Vater von Roland Ratzenberger: "Als ich den Helm sah, wusste ich, es ist aus"
Interview mit dem Vater von Roland Ratzenberger: Wie die Erinnerungen an Imola 1994 langsam schwächer werden, aber niemals ganz erlöschen
(Motorsport-Total.com) - Seit dem Tod von Roland Ratzenberger im Qualifying in Imola ist es für seinen Vater Rudolf unverändert eine Herzensangelegenheit, das Andenken an seinen Sohn aufrechtzuerhalten. Jetzt, 30 Jahre nach jenem verhängnisvollen 30. April 1994, hat der 90-jährige Salzburger in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de über seine Erinnerungen gesprochen.
© Peter Levay
Rudolf Ratzenberger ist es ein Anliegen, das Andenken an Roland aufrechtzuerhalten Zoom Download
Nach 30 Jahren sei die Erinnerung "natürlich schon ein bisschen schwächer", erzählt Ratzenberger sen. Aber: "Ich habe trotzdem noch das Bild von mir, von Eurosport, auf Englisch, wie das Training läuft und ich dann das Auto sehe, von dem ich im ersten Moment gar nicht wusste: 'Ist das jetzt der Simtek?'"
Ratzenberger war 1994 kein großer Fan der Formel 1. Er war für die Pensionsversicherungsanstalt tätig und hatte zwar viele Interessen, aber der Motorsport gehörte nicht dazu. Am 30. April 1994 kamen er und seine Frau Margit gerade aus dem Mexiko-Urlaub nach Hause. Ratzenberger schaltete den Fernseher ein und sah das Qualifying in Imola live.
"Als er dann in der Kurve stehengeblieben ist und ich den rot-weiß roten-Helm von Roland gesehen habe, und sein Kopf ist schon so mitgegangen, da habe ich eigentlich schon gewusst: 'Es ist aus.' Das war für mich schon ein fürchterlicher Moment", erinnert er sich.
Rudolf Ratzenberger: Erstes Zoom-Meeting mit 90 Jahren
Ratzenberger war am 4. April 2024, anlässlich des 30-jährigen Todestags von Roland, zu Gast am virtuellen Stammtisch für Mitglieder des YouTube-Kanals von Formel1.de. Der virtuelle Abend begann mit einem von Christian Nimmervoll geführten Interview, das jetzt auf YouTube zu sehen ist.
Anschließend hatten Kanalmitglieder die Möglichkeit, mit Ratzenberger zu sprechen und ihm Fragen zu stellen. Nach Ratzenberger war dann auch noch Peter Levay zu Gast, um über seine vierteilige Dokuserie zu sprechen, deren letzter Teil gerade auf YouTube erschienen ist. (Den kompletten Stammtisch können nur Kanalmitglieder von Formel1.de sehen. Jetzt Kanalmitglied werden!)
Gänsehaut: Ratzenberger-Vater spricht über Imola
Ein bewegendes Interview: Rudolf Ratzenberger, der Vater von Roland, spricht über den Tod seines Sohnes beim Grand Prix von San Marino in Imola 1994. Weitere Formel-1-Videos
Ratzenberger erinnert sich auch an eins der seltenen Telefonate zwischen Roland und seiner Frau, der lieber gewesen wäre, ihr Sohn wäre keine Autorennen gefahren. Roland war in Japan bereits ein Star, kaufte sich von dem dort verdienten Geld jene Wohnung, in der seine Eltern heute leben. Und erklärte seiner Mama, in der Formel 1 werde alles besser.
Ratzenberger erinnert sich an das Gespräch kurz vor dem Formel-1-Einstieg so: "Sie haben telefoniert, und als er ihr mitgeteilt hat, dass er jetzt in die Formel 1 kommt, hat er gesagt: 'Mama, mach dir keine Sorgen! Die Formel 1 ist die sicherste Formel, die es gibt.'" Wenig später war Roland tot.
Mama Ratzenberger bekam es erst später mit ...
Im Hause Ratzenberger nahm davon im ersten Moment nur Rudolf Notiz von den schrecklichen Ereignissen. Margit war in der Küche, wie Ratzenberger sen. schon zu Rolands 55. Geburtstag in einem Interview erzählt hat. "Ich konnte es ihr erst sagen, als es schon im Radio gekommen ist", sagt er. "Meine Frau hat länger gebraucht, um die ganze Sache zu verarbeiten."
Es mache ihn "glücklich, dass Roland nicht vergessen" wird. Auch wenn es für die Familie "eine schreckliche Erinnerung" war, zum Beispiel "im Hospital in Bologna, wo ich hingehen musste, um Roland zu identifizieren. Das ist wahrscheinlich die schrecklichste Erinnerung an das Ganze."
Das ganze Interview mit Rudolf Ratzenberger (16 Minuten) gibt's jetzt auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de zu sehen, ebenso wie den kompletten Stammtisch vom 4. April. Und natürlich auch die vier Folgen der Dokuserie von Peter Levay.