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Domenicali exklusiv: "Nichts Falsches" an umgekehrter Startaufstellung
Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali spricht exklusiv über seine Ideen, die Königsklasse noch spannender und spektakulärer zu machen.
(Motorsport-Total.com) - Die sportliche Seite der Formel 1 ist für Geschäftsführer Stefano Domenicali nach wie vor sehr wichtig, auch wenn Liberty Media in den vergangenen Jahren für Gimmicks wie die Sprintrennen kritisiert wurde. Die Nörgeleien sind allmählich verstummt, aber es gibt immer noch Gegner des Samstagsrennens. Domenicali ist überzeugt, dass der Sprint funktioniert, will sich aber trotzdem mit den Kritikern auseinandersetzen.
© Sam Bloxham / Motorsport Images
Stefano Domenicali setzt sich für die umgekehrte Startreihenfolge in Sprints ein Zoom Download
Der Formel-1-Strippenzieher sieht acht Sprintrennen pro Jahr positiv, möchte aber noch mehr Würze hineinbringen und deshalb die Startaufstellung anpassen. "Als wir das eingeführt haben, hagelte es Kritik von den Puristen, auf die wir immer hören müssen, auch wenn sie mit einer Entscheidung nicht glücklich sind", sagt Domenicali im Exklusivinterview mit Motorsport.com.
"Ich habe das Gefühl, dass sich die Stimmung komplett gedreht hat", sagt er. "Ich glaube, dass die Änderungen, die wir in diesem Jahr vorgenommen haben, aus mehreren Gründen richtig waren - wir haben das Qualifying und das Parc-Ferme getrennt. Der Rhythmus ist jetzt viel besser."
Idee: Umgekehrte Startreihenfolge im Sprint
"Ich glaube nicht, dass wir in einer Position sind, um zum Beispiel wie die MotoGP zu werden, wo es einen ganzen Kalender voller Sprints gibt. Aber es gibt noch Raum für Wachstum", erklärt der Formel-1-Geschäftsführer. "Vielleicht ist ein Drittel des Kalenders möglich, das wäre eine Option."
Darüber hinaus diskutiert die Formel 1 intern weitere Ideen, die immer wieder auf den Tisch kommen: "Was wir uns fragen, ist, ob es eine umgekehrte Startreihenfolge braucht oder ein halbes Grid, wie es die Formel 2 und die Formel 3 machen. Es gibt also immer Dinge, die unsere Kreativität am Leben halten, damit es interessant bleibt."
Domenicali bezeichnet sich selbst als Formel-1-Puristen, ist aber von der Idee einer umgekehrten Startreihenfolge bei den Sprints sehr angetan. "Warum auch nicht? Das bringt viel Action", sagt er. "Es gibt viele Überholmanöver. Man kämpft um Positionen."
Doch er sieht schon die Kritiker: "Manche sagen, es sei Fake-Racing. Falsch? Es ist nicht falsch, ein Format zu entwickeln, das tolle Action bietet. Ich wäre daran interessiert, diese Idee noch einmal zu diskutieren, ja."
Mehr Action
Domenicali wünscht sich, dass in der Formel 1 in jeder Session eines Rennwochenendes ein Wettkampf stattfindet, damit die Fans einen Grund haben, zuzuschauen. In einer Zeit, in der die Ingenieure schon vor dem Rennwochenende in Simulationen das Set-up perfektionieren, sieht er keinen Grund, drei Freie Trainings nur für die Ingenieure anzubieten.
"Ist es für die Leute am Freitag unterhaltsam, Autos auf der Strecke zu sehen, die nur getestet werden, um sich besser auf das Qualifying und das Rennen vorzubereiten? Ist es das, was die Leute sehen wollen?" Diese Frage stellt sich Domenicali und hat revolutionäre Ideen, die den Motorsport auf Formel-1-Niveau nachhaltig verändern könnten.
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"Die Teams investieren viel in solche Simulationstools", sagt er. "Mein Traum ist es, dass jedes Mal, wenn wir auf die Strecke gehen, um etwas gekämpft wird. Das ist die Natur des Rennsports. Das ist die Natur der Fahrer, denn sie wollen jedes Mal die Besten sein, und genau darauf sollten wir in Zukunft hinarbeiten."
"Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg", fährt Domenicali fort. "Wir tun die richtigen Dinge und die Spannung, die der Sprint mit sich bringt, ist glasklar. Viele Promoter würden ihn gerne haben. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um zu schauen, welche Strecke gute Action bietet und wie wir den Kalender aufteilen können, um die richtige Frequenz zu haben."
Strecken-Debatte
Liberty Media hat mit der Formel 1 einen neuen Weg eingeschlagen, um die Königsklasse mit mehr Straßenrennen näher an die Fans zu bringen. Katar ist eine der wenigen Ausnahmen auf neuen permanenten Rennstrecken im Kalender, aber Las Vegas, Miami und Saudi-Arabien sind hingegen Straßenkurse.
Mit Madrid und Bangkok gibt es zwei potenzielle Straßenkurse, die den Weg in den Formel-1-Kalender finden könnten. Damit entfernt sich die Königsklasse immer mehr von ihrer traditionellen Basis auf klassischen Rennstrecken. Domenicali ist sich dessen bewusst, sieht aber nicht zu viele Straßenkurse im Formel-1-Kalender.
"Wir wollen die richtige Balance", sagt er. "Wir wollen nicht, dass die Balance kippt, aber für uns ist es wichtig, guten Rennsport zu produzieren. Einer der größten Kritikpunkte vor Las Vegas war, dass dort gefahren wird, wo es keine Überholmanöver, kein Drama, keine Action und so weiter gibt. Wir haben denen, die das sofort gesagt haben, gezeigt, dass sie falsch lagen, denn das Rennen war unglaublich gut."
"Es ist wichtig, historische Rennstrecken zu respektieren, aber Geschichte ist nicht alles", erklärt Domenicali. "Die Geschichte ist eine gute Basis, um in die Zukunft zu investieren. Wir machen uns keine Sorgen darum, die richtige Lösung zu finden, die richtige Unterhaltung zu bieten und die richtigen Fans zu finden. Jeder kann eine andere Meinung haben."
Laut Domenicali gibt es Fahrer, die permanente Rennstrecken bevorzugen, während andere sehr gerne in Innenstädten fahren. "Die richtige Antwort ist immer eine gute Balance", so der Geschäftsführer. "Das ist auch mein Ansatz."
Möglichkeiten in Filmen und Serien
Eine der großen Erfolgsgeschichten von Liberty Media ist die Serie "Drive to Survive" auf Netflix, die die Formel 1 einem ganz neuen Publikum näher bringt. Auch die Kanäle in den sozialen Medien wurden geöffnet, um eine ganz neue Generation an die Formel 1 heranzuführen. Nach der COVID-Pandemie gab es einen regelrechten Boom.
Der Einfluss von Netflix war enorm und Domenicali glaubt, dass auch der neue Formel-1-Film, der im Juni 2025 in die Kinos kommt, die Königsklasse auf ein neues Level heben wird. Er sagt: "Das wird riesig! Netflix war meiner Meinung nach groß, aber das wird riesig. Wir werden ein Niveau erreichen, das es jetzt noch nicht gibt."
Domenicali glaubt, dass der Film "F1" funktionieren wird, weil die FOM mit den Filmemachern klar vereinbart hat, die Grenzen auszuloten. Es sollte nicht einfach ein weiterer Film über den Motorsport werden. "Eine Sache war nicht verhandelbar: Es musste etwas Einzigartiges werden", so Domenicali.
"Natürlich können wir den Rennsport an sich nicht antasten, denn das ist der Sport. Aber wir haben den Film mit verschiedenen Schnitten und Elementen kreiert", sagt er. "Ich glaube, die Leute werden vom Ergebnis fasziniert sein, weil sie die Komplexität hinter den Aufnahmen verstehen werden. Das ist alles sehr beeindruckend."
Domenicali sieht sogar einen Nutzen für die Formel-1-Übertragungen, denn einige der Kameraeinstellungen könnten in Zukunft für die Onboards verwendet werden, um das Produkt zu verbessern. "Wir entwickeln eine neue Kameratechnologie, die verschiedene Bildausschnitte liefern kann", erklärt er. "Das ist eine gute Möglichkeit, eine neue Technologie zu entwickeln."
Manches lässt sich nicht kontrollieren
Domenicali ist in seinem vierten Jahr an der Spitze der Formel 1 und er glaubt, dass er bereits viele Dinge in die richtige Richtung gelenkt hat - sowohl für die Fans als auch für die Liberty-Media-Bosse. "Ich will nicht sagen, dass ich es war, denn ich bin ein Teamplayer", sagt er. "Wir haben es geschafft, die Formel 1 in eine Dimension zu bringen, von der viele nicht geglaubt haben, dass sie für uns möglich ist."
"Das Wachstum, das wir erleben, die Schönheit, über die wir sprechen, darauf können wir wirklich stolz sein", sagt er. "Ich sehe jetzt den Wert unserer Kapitalisierung an der Börse. Das bin nicht ich. Das sind unsere Aktionäre. Ich muss Greg [Maffei] und Liberty Media für ihr Vertrauen in mich und mein Team danken."
Allerdings sieht Domenicali nicht alles durch die rosarote Brille, denn laut dem Geschäftsführer gibt es noch viele Herausforderungen zu meistern. "Wir geben immer Vollgas", sagt er. "Ihr kennt mich. Man kann glücklich sein, aber nie so glücklich."
Es gibt Dinge, die Domenicali nicht schlafen lassen, wie die Nachhaltigkeit, die für die Regeländerungen für 2026 wichtig war, oder die Erinnerungen an das wegen Überschwemmungen abgesagte Rennen in Imola 2023. "Ich muss schlafen, weil wir viel arbeiten", lacht er. "Ich mache mir keine Sorgen über Dinge, die wir nicht kontrollieren können, weil ich hinter einem Problem immer eine Chance sehe."
Hier geht es zum ersten Teil des Exklusivinterviews mit Domenicali!
"Aber es gibt Dinge, die wir nicht kontrollieren können, auf die wir aber Einfluss haben. Wir sind ein globaler Sport", fährt Domenicali fort. "Wir wissen, dass die politische Lage schwierig ist. Wir sind vom sogenannten Klimawandel betroffen. Das war in Ungarn sehr knapp, aber das können wir nicht kontrollieren. Wenn wir das kontrollieren, was wir kontrollieren können, dann sind wir in einer guten Position", stellt Domenicali klar.