulernen?"
Kimi Antonelli: "Ja, ich habe ihn getroffen, aber ich hatte nicht die Gelegenheit, viel Zeit mit ihm zu verbringen. Formel-1-Fahrer sind sehr beschäftigt und haben nicht viel Zeit, aber ich habe großen Respekt vor George."
Frage: "Die ersten sieben Monate der Saison 2024 waren sehr intensiv für dich. Wie kommst du damit zurecht?"
Kimi Antonelli: "Ziemlich gut. In letzter Zeit habe ich mit all den Gerüchten über das nächste Jahr einen gewissen Druck verspürt, aber ich habe immer versucht, es zu genießen. Nach den beiden Siegen in der Formel 2 hat sich die Stimmung ein wenig geändert. Ich genieße einfach die Möglichkeiten, die ich habe."
Frage: "Die beiden Siege kamen genau zur richtigen Zeit. Deine Emotionen in Silverstone waren bemerkenswert, aber in Budapest schienst du dann vor allem zufrieden und weniger aufgeregt zu sein."
Kimi Antonelli: "Der erste Sieg ist immer etwas Besonderes. In Silverstone war ich sehr aufgeregt, das stimmt."
"Ich muss aber sagen: Bis zu diesem Erfolg hatten wir so viele Schwierigkeiten gehabt. Endlich den Durchbruch geschafft zu haben, das hat mir viel Last von den Schultern genommen."
"Als ich in Ungarn die Ziellinie überquerte, hat mir das enorme Befriedigung verschafft. Ich war immer noch ein wenig emotional, aber das Wichtigste war, dass sowohl ich als auch das Team gezeigt haben, dass wir ein gutes Tempo halten können und wissen, wie man ein Rennen kontrolliert."
Frage: "Lass uns über den Beginn dieser Saison sprechen. Als es für das darum ging, Neues zu lernen. Das Auto war neu für dich und es war anfangs schwierig. Vielleicht warst du erstmals in deiner Karriere im Hintertreffen. Wie hast du das erlebt?"
Kimi Antonelli: "Das kam ein bisschen unerwartet. Ich hatte nicht vorgehabt, in die Formel 2 zu kommen und gleich alles zu gewinnen. Mir war immer klar, es würde eine enorme Herausforderung werden, den Sprung aus der Formula Regional zu meistern. Mir war auch klar: Ich würde vieles lernen müssen. Und dieses Lernen hält weiter an."
"Aber so bereit ich auch für eine anfängliche Lernphase war, muss ich doch sagen, die Schwierigkeiten in den ersten Rennen haben uns überrascht. Mein persönliches Ziel war jedoch immer klar: mich von Rennen zu Rennen zu verbessern und dem Team das bestmögliche Ergebnis zu bescheren."
Frage: "Vielleicht wirst du in einigen Jahren zurückschauen und 2024 als sehr lehrreich wahrnehmen, gerade weil du viele Schwierigkeiten meistern musstest."
Kimi Antonelli: "Ich glaube, das kann ich jetzt schon sagen! Wenn man schwierige Zeiten durchmacht, denke ich, dass man am Ende gestärkt daraus hervorgeht, auch in Bezug auf deine Einstellung. Es sind Zeiten, in denen man lernt, wieder aufzustehen, nicht aufzugeben."
"Schwierigkeiten sind nie angenehm, aber wenn man wieder aufsteht, dann ist das eine große Genugtuung. Ich hatte eine schwierige Phase, aber es war auch schön, gestärkt zurückzukommen. Silverstone und Budapest haben das bestätigt."
Frage: "Wir haben gerade schon über deinen Wechsel von der Formula Regional in die Formel 2 gesprochen. Wie hat das unterm Strich für dich funktioniert?"
Kimi Antonelli: "Es ist ein großer Sprung, das kann ich bestätigen, aber es ist machbar."
"Da gibt es so viele Aspekte: Zum Beispiel muss man viel mehr Informationen analysieren. Dazu kommen die Rennen an sich mit den Startabläufen, das Aufwärmen der Reifen. Details machen in einer Serie wie der Formel 2 einen großen Unterschied."
"Also ja, der Sprung ist groß. Das kann ich bestätigen. Aber dank der Testfahrten und vor allem dank der richtigen Unterstützung durch das Team kann man sich schließlich wohlfühlen. Außerdem hatte ich dieses Jahr das Glück, [mit Oliver Bearman] einen starken Teamkollegen mit einer Saison Erfahrung zu haben. Das hilft einem dabei, schneller zu lernen."
Frage: "Wie sehr hilft es, bei einem solchen Wechsel im gleichen Team zu bleiben?"
Kimi Antonelli: "Sehr viel. Wenn man eine gute Beziehung zum Team hat, wird alles einfacher, und wenn man die Kategorie wechselt, ist das ein großer Vorteil."
"Ich denke, wenn ich in dieser Saison mit einem anderen Team in die Formel 2 gekommen wäre, wäre die Anpassung viel schwieriger gewesen. Ich hätte neue Leute kennen lernen und mich vor allem bekannt machen müssen, während man bei Prema genau weiß, wer ich bin. Man kennt dort meine Geschichte und weiß, was ich brauche. Das war ein großer Mehrwert."
Frage: "Kommen wir nochmal auf Bearman zu sprechen. Einen erfahrenen und hochgeschätzten Teamkollegen zu haben, das war vermutlich eine große Hilfe. Hättest du einen anderen Neuling an deiner Seite gehabt, wären deine Ergebnisse wahrscheinlich in Frage gestellt worden. Hast du darüber mal nachgedacht?"
Kimi Antonelli: "Auf jeden Fall!"
"Einen starken Teamkollegen zu haben ist immer wichtig. Er ist ein Bezugspunkt, mit dem man sich vergleichen kann, und in meinem speziellen Fall war das eine große Hilfe. Wenn man dann noch einen erfahrenen Teamkollegen hat, ist es ein zusätzlicher Vorteil, wenn man weiß, wie man das Auto verbessern und wie man das Team in die richtige Richtung lenken kann."
"Ich denke, wir machen zusammen einen guten Job."
Frage: "Nächstes Jahr fährt Bearman in der Formel 1. Das wissen wir schon. Aber zu Andrea Kimi Antonelli gibt es bislang nur Spekulationen - sagen wir es mal so. Und manche rümpfen die Nase, weil weder Oliver noch du aktuell weit vorne zu finden sind in der Formel-2-Gesamtwertung. Was sagst du dazu?"
Kimi Antonelli: "Meine Position ist nicht so schlecht, in den letzten Runden haben wir stark aufgeholt. Wir haben wieder einen positiven Trend und ich hoffe, dass dieser bis zum Ende der Saison anhält."
"Es gibt so viele Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass wir in der Meisterschaft nicht auf den vorderen Plätzen zu finden sind, aber ich wiederhole: Es sind noch einige Rennen zu fahren, und wir werden am Ende sehen, wo wir am Ende stehen."
Frage: "Hat sich eigentlich dein Leben verändert? Ist deine Beziehung zu deinen Eltern noch immer so, wie sie immer war?"
Kimi Antonelli: "Mein Vater kommt immer an die Strecke, um meine Rennen zu sehen. Mir ist es sehr wichtig, ein Familienmitglied in der Nähe zu haben. Ich würde auch gerne meine Mutter mitnehmen, aber ich habe eine jüngere Schwester und sie hat zurecht andere Prioritäten."
"Mein Zeitplan ist natürlich immer anspruchsvoller geworden. Ich verbringe immer weniger Zeit zuhause, und es gibt Zeiten, in denen sowohl meine Eltern als auch ich ein wenig darunter leiden, aber letztendlich ist das eines der vielen Opfer, die man erbringen muss. Manchmal, ja, vermisse ich mein Zuhause ein wenig."
Frage: "Wie gelingt es dir, deine schulische Ausbildung mit dem Sport in Einklang zu bringen?"
Kimi Antonelli: "Jetzt haben wir ja gerade Ferien, oder? Wenn ich an der Rennstrecke bin, muss ich aufholen. Meine Klassenkameraden informieren mich über den Stoff, der in der Klasse durchgenommen wird, und wenn ich unterwegs bin, versuche ich, auf dem Laufenden zu bleiben."
"Es gibt auch schwierigere Momente, wie zum Beispiel dieses Jahr der Triple-Header Bahrain, Saudi-Arabien, Australien. Vor meiner Abreise habe ich ein Bild von mir auf den Stuhl im Klassenzimmer gehängt, um alle wissen zu lassen, dass ich mal wieder komme. Um ehrlich zu sein hat es nicht ganz so funktioniert, aber meine Klassenkameraden wussten, dass ich mich nicht in Luft aufgelöst hatte!"
Frage: "Du hast klar gesagt, du hältst dich bisher nicht für einen Formel-1-Fahrer, solange du nicht die offizielle Bestätigung hast. Aber du hast dir sicherlich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, 2025 in Melbourne dein erstes Formel-1-Rennen zu fahren."
Kimi Antonelli: "Ich sehe das immer noch als einen Traum an."
"Ja, ich habe darüber nachgedacht, aber es ist ein flüchtiger Gedanke. Ich habe mich gezwungen, mich auf mein aktuelles Ziel zu konzentrieren, auf ein gutes Abschneiden in der Formel 2. Manchmal kommt es vor, dass man an etwas anderes denkt, aber ganz ehrlich, für mich ist es heute immer noch ein Traum. Wir werden sehen, ob er wahr wird."
Frage: "Vor einem Jahr warst du in der Formula Regional unterwegs. Hast du damals überlegt, wo du heute stehen könntest?"
Kimi Antonelli: "Nein, denn ich hatte nie erwartet, direkt in die Formel 2 zu kommen. Als man mir das sagte, dachte ich, der Sprung wäre gewaltig. Denn normalerweise geht man zuerst in die Formel 3. Andererseits hat mich die Herausforderung sofort gereizt."
Frage: "Bald kriegst du auch den Führerschein, auf den du schon so lange hinfieberst."
Kimi Antonelli: "In einem Monat! Aber ich weiß nicht, ob ich die Zeit haben werde, alles zu machen. Vielleicht verschiebe ich es bis nach dem Baku-Wochenende."
"Ich habe immer noch mein kleines Microcar, das mich herumfährt und mit dem ich alles machen kann, was ich machen muss. Aber dieser Tage benutze ich es nicht, weil ich einen Rückspiegel verloren habe, der sich während der Fahrt gelöst hat. Und ich habe genau gesehen, wie das nachfolgende Auto drübergefahren ist!"
Frage: "Wenn du bald einen Firmenwagen kriegst, wirst du dein Microcar dann behalten?"
Kimi Antonelli: "Sicher. Ich werde bald ein normales Auto haben, sagen wir es so. Aber das Microcar wird bei mir bleiben, genau so, wie es jetzt ist: ein bisschen abgenutzt und vielleicht sogar mit einem kaputten Spiegel. Was auch immer die Zukunft bringt, es wird mich an eine intensive und schöne Zeit erinnern."